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Flashback

Titel: Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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auf dem Bauch durch Scheiße, um irgendjemanden umzunieten.«
    Coyne verdrehte die Augen. »Keine Scheißerohre, Schwachkopf. Kanalrohre zum Ablaufen von Regenwasser. Davon gibt’s Tausende in der Stadt.«
    Val fiel der Film Formicula aus den fünfziger Jahren ein, der mit den Riesenameisen und dem Finale, wo der FBI-Typ James Arness und sein Helfer, wie hieß er gleich wieder, die Ameisen durch die Kanalrohre verfolgten, die in den normalerweise trockenen Los Angeles River mündeten – mit Militärjeeps und großen Lastern, die durch die Korridore im Untergrund donnerten. Aus irgendwelchen blöden Gründen stand Vals Alter auf diesen Schinken – wahrscheinlich weil ihn Vals Mutter gemocht hatte. Val hatte sich den idiotischen Flachfilm in Schwarz-Weiß öfter zusammen mit seinen Eltern angesehen, als er noch klein war, und er erinnerte sich noch an den Popcorngeruch in dem kleinen Zimmer und die durchgesessene alte Couch …
    Er riss sich aus seinem Tagtraum, der fast so fesselnd war wie
Flash, aber nur weil er so oft mit der Droge darauf geflasht hatte. »Nein, Coyne. Die Leute von der Stadt und die japanischen Sicherheitstypen wissen doch auch von der Kanalisation. Wenn jemand wie der Berater einen öffentlichen Auftritt hat, schweißen die in einem Umkreis von zwei Kilometern alle Öffnungen zu …« Val bemerkte Coynes Grinsen, fuhr aber dennoch fort. »Nicht nur die runden Gullys zu den Scheißeröhren, sondern auch die Deckel für die Regenwasserabläufe. Sie schweißen sie zu oder machen sie sonst irgendwie dicht.«
    Coynes selbstzufriedenes Grinsen ließ Val verstummen. Er merkte, dass er die Arme noch immer verschränkt hielt. Er nahm Coyne diesen Quatsch nicht ab. Und er hatte keinen Bock darauf, dass jemand mit einer Waffe auf ihn zielte. Das vergaß er bestimmt nicht so schnell.
    Als hätte er Vals Feindseligkeit gespürt, legte ihm der Anführer der kleinen Flashgang die Hand auf die Schulter. Seine Stimme war leise, vernünftig. »Du hast vollkommen recht, Valerino. Die Bodyguards von der Stadt, von der Staatssicherheit und vom Heimatschutz werden zusammen mit Omuras eigenen Ninjas natürlich alle Fenster in den Häusern der Umgebung gegen Scharfschützen verschließen, alle Dächer überprüfen, alle unbefugt parkenden Fahrzeuge abschleppen und alle Kanalrohre dicht machen – die mit Tooheys Scheiße und auch die fürs Regenwasser …«
    Coyne legte eine Kunstpause ein wie der Sohn eines Filmschauspielers, der er war, und ließ den Blick von einem Gesicht zum anderen wandern – auch zu Crunchers zerschlagener Visage. »Aber der Kanaldeckel vor dem Disneypavillion ist bereits verschlossen. Schon seit vielen Jahren. In den Computerdaten steht, dass er permanent verschweißt ist – und das stimmt nicht. Es ist eine alte, verrostete, mit einem Stahlgitter verstärkte Eisenplattentür. Das Stahlgitter können wir vorher schon durchschneiden. Und das Beste ist …«

    Wieder zog Coyne seine Kunstpause in die Länge und musterte sie alle nacheinander.
    »Ich hab die Scheißschlüssel zu den Eisenplatten.«
    Sechs Gangmitglieder fingen an, aufgeregt zu brabbeln und sich gegenseitig anzurempeln.
    »Die kriegen uns überhaupt nicht zu Gesicht«, erklärte Coyne. »Wir schießen durch den Kanaldeckel auf den japanischen VIP, mähen ihn einfach nieder wie Unkraut, und bevor seine Sicherheitstypen den Arsch hochkriegen, sind wir schon längst abgehauen. Die Eisenplatten sperren wir hinter uns zu. Bis die unten in der Kanalisation sind, sind wir ein paar Kilometer weiter in dem Dingsda – Labyrinth – von diesen alten Regenrohren, steigen raus auf die Straße und mischen uns unters Volk. Ich weiß sogar schon, wo wir unterwegs die Knarren wegschmeißen, damit sie garantiert nie gefunden werden.«
    Das Brabbeln und Anrempeln verebbte, und alle acht Gangmitglieder starrten einander an. Sogar Cruncher unterbrach das Herumwischen an seinem blutigen Mund.
    »Heilige Scheiße«, flüsterte Val schließlich. »Mann, das könnte hinhauen.«
    »Darauf können wir jahrelang flashen.« Coyne grinste breit.
    »Heilige Scheiße«, entfuhr es Val erneut.
    »Heilige Scheiße und Amen.« Coyne segnete alle mit den Fingern, als wäre er der Nachfolger des ermordeten Papstes.
    » Jurodiwyje! «, rief das grinsende Vollgesicht von Wladimir Wladimirowitsch Putin. »Ihr seid alle … heilige Narren.«

1.05
LODO , DENVER
    SAMSTAG, 11. SEPTEMBER
     
     
    Sato nahm Nick nicht die Handschellen ab, als er nach Norden zur 20th

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