Flashback
worauf sie sich da einließen?
Und die anderen – Sully, Gene D., selbst Coyne?
Überhaupt, was war mit ihm selbst? Und wenn er eine Ahnung hatte, warum war er dann hier?
Schneller, als es Val lieb war, erreichten sie den Ausgang bei der Konzerthalle des Disney Center.
»Taschenlampen aus«, zischte Coyne. »Zieht die Skimasken nach unten.«
»Es sind doch noch zehn Minuten … «, beschwerte sich Sully.
»Halt die Klappe und mach es«, fuhr ihn Coyne an.
Die Jungs streiften die Balaklavas nach unten. Val hasste den Geruch und das Gefühl feuchter Wolle am Gesicht. Zuerst herrschte völlige Finsternis. Val konnte nichts mehr sehen, und eine plötzliche Panik brachte seine Eingeweide in Aufruhr. Doch dann sickerte Licht durch die Regenschlitze in den geschlossenen Eisenplatten, und ihre Augen gewöhnten sich allmählich zumindest so weit an das Dunkel, dass sie gegenseitig ihre Umrisse wahrnahmen. Val spürte jemanden neben sich – Monk? Die Arme und der Körper des anderen Jungen schlotterten vor Angst und Aufregung.
Coyne schob und zerrte an ihnen, bis alle acht so nah bei dem Stahlgitter und den Eisenplatten waren wie möglich. Wenn sie Kopf und Hals durch das Gitter reckten, konnten sie durch die sechs winzigen Schlitze einen Blick nach draußen erhaschen. Die vier Jüngeren mussten sich an zwei Schlitzen abwechseln.
Als Val hinausspähte, befürchtete er, dass sich sein Herz zu Tode rasen könnte. Dort draußen waren bereits Leute und Autos zu erkennen, nur der wichtigste Stellplatz vier Meter vor dem Kanalisationsausgang war noch unbesetzt. Trotz der Mauern aus Beton und Stahl drangen der Verkehrslärm, die Rufe der Reporter und Fotografen und das Stimmengewirr der Menge von allen Seiten auf sie ein. In den vielen Stunden, die sie hier verbracht hatten, um Teile des Gitters wegzusägen und zu prüfen, ob Coynes Schlüssel für die Deckelplatten wirklich sperrte, war die 2nd Street stets leer
und von der Grand Avenue nur schwacher nächtlicher Verkehr zu hören gewesen.
Jetzt war alles hier.
Was hatten sie sich nur dabei gedacht? Val war klar, dass das Ganze bis jetzt nur eine Jungenfantasie gewesen war – ein Piratenspiel in einer Höhle, wenn auch mit echten Waffen. Aber das hier war real.
»Coyne«, flüsterte Val. »Wir können nicht … «
Wie aus dem Nichts rammte Coyne Val die Faust ins Gesicht. Val sackte schwer zu Boden. Dann bohrte sich die sonderbar rechteckige Mündung von Coynes Flechettewerfer in seine Wange. »Halt bloß dein Maul, du Arschloch«, zischte Coyne. »Sonst niete ich dich gleich um und nicht erst später.«
Flechetteknarren erzeugten kaum Lärm, das wusste Val, nur ein lautes Surren. Coyne könnte riskieren … Nein, plötzlich traf es Val wie ein Schlag: Coyne war entschlossen, Val trotz des Risikos, gehört zu werden, auf der Stelle umzubringen. Und unmittelbar auf diese heraufbrandende Erkenntnis folgte eine weitere. Coyne hatte schon die ganze Zeit vorgehabt, Val hier und in dieser Nacht zu töten. Vielleicht wollte er die ganze Gang massakrieren, wenn das Attentat vorbei war.
Vals Beretta steckte im Hosenbund, unter dem Kapuzenshirt und dem Flanellhemd, und bevor er sie in der Dunkelheit herausfummeln konnte, hörte er, wie Coyne etwas an dem Flechettewerfer zurückspannte – die Sicherung wahrscheinlich. Das nächste Geräusch war bestimmt sein Todesurteil …
»Er ist da! «, rief Monk. »Die Limousine ist da.«
»Was?«, flüsterte Coyne. »Zu früh. Es sind doch noch drei Minuten …« Anscheinend hatte er seine teure Uhr im Auge behalten.
»Er steigt aus! «, krähte Gene D. Niemand außer Coyne machte sich mehr die Mühe, leise zu sein.
Das Schloss wurde aufgesperrt, die Kette weggenommen, dann
stolperten sechs Jungen übereinander und griffen nach den einszwanzig langen Stahlstangen, die sie unter der Kanalisationsöffnung an die Wand gelehnt hatten. Mit diesen Stangen hatten sie in den frühen Morgenstunden geübt, die Eisenplatten aufzuwuchten, während Monk oder Dinjin draußen standen, um die Türen schnell zuzuschlagen, falls jemand vorbeikam.
»Er ist es! «, kreischte Sully vor einem Schlitz. »Omura! «
»Schnauze! Schnauze! «, fauchte Coyne gedämpft, aber er hatte die Sache nicht mehr im Griff. Was jetzt passierte, war nicht mehr aufzuhalten.
Wenigstens zeigte die OAO Izhmash nicht mehr auf Vals Kopf. Er holte tief Atem, dann zog er sich auf dem Rücken liegend zurück in das Dunkel des Gangs.
Die Jungs hatten geübt, die Platten in
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