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Flashback

Titel: Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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irgendwelchen Gründen nur mit seiner Großmutter – sind alle in der Küche, in der keine sechs Jahre später Leute in Schwarz nach der Beerdigung seiner Mutter Kaffee trinken und Kuchen essen werden. Aber der Jetzt-Val sperrt diese Erinnerung an die damalige Zukunft aus seinem Bewusstsein und lässt sich langsam und genießerisch in den Flashbackmoment gleiten wie in eine Badewanne mit sehr heißem Wasser.
    Val sitzt auf dem hohen Holzstuhl, den Mommy in einem Laden für Naturholzmöbel gekauft und extra für ihn mit Blumen und Tieren
bemalt hat, nachdem er aus seinem Babystuhl herausgewachsen ist. Obwohl er jetzt schon vier ist, liebt er den hohen Stuhl, in dem er fast auf Augenhöhe mit seinem Daddy über den Tisch schauen kann.
    Aber das Geburtstagsessen soll gleich anfangen, und Daddy ist nicht da.
    Vorhin hat er Mommy am Telefon gehört. »Aber du hast es versprochen, Nick. Nein, wir können nicht mehr lange warten … Val ist müde nach dem aufregenden Tag, und Samuel muss bald nach Hause. Ja, beeil dich bitte. Er braucht dich heute, und ich auch.«
    Lächelnd kommt sie zurück zum Küchentisch, aber Val spürt mit seinem vierjährigen Selbst die Anspannung seiner Mutter. Ihr Lächeln ist zu breit, die Augen sind leicht gerötet.
    »Mach doch schon mal zwei von deinen Geschenken auf, solange wir noch auf Daddy warten.«
    »Ach, was für eine schöne Idee!«, ruft Samuels Großmutter. Komisch, dass die alte Frau in die Hände klatscht wie ein kleines Mädchen.
    Val beobachtet, wie seine unbeholfenen Finger die eingepackten Geschenke öffnen. Ein Spielzeugboot von Samuel – allerdings staunt sein Spielkamerad genauso wie Val über den Inhalt des Pakets. Von Samuels Großmutter ein Stehaufbilderbuch mit Wolkenkratzern. Der kleine Val kann die meisten Wörter nicht lesen, aber der Sechzehnjährige, der durch seine Augen blickt, kann es.
    »Jetzt essen wir deinen Kuchen, und wenn du die Kerzen ausgeblasen hast, kannst du die Geschenke von Mommy und Daddy anschauen«, sagt Mommy.
    Val und Samuel kriegen große Augen, nachdem Samuels Großmutter die Küchenlampe ausgeschaltet hat. Durch die fast geschlossenen Jalousien dringt gerade noch so viel abendliches Septemberlicht,
dass es nicht unheimlich wird. Val spürt, wie das Herz seines jüngeren Ich vor Spannung und Vorfreude klopft.
    »Happy birthday to you, happy birthday to you … « Mommy und Samuels Großmutter singen. Die Kerzen strahlen magisch.
    Val bläst die Kerzen aus, nur bei der letzten muss ihm Mommy helfen, und er deutet beim Zählen mit dem Zeigefinger. »Eins … zwei … drei … VIER!«
    Alle klatschen. Mommy schaltet das Licht wieder ein, und da steht auf einmal Daddy in seinem grauen Anzug und der roten Krawatte.
    Val hebt die Arme, und Daddy reißt ihn hoch in die Luft. »Alles Gute zum Geburtstag, Großer.« Daddy überreicht ihm ein ungeschickt verpacktes Paket. Drinnen ist was Weiches. »Na los, mach’s auf.«
    Es ist ein Baseballhandschuh. Kindergröße, aber trotzdem echt. Val streift ihn sich über die linke Hand, Daddy hilft ihm dabei, dann vergräbt er das Gesicht in der hohlen Fangfläche und riecht das geölte Leder.
    Mommy umarmt ihn und Daddy gleichzeitig, während ihn Daddy noch an die Brust drückt, und einen Moment lang wird Val fast zerquetscht, als sich alle umarmen, trotzdem hält er sich den süß duftenden Lederhandschuh vors Gesicht, denn aus irgendeinem Grund versteht er nicht, dass er weint wie ein Baby, dann ruft Samuel irgendwas und …
     
    Der Lärm von Sirenen, Hubschraubern und Schüssen irgendwo in der Nähe empfing Val, als er aus seinem zwanzigminütigen Flash auftauchte. Durch das offene Fenster drang der Gestank von Müll.
    Du bist so ein verdammtes Weichei. Sechzehn Jahre alt und flashst auf so einen Schrott. Das volle Weichei.
    Trotzdem wäre er gern noch zehn Minuten länger bei dem Kindergeburtstag gelieben.

    Val griff über seine alte Kommode nach dem Versteck hinter dem losen Brett in der Holzverschalung.
    Er nahm zwei Gegenstände heraus und drehte sich wieder auf den Rücken.
    Der Lederhandschuh – dunkler und ausgefranst, die Schnürung vielfach ersetzt – roch fast noch genau wie damals, nur voller, vertrauter. Er hielt sich den Handschuh, der inzwischen zu klein war für seine Hand, übers Gesicht.
    Verdammtes Weichei. Das war einer der Gründe, warum er sein Zimmer immer abschloss. Und ehrlich gesagt empfand er beim Anblick seiner Glücksbringer genauso tiefe Schuldgefühle wie beim

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