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Flashback

Titel: Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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entgehen.
     
    Anscheinend brachten sie ihn nicht zurück nach Six Flags. Noch nicht jedenfalls.

    Egal wohin wir fliegen, so schlimm wie die Mülldeponie 9 kann es nicht sein.
    Doch das war ein Irrtum.
    Mit ungefähr zweihundertfünfzig Stundenkilometern sauste die Libelle nach Westen, stieg aber nie höher als siebenhundert bis tausend Meter über das dahinziehende Gelände. Sie überquerten die nördlichen Vororte und folgten dem Highway 36 in Richtung der schimmernden Felsen der Flatirons.
    Offenbar war ihr Ziel die Volksrepublik Boulder.
    Nicks Telefon vibrierte. Er zog es mit vorsichtigen Bewegungen heraus, um Sato und seine Ninjas nicht zu erschrecken. Eine SMS: Nick, deine zwei Besucher sind da. Hab sie in deine Bude gebracht und kümmere mich um sie. Essen und alles. Gunny G.
    Nick versuchte sich nichts von seinen Gefühlen anmerken zu lassen, als er das Handy wegsteckte.
    Der Hubschrauber zog tief über die Universitätsgebäude von Boulder, kletterte dann über die Hügel und schwebte. Nick beugte sich vor. Sie würden wohl auf dem Parkplatz des ehemaligen National Center for Atmospheric Research landen.
    Sanft setzten sie auf. Rechts vom Zugangsweg hing ein kleines Schild: NCAR – NAKAMURA CENTER FOR ADVANCED RESEARCH.
    »Mr. Nakamura hat die alten Initialen beibehalten«, bemerkte Sato überflüssigerweise.
    Wirklich großzügig von ihm. Nick verzichtete darauf, seinen Gedanken auszusprechen.
    Die äußeren Räume des alten Labors in den Türmen, deren breite Fenster auf Himmel, Fels und braunes Grasland blickten, wurden noch als Büros genutzt. Aber das Tiefgeschoss und der frühere Innenhof des Komplexes waren zu etwas anderem umgebaut worden.
    In einer Art Luftschleuse vor der langen, breiten Halle im Untergrund
streiften sie sich Schuhe und Mützen aus grünem Tuch über. Nick hatte bereits einen Blick auf den Raum erhascht.
    Die drei Ninjas blieben in der Luftschleuse, während Sato Nick hineinführte. Zwei Ärzte oder Techniker in voller Chirurgenmontur eilten herbei, um etwas zu sagen, aber Sato brachte sie sofort mit erhobenem Zeigefinger zum Schweigen. Einer von ihnen verneigte sich tief.
    Sie gingen vorbei an großen Tanks aus Plexiglas oder einem stärkeren, durchsichtigen Material. Jeder Tank war mit einer grünlichen Flüssigkeit gefüllt. Von außen führten zahlreiche Schläuche und Kabel hinein. Etwa die Hälfte davon war verbunden mit den Menschen – überwiegend Männer, aber auch einige Frauen –, die darin schwammen. Bis auf eine Art Windel, aus der weitere Kabel ragten, waren sie nackt. In die Nasenlöcher der Menschen liefen Schläuche, und dickere Leitungen bohrten sich in ihren Hals. An Handgelenken und Armen hingen weitere Infusionsbeutel. Sensoren auf der Brust, dem Bauch und dem kahl geschorenen Kopf schickten Daten an Kontrollpults außerhalb der Tanks.
    »Die Schläuche sind für Nährstoffe und andere Funktionen, Bottom-san.« Sato flüsterte fast, als wären sie in einem Heiligtum. »Sie erhalten keinen Sauerstoff in Gasform. Wie Sie sehen, ist die Lunge mit Flüssigkeit gefüllt. Diese ist reich an Sauerstoff. Das erste Eintauchen ist schwierig, wenn die Versuchsperson bei Bewusstsein ist, aber sobald die Lunge ganz voll ist, lernt der menschliche Körper schnell, den Sauerstoff zu verarbeiten, beinah als würde er ihn mit der Luft einatmen.«
    Hintereinander schlenderten sie von Tank zu Tank. Es waren Hunderte. Jedes der großen Gefäße war von innen beleuchtet. Beim Durchschreiten der unterirdischen Halle hatte man das Gefühl, sich in einem fantastischen Aquarium zu bewegen. Bis auf das leise Summen der Geräte und das gelegentliche Gleiten einer weichen Gummisohle auf dem Fliesenboden war kein Laut zu hören.
In dem Laborsaal herrschte ehrfürchtige Stille wie in einer Kirche.
    »Mit Ausnahme einiger weniger Fälle, in denen die Versuchsperson bestraft wird«, flüsterte Sato, »werden Trommelfelle, Augen und Sehnerven entfernt. Sie werden nicht benötigt. Sie wären nur eine Ablenkung.«
    Es ist eine Strafe, wenn Trommelfelle, Augen und Sehnerven nicht entfernt werden?
    Nick fürchtete sich davor, das Ganze zu verstehen. »Was ist das hier? Eine Art Science-Fiction-Experiment für Weltraumreisen? Sind das Klone? Soll der menschliche Körper an ein Leben im Ozean angepasst werden? Was ist das für ein verdammter Alptraum? «
    Sie stoppten vor einem Tank, wo ein Mann Anfang sechzig in einem medusenartigen Gewirr von Schläuchen und Kabeln schwebte. Die Augenlider

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