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Flashback

Titel: Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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in dem es um die Kämpfe im Februar und März 1836 ging, bei denen Travis, Crockett, Bowie und andere von den mexikanischen Belagerern unter General Santa Ana getötet wurden. Der Aufsatz drehte sich um das Führungsversagen von Sam Houston und anderen selbst ernannten Texanern. Überrascht erblickte Leonard jetzt auf der anderen Straßenseite
den Alamo Placita Park. Auf ihrer Seite des Boulevards erstreckte sich der kleinere Hungarian Freedom Park.
    In beiden Parks befanden sich Hunderte von Hütten und zerrupften Zelten, vor allem gleich auf der Grünfläche gleich rechts von ihnen. Überall wimmelte es von Obdachlosen, zumeist Männern.
    Val ließ sich neben Leonard zurückfallen. »Bleib ganz dicht neben mir, Grandpa.«
    Eine Gruppe von vielleicht zwanzig mageren, bedrohlich aussehenden Männern überquerte die Straße zum Gehsteig in der Mitte, um ihnen zu folgen.
    Der Speer Boulevard mündete hier in die East First Avenue. Rechts von ihnen erhob sich jetzt ein Zaun, der den Zugang zum ehemaligen Denver Country Club mit seinem großen Grundstück verhinderte. Der Cherry Creek verschwand in diesem unzugänglichen Gelände.
    Auf der anderen Straßenseite im Norden erstreckte sich eine der ältesten reichen Gegenden von Denver mit schattigen Straßen und ehemaligen Luxusresidenzen mit ausgedehnten Rasenflächen. Jetzt waren diese Häuser zerstört, viele von ihnen abgebrannt, andere von Obdachlosen bewohnt oder in billige Flashhöhlen umgewandelt.
    Die Gruppe hinter ihnen überquerte hastig die South Downing Street, um sie einzuholen.
    Plötzlich ließ Val Leonards Reisetasche fallen und drehte sich um. Gleichzeitig zog er die Beretta aus dem Gürtel.
    Ungefähr zehn Meter hinter ihnen stoppten die Männer. Sie stießen wüste Beschimpfungen aus, und einer warf sogar einen Stein nach ihnen, doch dann machten sie kehrt und trotteten zurück in Richtung der Parks.
    Leonard merkte, dass er kaum Luft bekam, als Val die Waffe wegsteckte. Der Junge hängte sich die Reisetasche wieder um und packte Leonard fest am Ellbogen, um ihn mitzuziehen.

    »Es überrascht mich, dass diese Leute nicht ebenfalls Pistolen hatten«, brachte Leonard nach einer Weile ächzend hervor. Immer wieder schielte er über die Schulter.
    »Wenn sie welche hätten«, antwortete Val, »dann wären sie nicht obdachlos. Und wir wären jetzt tot. Komm, wir müssen weiter. «
    Vor Anstrengung und Adrenalin schlug Leonard das Herz bis zum Hals. Als sie am Eingang zum Country Club vorbeikamen, sah er überall blaue Zelte auf den ehemaligen Tennisplätzen und dem Achtzehn-Loch-Golfgelände hinter den Hauptgebäuden. Auf den wenigen unbesetzten Flächen standen Senkrechtstarter aufgereiht, die Triebwerke und Rotoren nach oben geschwenkt.
    »Ich frage mich, was … «
    »Komm weiter, Grandpa. Gleich sind wir da.«
     
    Die zu einer Wohnanlage mit vielen kleinen Waben umgestaltete ehemalige Cherry Creek Mall nahm einen breiten, langen Häuserblock ein, an dessen Rückseite der Fluss verlief. Hohe Zäune und Stacheldraht zwischen dem Parkhaus des ehemaligen Einkaufszentrums und dem Fluss verhinderten, dass sich am Ufer Obdachlose ansiedelten. Jenseits des Cherry Creek im Süden erblickten Leonard und Val teurere Wohnkomplexe, die mit Stacheldraht, Geschützposten, Schlagbäumen und privaten Sicherheitsdiensten geschützt wurden. Hier auf dieser Seite des Flusses war es schwieriger.
    Leonard erinnerte sich noch gut an die Cherry Creek Mall: eine der gehobensten Shoppingmeilen von Colorado. Jetzt waren die ein- bis dreistöckigen Gebäude jenseits der First Avenue ein Gewirr von Budengeschäften und Ruinen, die bei Unruhen oder Bandenkriegen abgebrannt waren. Keiner der hochklassigen Läden hatte das letzte Jahrzehnt überstanden.
    Von der Instandhaltung hängt so viel ab , dachte Leonard. Vor Jahrzehnten,
noch vor dem Tag, als alles den Bach runterging, hatte es ein Buch und eine Fernsehsendung darüber gegeben, wie sich die Welt verändern würde, wenn die Menschen plötzlich verschwunden wären. Das hatte Leonard fasziniert, der damals noch Seminare über Shakespeare und Chaucer hielt.
    Was er vor dieser Fernsehsendung gar nicht begriffen hatte – die Buchvorlage hatte er nie gelesen –, war, dass das moderne Leben in seiner materiellen Vernetzung in höchstem Maß auf konstante Instandhaltung angewiesen war. Falls ihn je so etwas wie eine apokalyptische Vision streifte, stellte er sich vor, dass die Städte jahre- und jahrzehntelang unverändert blieben,

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