Flashback
häufig Mord oder Mord nach einer brutalen Vergewaltigung. Das ultimative Ereignis zum Flashen. Zwei auf einen Schlag.
»Hat sich dieser Val auch nicht beteiligt, als diese … Experimente mit Flashback nacherlebt wurden?«, fragte Nick.
»Genauso ist es.« Miss Kschessinska gab sich große Mühe, deutlich zu sprechen. »William hat mir erzählt, dass dieser Bursche aus Feigheit bei den Experimenten nicht mitgemacht hat und die anderen schäbig im Stich gelassen hat, wenn sie das Ereignis nacherlebt haben – als Teil ihres Erwachsenwerdens sozusagen.«
»Was hat dieser Val denn getan, während die anderen mit ihren Experimenten beschäftigt waren?«
»Ach, immer nur Ausreden.« Sie fuchtelte mit den Händen und zündete sich eine echte Zigarette an. Die falsche zupfte sie aus dem Halter und warf sie wütend beiseite. »William hat erzählt, dass der Junge ständig die Nerven verloren und sich abgesondert hat unter dem Vorwand, für die anderen Wache zu stehen. Oder ähnlicher Unsinn. Der Junge war kein echter Freund von William, obwohl mein lieber William so viel für ihn getan hat. Obwohl er ihm wunderbare Sachen geschenkt hat.«
Sie blickte auf, und Nick musste erneut an schalenlose Austern denken, als sich die fleckig grauen, schminkeumringten Augen auf ihn richteten. »Aber wenn er meinen Sohn tatsächlich ermordet hat, dann ist es wohl … also wohl … eine Selbstverständlichkeit, dass er kein echter Freund war. Wahrscheinlich hatte dieser Hal Fox schon länger vor, William zu verraten und zu ermorden.« Sie inhalierte tief und atmete den Rauch durch die Nase aus.
»Demnach haben Sie keine Ahnung, wo der Junge sein könnte? «
»Ich weiß nur, was ich schon Ihren Kollegen erzählt habe, Detective … Detective Betham …, ist das richtig? Nick Betham?«
»Ja, Ma’am.« Er hatte bereits die verschiedenen Highwayüberführungen und anderen Treffpunkte der Gang überprüft, die Miss Kschessinska gegenüber der Polizei erwähnt hatte. Und es war nicht leicht gewesen, diese Orte aufzusuchen, da Leonards Wohnung und das ganze Viertel am Echo Park bei den Kämpfen verwüstet und niedergebrannt worden waren. Hunderte von Aryan-Brotherhood-Randalierern hatten die Mauern des Heimatschutzstraflagers im Dodger Stadium in die Luft gesprengt, so dass der ganze Stadtteil mit weiteren Terroristen, Mördern und selbst ernannten Dschihadisten überschwemmt wurde. Die Gegend um Chávez Ravine war in dieser Woche kein sicherer Ort.
Auch die Untersuchung der Kanalisation in der Nähe des Tatorts am Disney Center verlief nicht ohne die eine oder andere böse Überraschung. Doch nichts davon gab Nick Aufschluss über Vals aktuellen Aufenthalt.
Als er die rauchende und trinkende Galina Kschessinska verließ, war sie in Tränen aufgelöst und hatte Schluckauf. Nachdem die Ermittlungen zu dem Anschlag auf Berater Omura eingestellt worden waren – aufgrund der herrschenden Notlage, aber auch, weil Omura persönlich darauf gedrungen hatte –, war es zweifelhaft, ob Miss Kschessinska noch einmal Besuch von den Behörden erhalten würde. Zumindest so lange nicht, bis Streifenbeamte eines Tages nach der Beschwerde eines Nachbarn über einen furchtbaren Gestank ihre Wohnung betraten und ihre Leiche fanden.
»Möchten Sie noch mehr Pfefferthunfisch, Sunomono, Nabeyaki udon oder Tako su, Bottom-san?«, erkundigte sich Sato. »Oder Sake?«
»Nein, nein danke. Vor allem keinen Sake mehr. Ich hab schon zu viel getrunken.«
Tatsächlich war er ein wenig angeheitert. Das wäre völlig in Ordnung gewesen, wenn er nach der Landung in Denver einfach nach Hause hätte fahren und sich ins Bett hätte legen können. Aber Nick wusste nicht, was Sato plante.
»Sato-san, können Sie mir sagen, wann ich mit Mr. Nakamura zusammentreffen werde?«
»Vorhin habe ich ja schon erwähnt, dass Nakamura-sama morgen Abend nach Denver zurückkehren wird. Sie sind eingeladen, ihn gleich nach seiner Ankunft in seinem Haus aufzusuchen. Er ist sehr gespannt, was Sie ihm zu sagen haben.«
Ich soll ihm Keigo Nakamuras Mörder nennen. Wenn ich den Namen bis dahin nicht kenne, bin ich überflüssig. Und wenn ich rausfinde, wer es war, bin ich noch überflüssiger.
»Das habe ich Ihnen mitgebracht.« Sato stellte eine Nylontüte auf Nicks Tischseite, die gerade von kimonobekleideten Flugbegleiterinnen abgeräumt worden war.
Misstrauisch zog Nick den Reißverschluss auf. Zehn schaumstoffgeschützte Ampullen Flashback, vier davon jeweils für eine
Weitere Kostenlose Bücher