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Flashback

Titel: Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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nächsten Moment trafen aus der entgegengesetzten Richtung die ersten Streifenwagen ein, und Nick erkannte die klecksartigen Gesichter mehrerer Beamter, deren nur halb verständliche Berichte den Auftakt der riesigen Mordfallakte K. Nakamura bildeten. Eigentlich hatte Nick schon alles gesehen, was ihn interessierte, aber er ließ die Brille auf, bis der Krankenwagen ankam und die Sanitäter in völlig überflüssiger Eile herausquollen.
    »Kriege ich meine Pistole wieder?« Nick behielt das Geschehen im Auge.
    »Ah, das tut mir sehr leid«, erwiderte Sato. »Die Waffen, die Sie in die Flashbackhöhle mitgenommen haben, sind nicht mehr verfügbar. Aber Sie haben doch bestimmt noch andere in ihrem Zuhause im Einkaufszentrum.«
    »Und was ist mit dem Bargeld, das ich dabeihatte?«
    »Tut mir leid. Das Geld wurde dem Besitzer gegeben, um für die Arztrechnungen seines Rausschmeißers aufzukommen.«
    »Haben Sie wenigstens die Flashbackampullen aufbewahrt, die ich gekauft habe?« In Nick fing es wieder an zu brodeln. Wenn sich Sato noch einmal mit dieser scheißfreundlichen Miene entschuldigte, dann konnte es sein, dass er dem Kerl an die Gurgel ging.
    »Nein. Die illegalen Drogen wurden ebenfalls zurückgelassen.«
    »Einen Teil von diesen illegalen Drogen brauche ich für die Vorbereitung der Vernehmungen, die ich heute machen soll«, fauchte Nick.
    »Wen wollen Sie denn heute befragen, Bottom-san?«
    »Auf jeden Fall den Schriftsteller Oz«, antwortete Nick. »Aber ich möchte mir auch diesen Warmduscher Derek Dean vorknöpfen und bei meinem alten Freund Delroy in Coors Field vorbeischauen. Das sind drei Stunden dort, dazu noch zwei, drei Stunden auf Flash für die Berichte von damals …«
    »Sie erhalten heute vier weitere Dreißig-Minuten-Ampullen. Und natürlich wird gerade die komplette digitale Filmrekonstruktion auf Ihre Telefonsite heruntergeladen.«
    Nick schluckte seine Wut hinunter und hob die Hand, um die Brille abzunehmen. Doch dann erstarrte er. »Halten Sie die Aufnahme an! Ein bisschen zurück … Nein, wieder etwas vorwärts …, wieder zurück … Da! Stopp!«
    Sato setzte die Brille auf. »Was ist, Bottom-san?«
    Ein weiterer Streifenwagen war eingetroffen, dazu der GoMotors Volta mit Nicks ehemaligen Kollegen Kendle und Sturgis, die in dieser Nacht Dienst hatten. Wartende Autos mussten auf den breiten Gehsteig ausweichen, um an dem wachsenden Knäuel von Notruffahrzeugen vorbeizukommen, bevor sie ganz eingeschlossen wurden. Einige Leute eilten zu Fuß davon, um dem Aufnehmen der Personalien und den Befragungen zu entrinnen.
    Aber Nick achtete auf nichts davon.
    Seine Aufmerksamkeit galt einem weißen Doppelklecks über dem Dach eines geparkten Autos einen halben Block östlich. Stirn und Arm eines Menschen.
    Der untere Teil des Gesichts lag verborgen hinter dem Arm und dem Autodach; das Haar wurde von der Dunkelheit verschluckt; der Rest der Gestalt war unsichtbar.
    Dara. Einen Moment lang drehte sich alles vor Nicks Augen.

    Was hatte seine Frau in dieser Nacht dort zu suchen gehabt? Nein, es war unmöglich.
    »Sato …, ein kleines Stück vorwärts. Stopp. Noch ein bisschen. Anhalten. Zurück …«
    »Sehen Sie etwas, Bottom-san?«
    Nick Bottom dachte an sein Studium, und er hörte die längst vergessene Stimme eines Professors, die erklärte, dass über fünf Millionen Jahre Evolution die Fähigkeit des Homo sapiens geschärft hatten, ein menschliches Gesicht von der Umgebung zu unterscheiden, selbst wenn es noch so gut getarnt war. Der größte Feind des Menschen war immer der Mensch, so der Professor, und der menschliche Verstand erkannte das Gesicht eines Artgenossen selbst in schwierigem und schlecht beleuchtetem Gelände mit größter Präzision. Das Erste, was ein Kind zuordnet, ist das Gesicht der Mutter, und zwar vor allem ihre Augen und ihr Lächeln.
    Nick konnte an dieser fernen Gestalt zwar weder Augen noch ein Lächeln ausmachen, sondern nur eine weiß verschwommene Stirn und einen Unteram, der in einer dunklen Jacke steckte und auf dem Autodach lag, aber er war sich völlig sicher, dass es seine Frau war.
    Dara?
    Übelkeit stieg in ihm auf. Am liebsten hätte er sich auf Sato gestürzt, ihn durch die schiere Wucht des Aufpralls niedergerissen und dem Sicherheitschef seine eigene Pistole an die Schläfe gehalten, bis er Nick alles gestand.
    Wieso nehmen diese Scheißkerle ein unscharfes Bild von Dara und bauen es in den Film ein?
    Um Nick in die Sache hineinzuziehen. Um ihn dazu zu

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