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Flashback

Titel: Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Street und dann wieder über die I-25 in den Stadtteil LoDo fuhr. Nicks Handgelenke waren aufgescheuert und blutig; durch das Schaukeln des schweren und offenbar gepanzerten kackbraunen Elektro-Honda wurde seine Haut immer weiter aufgerissen, doch er biss sich lieber auf die Zunge, statt vor Schmerz aufzuschreien.
    Schon vorher hätte er Sato am liebsten umgebracht. Doch jetzt wollte er den Japsen foltern, bevor er ihm den Garaus machte.
    LoDo war der putzige Name, den Bauunternehmer in den achtziger oder siebziger Jahren der Lower Downtown verpasst hatten, dem alten Lagerhallenviertel von Denver, das zwischen der eigentlichen Downtown und dem South Platte River lag. Im neunzehnten Jahrhundert hatten sich in dieser Gegend Bordelle, Saloons, Sattlereien, Lagerhallen und weitere Saloons gedrängt. Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts waren die Saloons und Bordelle verschwunden, und nur ein Sattelverkäufer, einige wenige noch aktive und viele leere Lagerhallen sowie Hunderte von Wermutbrüdern, Drogensüchtigen und Pennern waren übrig geblieben. In den letzten Dekaden des zwanzigsten Jahrhunderts vertrieb die bis zum Fluss vordringende Stadterneuerung die Penner und Fixer und ersetzte sie durch gehobene Restaurants und noch gehobenere Eigentumswohnungen mit Ziegelwänden und nackten Holzbalken. Als 1995 das klassisch wirkende Baseballstadion Coors Field
eröffnete, erlebte LoDo eine Blütezeit. Der Niedergang begann erst, als alles den Bach runterging , und im Jahr der Visionen war das Viertel bereits auf dem besten Weg zu seinem aktuellen Zustand, in dem es vor allem durch Bordelle, einige Saloons, verlassene, von Flashbackabhängigen und anderen Süchtigen besetzte Wohnhäuser und viele weitere Bordelle glänzte.
    Keigo Nakamura war in einem Zimmer in der zweiten Etage eines zweistöckigen Hauses an der Wazee Street ums Leben gekommen, einer langen, dunklen Straße mit einstöckigen Bordellen, Saloons und Lagerhallen auf der einen und zweistöckigen Lagerhallen, Saloons und Bordellen auf der anderen Seite.
    Inzwischen war es hell – oder zumindest so hell, wie es an diesem kalten, verregneten Septembertag überhaupt werden würde –, und Sato parkte den Honda vor einem zweistöckigen Haus, das genauso aussah wie alle anderen zweistöckigen Häuser auf der Südseite der Wazee Street. Als der Sicherheitschef zur Beifahrertür trat, um die Handschellen zu lösen, spielte Nick mit dem Gedanken, sich auf ihn zu stürzen, doch er verwarf die Idee wieder. Nach der Flashnacht, den T4B2T- und TruTel-Injektionen und dem Adrenalin des blanken Schreckens war er einfach viel zu erschossen.
    Er musste es sich für später aufheben.
    Sato schloss die Fesseln auf, packte Nicks blutende Arme mit einer einzigen Riesenpranke und zog ein Spray aus der Tasche.
    Tränengas! Reflexartig kniff Nick die Augen zu.
    Sato sprühte Nick etwas Kaltes auf die zerschundenen Handgelenke. Mehrere Sekunden lang war der Schmerz so furchtbar, dass Nick laut aufächzte. Dann … nichts. Kein Schmerz mehr. Nachdem ihn Sato losgelassen hatte, beugte Nick die Finger. Alles war intakt. Trotz des vielen Blutes auf dem Sweatshirt, der Armatur und der Windschutzscheibe waren die Verletzungen nur oberflächlich.
    Sato nahm Nick unter dem Arm und zog ihn zu dem alten Gebäude.
In dem dunklen Eingang unter dem Vordach regten sich undeutliche Gestalten – schlafende Flashsüchtige oder Penner, vermutete Nick.
    Zwei Männer schälten sich aus dem Schatten, aber es waren weder Penner noch Süchtige, sondern gut gekleidete junge Japaner. Sato nickte ihnen zu, und einer der athletischen Asiaten sperrte das Doppelschloss an der Tür auf.
    »Ein Besuch des Tatorts sechs Jahre nach dem Verbrechen.« Nicks Stimme bebte leicht von der Kälte und dem Zorn, der in ihm brodelte. »Meinen Sie, es bringt mich weiter, wenn ich mir nach so langer Zeit ein leeres Haus anschaue?«
    Statt einer Antwort schaltete Sato lediglich das Licht ein.
    Vor fünf Jahren und elf Monaten war Nick häufig in diesem Gebäude gewesen, auch wenn er nicht als erster Detective an den Tatort geeilt war, und er erinnerte sich noch gut an das heillose Durcheinander: drei große Zimmer voller Sofas, Sessel und Paravents und eine kleine Küche im Erdgeschoss, überall umgestürzte Möbel, zertretene Flashbackampullen und zerbrochene Lampen nach der Massenflucht von Zeugen vor dem Eintreffen der Polizei, sogar Bündel schmutziger Wäsche und in den Ecken das eine oder andere benutzte Kondom.
    Das hatte

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