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Flashback

Titel: Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Richtung Frankenstein. Der schlimmste Schmutz um die Wunde war beseitigt worden, trotzdem trocknete sich Nick nach dem Waschen ganz vorsichtig mit dem dicken Handtuch ab, um es nicht mit seinem Dreck und Blut zu beflecken.
    Anschließend zog er die Glock aus dem Halfter und vergewisserte sich, dass sie entsichert und dass eine Kugel im Lauf war, ehe er sie wieder wegsteckte. Wenn Omura-sama recht hatte, dann begleitete ihn Sato zu seiner Hinrichtung. Und zwar zu einer, die wohl schon morgen Nachmittag oder Abend nach Nakamuras Heimkehr in sein Bergdomizil in Denver bevorstand.
    Aber Nick hatte noch seine Pistole. Ein Versehen? Ein Test?
    Wie auch immer, die Glock war real und stand ihm zur Verfügung. Bloß wie sollte er sie einsetzen? Schießend hinausstürmen, Sato töten und sich dann von einer Sauerstoffmaske zur nächsten hangeln, bis er zum Cockpit vorgedrungen war und verlangen konnte, dass man ihn …
    Aber wohin konnte er sich fliegen lassen? In dieser Hemisphäre gab es keinen einzigen Staat, der kein Auslieferungsabkommen mit Nippon hatte.
    Und wenn es Val nach Denver geschafft hatte und auf ihn wartete?
    Im Grunde waren all diese Überlegungen sowieso müßig, da die Tür zum Cockpit wahrscheinlich sogar dem Beschuss durch eine Panzerfaust standhielt. Die Crew war mit Sicherheit bewaffnet, ohne allerdings darauf angewiesen zu sein. Falls sich ein paar
von seinen Schüssen komplett durch Sato bohrten oder ihn verfehlten, so dass der Druck abfiel, mussten die Piloten lediglich auf dieser Flughöhe bleiben und die Sauerstoffzufuhr der Kabine abschalten. Letzteres konnten sie ganz bequem natürlich auch ohne Druckabfall tun. Kopfschüttelnd starrte Nick die deutlich dünnere, nach den Maßstäben der letzten fünf Jahre fast schon magere und sichtlich ramponierte Gestalt im Spiegel an. Er war einfach zu müde. Zu viele Nächte mit zu wenig Schlaf. Das Denken bereitete ihm Mühe.
    Als er hinaustrat, war auch seine Seite des Tischs mit kleinen Tellern, einer Schüssel und einem nachgefüllten Glas Sake gedeckt.
    »Das Essen war so gut, dass ich mir erlaubt habe, auch für Sie zu bestellen.« Sato deutete darauf. »Ich persönlich mag das pochierte Ei nicht zu den Nudeln im Nabeyaki udon, aber die meisten Leute finden es köstlich. Ich habe es Ihnen auf die Seite legen lassen. Die gekochten Oktopusscheiben im Tako su sind mit Gurkenstiften garniert, mit Ponzusoße übergossen, mit Sesamsamen und geschnittenen Schalotten bestreut und mit Wasabimayonnaise beträufelt. Sie werden feststellen, dass die Soße ein angenehm rauchiges Zitrusaroma hat, das den Oktopus hervorragend ergänzt. Warum lächeln Sie, Bottom-san?«
    »Nur so.« In Wirklichkeit hätte Nick fast einen Lachanfall bekommen bei Satos Imitation eines eifrigen Küchenchefs. »Wahrscheinlich habe ich größeren Hunger, als ich dachte, Sato-san. Danke für die Bestellung.«
    Sato nickte kurz. »Auch der Pfefferthunfisch und das Sunomono sind mit Ponzusoße und Wasabimayonnaise angerichtet. Der Thunfisch mit einer Kruste aus schwarzem Pfeffer wird außen scharf angebraten, bleibt aber innen roh und wird in dünne Scheiben geschnitten. Eine Delikatesse. Hoffentlich schmeckt es Ihnen, Bottom-san.«

    »Bestimmt, Sato-san.« Nick stand noch und merkte, dass er sich zum Dank tief verneigt hatte.
    Nach einem tiefen Knurren Satos ließ sich Nick nieder und stieß vor Schmerz ein unfreiwilliges Ächzen aus. Der Geruch der Suppe und der anderen Speisen trieb ihm die Tränen in die Augen.
     
    Galina Kschessinska, ehemals Galina Sue Coyne, gehörte zu einem Typus, den Nick schon oft verhört hatte, manchmal als eifrigen Zeugen, meistens jedoch als Täter oder Komplizen. Unabhängig von der jeweiligen Rolle blieb die klinische Beschreibung die gleiche: bösartiger Narzisst.
    »Seit Tagen ist niemand bei mir gewesen, um mit mir zu reden.« Die Augen der Frau Mitte vierzig waren wie kleine, blasse Austern, die mit mehreren Schichten Schminke zugekleistert waren. Nick fand, dass ihr plastischer Chirurg wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verhaftet und gefoltert werden sollte. Durch einen Zigarettenhalter aus Perlmutt inhalierte sie den Rauch einer nikotinfreien Zigarette. »Ich dachte schon, dass die Polizei das Interesse an dem Fall verloren hat.«
    Wäre wohl kein Wunder, wo hier gerade die Welt untergeht. Nick schüttelte entschieden den Kopf. »O nein, Miss Kschessinska, der Fall wird weiter untersucht, und uns kommt es sehr darauf an, den Schuldigen zu

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