Flashback
überhaupt etwas ausrichten konnte. Die Taschenpistole
zählte nicht, da sie diesem stabilen Superplexiglas bestimmt nichts anhaben konnte. Vielleicht handelte es sich sogar um durchsichtiges Kevlar-3, dann half auch die Glock nichts. (Erst später sollte ihm klar werden, dass es nur diese Überlegung war, die ihn davon abhielt, völlig auszuflippen.)
Schweigend verharrten die beiden Männer im grünlichen Schatten der Halle – Hideki Sato kontemplativ, Nick Bottom innerlich schäumend.
»Warum zeigen Sie mir das?« Nick starrte Sato ins Gesicht.
Über die Lippen des wuchtigen Sicherheitschefs huschte ein Lächeln. »Wir müssen jetzt gehen, Bottom-san, damit ich Sie wie versprochen noch vor Ablauf einer Stunde zu Ihrem Fahrzeug zurückbringen kann. Aber wenn Sie heute Abend mit Mr. Nakamura sprechen, denken Sie bitte an die Möglichkeiten des NCAR.«
»Das NCAR werde ich bestimmt nie vergessen.«
1.17
DENVER
SAMSTAG , 25 . SEPTEMBER
»Wo sind sie?«
Nick befand sich in der Luftschleuse für die Waffenkontrolle, und Gunny G. stand als Einziger am Schalter.
»Dein Sohn ist weg, Nick. Und dein Schwiegervater hatte einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt«, erwiderte der Exmarine.
»Weg?«, rief Nick. »Was soll das heißen, Val ist weg? Wohin denn?«
»Das wissen wir nicht. Er hat sich durch eine Dachluke gezwängt und ist mit einem Seil runtergeklettert. Ich kann’s dir zeigen.«
»Leonard, mein Schwiegervater – lebt er noch?«
»Ja, ich hab ihn zu Dr. Tak gebracht.«
»Lass mich rein, Gunny. Drück auf den Summer.«
»Das kann ich nicht, Nick. Erst musst du die zwei Waffen hergeben, die du heute Morgen mitgenommen hast. Du kennst die Regeln.«
»Ja, ich kenn sie.« Nick trat zum Schalter und schob einen Schein über den Tresen. Fünfzig alte Dollar. Nicht mehr lange, und der »Vorschuss« von Nakamura war verbraucht.
Gunny G. öffnete die schwere Tür.
Dr. Taks richtiger Name war Sudaret Jatisripitak, aber im Wohnkomplex benutzten alle die einfachere Abkürzung. Er war während des Thai-Rak-Thai-Regimes aus Thailand geflohen und hatte festgestellt,
dass er auch ohne amtliche Anerkennung als Arzt seinen Lebensunterhalt verdienen konnte, wenn er die mehreren tausend Bewohner des Cherry-Creek-Komplexes unter der Hand medizinisch betreute. Dementsprechend hatte Dr. Tak eine der größten Waben des Einkaufszentrums, das halbe Obergeschoss des früheren Möbelladens Macy’s. Nick fand Leonard schlafend in einer Kabine der Notaufnahme.
Nick stockte der Atem, als er den Tropf und die vielen Schläuche an seinem Schwiegervater bemerkte. Er brauchte einen Moment, bis er die Erinnerung an das NCAR wieder abgeschüttelt hatte.
Tak, ein kleiner Mann Anfang siebzig, dessen kurzes Haar immer noch rabenschwarz war, trat in die Kabine und schüttelte Nick die Hand. »Er wird es überstehen. Mr. Gunny G. hat Ihren Schwiegervater ohnmächtig in Ihrer Wabe angetroffen und ihn auf meine Anweisung hin sofort hierhergebracht. Ich habe mehrere Untersuchungen durchgeführt. Professor Fox hat kurz das Bewusstsein wiedererlangt, aber jetzt schläft er.«
»Was fehlt ihm denn?« Nick fand, dass Leonard viel älter aussah als vor fünf Jahren, als er Val seiner Obhut übergeben hatte.
»Ich glaube, es war eine Angina Pectoris infolge einer Aortenstenose«, antwortete der thailändische Arzt. »Durch den Schmerz und die mangelnde Sauerstoffzufuhr zum Herzen kam es dann zu einer Synkope.«
»Was ist eine Synkope, Doc?«
»Eine Ohnmacht.«
»Eine Angina Pectoris ist eine Brustenge, aber was ist eine … Aortenstenose?«
»Eine Aortenstenose ist eine krankhafte Verengung der Aortenklappe. Bei großer Anstrengung oder Anspannung kann es passieren, dass diese Verengung die Blutzufuhr zur linken Herzkammer abschneidet. Brustenge und Ohnmacht sind häufige Symptome.«
»Ist das heilbar?« Nick betrachtete das Gesicht des schlafenden
alten Mannes. Dara hatte ihren Vater geliebt. »Wird er es überleben? «
»Das sind zwei völlig verschiedene Fragen.« Dr. Tak lächelte. »In ungefähr vier Prozent aller Fälle ist das erste Symptom einer Aortenstenose der plötzliche Herztod. Bei Ihrem Schwiegervater war es zum Glück nur Angina Pectoris und eine plötzliche Ohnmacht. Aufgrund meiner Untersuchungen – und ich verfüge über eine gute Diagnoseausrüstung, Mr. Bottom – nehme ich an, dass es sich um eine durch Verkalkung ausgelöste Aortenstenose handelt …«
»Verkalkung!«, entfuhr es Nick.
»Nur in
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