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Flashback

Titel: Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Googlemanager in buddhistischem Mönchsgewand fünf oder sechs gebannt lauschenden jungen Leuten die karmische Herrlichkeit vollkommener Versenkung. Nick erinnerte sich an den Typen – Derek Irgendwas. Er hatte gestern Morgen auch auf Satos Liste der achtzehn wichtigsten Zeugen oder Verdächtigen gestanden …, aber da hatte er nicht so genau aufgepasst. Jetzt fiel ihm ein, dass er vor sechs Jahren nach Boulder hatte fahren müssen, um den Spinner in Buddhistenrobe am Naropa Institute zu befragen. Derek Irgendwas war komplett flashbackabhängig und hatte vor, jede Sekunde der sechsundvierzig Jahre seines Lebens durch vollkommene Versenkung in einen Flashbacktraum nachzuerleben. Sein Ziel war Satori durch Flashback.
    »Ist die Mordetage auch so?«, fragte Nick, während er überlegte, wie dieser zugedröhnte Kerl mit dem Glas bernsteinfarbener Flüssigkeit in der Hand hieß, die offensichtlich aus einer äußerst realistisch und teuer anmutenden Flasche Scotch stammte.
    »Ja.«
    »Mein Gott.« Nick musste an den Tatort und die Autopsiefotos denken. »Moment, hat Mr. Nakamura das auch alles gesehen?«
    »Natürlich.« Satos Ton blieb ausdruckslos. »Viele Male.«
    »Das haben Sie für Ihre private Untersuchung gemacht.« Nick merkte, wie begriffsstutzig er klang – nein, tatsächlich war –, aber er hatte keine Lust, sich zu entschuldigen. Er hatte verdammt gute Gründe dafür, dass er an diesem Morgen ein wenig auf der Leitung stand.
    Sato nickte flüchtig. Der wuchtige Sicherheitschef folgte Nick durch das große Wohnzimmer in die Küche. Ohne Zögern lief er durch die Menschen.

    »In diesem Anzug erinnern Sie mich an den Bodyguard von Goldfinger … Oddjob.« Nick redete eigentlich nur, um einen klaren Kopf zu bekommen.
    Sato verzog keine Miene, und Nick versetzte sich innerlich einen Tritt für seinen überflüssigen Konversationsversuch. Die erste Regel im Leben eines Cops – nein, im Leben überhaupt – war, dass man mit Idioten nur das Nötigste sprach.
    Seufzend fing Nick an, laut zu überlegen. »Trotzdem, wenn Mr. Nakamura so oft herkommt und seinen frisch ermordeten Sohn besucht, das muss doch …«
    Nick erstarrte. Langsam drehte er sich um und starrte Sato an. »Du verdammter Wichser.«
    Eine von Satos dunklen Augenbrauen schob sich fragend ein paar Millimeter nach oben. Ansonsten blieb er völlig ungerührt.
    »Diese ganzen Details haben Sie garantiert nicht mit Zeugenaussagen oder Erinnerungen rekonstruiert«, stellte Nick fest.
    »Vielleicht haben einige Zeugen freiwillig Flashback genommen, um Einzelheiten zu beschreiben?«
    »Von wegen«, antwortete Nick.
    Mit der alten Geste eines Bestattungsunternehmers, eines gerüffelten Soldaten oder eines Sicherheitsexperten, der am liebsten in die Wandtapete verschwinden würde, faltete Sato die Hände über dem Unterleib.
    »Von wegen.« Nick fand es befriedigend, Sato in die Enge zu treiben. »Sie waren hier an diesem Abend. Auf allen drei Etagen. Sie beobachten besser als jeder von diesen sogenannten Zeugen. Sie haben selbst Flashback genommen – wahrscheinlich wochenlang – , um die Virtual-Reality-Programmierer mit all diesen unglaublichen Details zu versorgen. Sie persönlich.«
    Sato schwieg.
    »Japanischen Staatsbürgern ist der Besitz, der Verkauf und die Verwendung von Flashback verboten, sowohl in Japan als auch
im Ausland. Und nach japanischem Recht kann man für dieses Vergehen nur zur Todestrafe mittels Giftinjektion verurteilt werden. «
    Sato stand gelassen da.
    »Du Wichser.« Auch die Wiederholung dieser Beschimpfung empfand Nick als zutiefst befriedigend. Doch irgendetwas ließ ihn innehalten. Warum um alles in der Welt gab Sato Nick so ein Druckmittel in die Hand?
    Die Antwort lautete, er würde es nie tun.
    Nick stapfte rasch von Zimmer zu Zimmer und passierte ohne Zögern die erstarrten Gestalten. Das ist alles gleichzeitig. Die Geschehnisse in allen Räumen und in der Küche liefen im selben Moment ab. Selbst auf Flash hätte sich Sato nicht an alles erinnern können, was sich hier im Erdgeschoss in verschiedenen Räumen abspielte, ganz zu schweigen von den Ereignissen oben im ersten und zweiten Stock.
    Nicht zum ersten Mal an diesem elenden Morgen hätte sich Nick am liebsten übergeben.
    Sato nickte, als hätte er (wieder einmal) Nicks Gedanken gelesen, und reichte ihm zwei blau schimmernde Ohrstöpsel.
    Beklommen brachte Nick sie an. Ihm graute vor dem Kommenden. Und es kam.
    Sato wählte ein Icon auf dem Display seines

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