Flashback
und
stieß ihn gegen einen Metallpfosten. »Was erzählen Sie da, verdammt? Wo haben Sie sie getroffen? Wie?«
Oz schielte wie gebannt auf die Pistole, doch in seinen Augen schimmerte etwas wie Sehnsucht. Er wollte , dass Nick feuerte. »Ich … hab sie … Ich kann nicht reden …, wenn Ihr Arm … «
Nick zog den Unterarm leicht zurück und verstärkte dafür den Druck der Glock. Der Stahlring riss die pergamentspröde Haut an der Stirn des Todgeweihten auf.
»Raus mit der Sprache.«
»Ich habe Mrs. Bottom an dem Tag kennengelernt, als mich Keigo Nakamura interviewt hat. Sie war ungefähr eine Stunde hier, und ich hab mich vorgestellt … «
»Meine Frau war zusammen mit Keigo Nakamura hier?«
»Nein, nein … Soviel ich weiß, nicht. Sie und ein Mann standen bei den Zuschauern, aber ein wenig abseits, und haben das Interview verfolgt – das lief alles ganz öffentlich, verstehen Sie, damit das Karussell im Bildhintergrund erscheint.«
»Wer war ihr Begleiter?«
»Keine Ahnung.«
»Wie sah er aus?«
»Klein, untersetzt, Mitte dreißig, fast kahl. Hatte eine abgewetzte Aktentasche dabei. Schnurrbart und so eine altmodische Brille ohne Rand.«
Nick wusste, wer das war. Harvey Cohen, der stellvertretende Bezirksstaatsanwalt, für den Dara als Assistentin gearbeitet hatte. Aber warum zum Teufel waren die beiden am Tag von Keigo Nakamuras Interview mit Oz hier in Six Flags Over the Jews aufgetaucht?
»Haben Sie gesehen, ob meine Frau mit Keigo oder seinen Leuten gesprochen hat?«
»Nein.«
»Was hat sie zu Ihnen gesagt, nachdem Sie sich vorgestellt hatten? «
»Nur dass sie das Interview sehr interessant fand, dass es für Oktober schönes Wetter war … Smalltalk. Aber als sie ihren Namen genannt hat, Dara Fox-Bottom, haben wir uns über Ein Sommernachtstraum unterhalten. Sie hat erwähnt, dass ihr Mann Detective ist und beim Denver Police Department arbeitet. «
»Verdammte Scheiße, warum haben Sie mir damals bei der Vernehmung nicht von dem Treffen mit ihr erzählt?« Nick drückte die Mündung der Glock noch fester an Oz’ blutende Schläfe.
»Es kam mir nicht angebracht vor.« Oz sprach nur ächzend, obwohl Nick ihn mit dem Arm kaum mehr bedrängte. »Bei der Vernehmung war diese Polizistin dabei … Ich meine, mir schien zwar nichts falsch daran, dass Ihre Frau an einem Werktag mit diesem kahlen Gentleman hier war, aber da ich ein Verdächtiger im Mordfall Nakamura war, habe ich lieber den Mund gehalten, um nicht aufzufallen.«
»Und warum haben Sie sie jetzt erwähnt?« Sein Finger lag auf dem Abzug.
»Wegen unserer Unterhaltung heute … über Zettels Traum. Erschießen Sie mich, wenn Sie wollen, Detective Bottom. Ansonsten lassen Sie mich bitte los.«
Erst nach langem Zögern folgte Nick der Aufforderung. Es gab nichts mehr herauszufinden. Als Nick dem todgeweihten Juden und allen anderen todgeweihten Juden im Lager den Rücken zukehrte, fing es an zu regnen.
Draußen auf dem Parkplatz wartete Hideki Sato neben dem Gelding. Ohne auf den Sicherheitschef zu achten, stieg Nick ins Auto, knallte die Tür zu und fummelte an der Zündung herum.
Nichts. Die Anzeige meldete eine leere Batterie. Das Auto war vollkommen tot, obwohl es eigentlich noch an die zwanzig Kilometer hätte fahren müssen.
»Scheiße!« Nick brüllte vor Wut. »Scheiße! Scheiße! Scheiße!«
Völlig außer sich sprang er aus dem Auto und entsicherte die Glock. Sato wich hinter seinen Wagen zurück.
Nick jagte fünf Kugeln durch die Kühlerhaube in die Batterien und den maroden Motor, sechs durch die Windschutzscheibe und vier weitere in die Vorderreifen. »Scheiße! Scheiße! Scheiße! Scheiße!«
Noch immer drückte er ab, aber es machte nur Klick.
Von der Eingangsschranke kamen vier Wachposten mit heruntergeschobenen Visieren und erhobenen automatischen Waffen angerannt. Sato zeigte seine Karte und winkte sie weg. Nick richtete die Glock auf Sato, aber der Schlitten war eingerastet, das Magazin leer.
Sato starrte den Gelding an. Aus der Batterie unter der Motorhaube drang ein ersticktes Ticken, und die Reifen gaben ein ersterbendes Zischen von sich.
»Das wollte ich schon immer mal mit einem Auto machen.« Sato wandte sich zu Nick um. »Sie haben wohl einen schlechten Tag heute.«
1.08
VOLKSREPUBLIK BOULDER
MONTAG, 13. SEPTEMBER
An der gesamten sichtbaren Strecke der kontinentalen Wasserscheide, von Wyoming im Norden bis hinter den Pikes Peak zweihundertfünfzig Kilometer im Süden, zog sich eine
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