Flashback
laufen und zuletzt beim Cigna Hospital hinausklettern. Auch dort hatten sie den Zugang aufgesägt. Gleich neben der Öffnung stand eine Tonne für Sondermüll des Krankenhauses, deren Schlosskette Coyne unauffällig durchtrennt hatte. Dort wollten sie ihre Waffen entsorgen.
Der Hadschi auf dem I-10-Markt, von dem sie die Waffen hatten, führte keine Aufzeichnungen über seine Verkäufe.
»Wir werden alle zu Hause sitzen und uns das Ganze im Fernsehen anschauen, bevor die Cops und die japanischen Sicherheitstypen den Daumen aus dem Arsch kriegen«, lachte Coyne.
»Und wenn einer von uns verletzt oder getötet wird?«, fragte Val. »Dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis das FBI von uns allen die Namen kennt.«
Coyne starrte Val wütend an. » Niemand wird verletzt oder getötet, mudak .«
Mit seinem Telefon fand Val später heraus, dass das so viel hieß wie du Arschloch.
Auch Wladimir Putin verzog grimmig das Gesicht. » Etot trus – slaboje sweno w zepotschke, malenki Koin. Wy dolschny ubit jewo. «
Val verzichtete auf eine Übersetzung mit dem Telefon. Die ungefähre Richtung verstand er: Das Putinshirt hätte ihn gern tot gesehen.
Coyne legte den Arm um Val und winkte die anderen heran, bis es zu einer richtigen verdammten Gruppenumarmung wurde. »Niemand wird verletzt oder sterben, Val, mein Drug. Das wird eine scheiß geile Action. Darauf flashen wir den Rest unseres Lebens. «
»Hauptsache, der Rest unseres Lebens dauert nicht bloß noch ein paar Minuten«, murmelte Val.
Lachend boxte Coyne Val gegen den Oberarm. »Ohne Mumm kein Ruhm. Willst du sein wie die anderen Scheintoten auf der Welt?«
Val zögerte einige Sekunden. »Nein, will ich nicht.«
Die ganze Woche überlegte Val, was er tun sollte. Weder war er ein Idiot – offenbar im Gegensatz zu Dinjin, Toohey, Cruncher, Sully, Monk und Gene D. –, noch hatte er nicht alle Tassen im Schrank wie Billy Coyne. Ein Anschlag auf einen japanischen Bundesberater war genauso ernst (wahrscheinlich sogar noch ernster) wie ein Anschlag auf den Präsidenten der USA. FBI und Heimatschutz würden sich sofort einschalten, und Val zweifelte keine Sekunde daran, dass die Sicherheitskräfte des Beraters im ganzen Land eigene Ermittlungskapazitäten hatten.
Selbst die Draufgänger von der Aryan Brotherhood und von Al-Qaida Amerika hüteten sich vor einem Attentat gegen einen japanischen Berater.
Val ahnte, dass hinter Coynes Selbstsicherheit irgendetwas ganz Bestimmtes steckte. Nach drei Tagen Stöbern im Internet fand er es auf der Nachrichtenseite der Stadt. Miss Galina Kschessinska, die ehemalige Mrs. Galina Coyne, eine viel gelobte Mitarbeiterin, die seit neun Jahren für den Kontakt zwischen der Verkehrsbehörde von Los Angeles und dem Büro des Bundesberaters Daichi Omura verantwortlich war, ging in den vorzeitigen Ruhestand, um zu ihrer weit verzweigten Familie in Moskau zu fahren. Freitag,
der 17. September war ihr letzter Arbeitstag, und sie plante, schon am Samstag, den 18. nach Moskau zu fliegen. Miss Kschessinska reiste in Begleitung ihres sechzehnjährigen Sohnes. Das Datum ihrer Rückkehr in die USA stand noch nicht fest. »Ich will nur meine Verwandten sehen, sie wieder kennenlernen«, teilte sie dem Reporter der Verkehrsbehörde mit, »aber wir kommen natürlich rechtzeitig zurück, damit mein Sohn seine Wehrpflicht erfüllen kann.«
Val hätte fast losgekichert, als er das las. Billy Coyne hatte vielleicht nicht alle Tassen im Schrank, aber so selbstzerstörerisch, wie Val vermutet hatte, war er nicht. Mommy und der kleine Billy wollten natürlich in Russland bleiben.
Sicher hatte sie versucht, auch ihren zweiten Sohn von der Einberufung freizukaufen so wie seinen älteren Bruder Brad, doch anscheinend hatte es diesmal nicht geklappt. Gegenüber Val hatte Coyne mehrfach damit geprahlt, dass Brad schon in Russland war und in der dortigen Mafia schnell aufstieg. Weder Coyne noch seine Mutter waren scharf darauf, dass Billy in die US Army eingezogen wurde und bei Kämpfen für Indien oder Japan im ländlichen China sein Leben verlor.
Der gute alte Coyne verließ sich also darauf, am Tag nach dem Kamikazeangriff seiner Gang auf Berater Omura mit seiner Mommy die Fliege machen zu können. Val fragte sich, ob Coyne am Freitagabend überhaupt zu dem Attentatsversuch aufkreuzen würde.
Wahrscheinlich schon. Natürlich machte es Billy mit den fehlenden Tassen im Schrank Spaß, seine sieben Compadres in den sicheren Tod – oder zumindest
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