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Flatline

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Titel: Flatline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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Dunkelheit Fußball gespielt. Im Winter hatten sie in dem ausgebauten Dachboden vor einem alten Kohleofen gesessen. An diesem Tag wollten sie auf dem zugefrorenen Dorfweiher Schlittschuhlaufen. Am Stacheldraht befestigte Warnschilder ignorierten sie. Bis zur Mitte des Sees trug die Eisfläche. Es ging blitzschnell, Joshuas Kinn ragte noch wenige Zentimeter aus dem Eiswasser. Seine Hände krallten sich in den Rand der Eisfläche und rutschten doch immer weiter zurück. Er sah Nachbarskinder, die schreiend davonliefen. Jack zögerte keine Sekunde. Er rannte zum Ufer, brach einen Ast von einer Weide und robbte auf dem Bauch zu der Einsturzstelle.
    Das Klingeln des Telefons riss ihn aus seinem Tagtraum.
    »Strietzel. Ich habe eben erste Ergebnisse von den Virologen bekommen. Die haben es in sich!«
    Joshua brauchte nur eine Sekunde, um bei der Sache zu sein.
    »Die Kollegen haben sich zuerst die Hepatitis-Erreger vorgenommen, wie ich es schon vermutet hatte. Das Ergebnis: Die Viren sind allesamt inaktiv! Daher auch keine Infektion der Leber.«
    Joshua war verwirrt. Von inaktiven Viren hatte er bisher noch nichts gehört. Er konnte sich nicht mal ansatzweise vorstellen, welchen Belang dieses Ergebnis für seine Ermittlungen haben sollte. Er stellte sich das Gesicht von Bornmeier vor, würde er ihn darum bitten, aufgrund inaktiver Hepatitis-B-Viren ein Ermittlungsverfahren einzuleiten. Der nächste Satz des Gerichtsmediziners sollte den sterbenden Hoffnungen neues Leben einhauchen.
    »Nach den bisherigen Erkenntnissen handelt es sich bei den Viren um gentechnisch verändertes Material. Das jetzt zu erklären, würde zu weit führen. Ich schlage vor, du wendest dich direkt an die Kollegen der Virologie.«
    Joshua bedankte sich bei Strietzel. Langsam und nachdenklich legte er den Telefonhörer auf. Karin hatte längst den Blick von den Akten abgewandt. Mit ernster Miene sah sie Joshua an. Dieser sprang hoch und riss die Lederjacke vom Wandhaken. Die geöffnete Tür in der Hand drehte er sich noch einmal zu Karin Seitz um.
    »Ich muss noch mal zur Uni.«
    Karin warf den Kugelschreiber auf ihren Schreibtisch und schnappte nach Luft.
    »Sieht so aus, als haben wir einen Ansatz. Die Hepatitis-Viren sind manipuliert worden.«
    »
Wir
 haben keinen Ansatz. 
Wir
 versuchen gerade, eine Serie von Banküberfällen aufzuklären«, Karin war außer sich vor Wut, »außerdem haben 
wir
 in einer Stunde eine Pressekonferenz und so gut wie keine Ergebnisse!«
    Joshua machte einige hilflose Gesten. Auf gar keinen Fall wollte er es versäumen, diesem Hinweis nachzugehen.
    »Bis dahin bin ich wieder zurück.«
    Joshua hob noch den Arm zum Gruß und wollte die Tür hinter sich zuziehen, als Daniel sich an ihm vorbeidrängte. Van Bloom setzte gerade zu einem flüchtigen Gruß an, da bekam er den Schnellhefter ins Gesicht.
    Auf dem Weg zu seinem Auto rief Joshua Seifert an und erzählte ihm von seiner Begegnung mit Stachinsky. Er bat den Kollegen, seine Adresse herauszufinden.
     
     

16
    Stachinskys Finger glitten über das kalte Metall. Zufrieden wickelte er das ölgetränkte Tuch darum. Für Sekunden wichen seine Gedanken ab. Grenzenlose Trauer, die sich längst mit Wut zur Unkenntlichkeit vermischt hatte, trat für einen Augenblick in den Hintergrund, machte Platz für die Erinnerung. Mit Tränen in den Augen hatte er letzte Nacht im Garten des kleinen Backsteinhäuschens in Friemersheim gestanden. Dort, wo alles begonnen hatte. An dem Ort, an dem das Schicksal seinen verhängnisvollen Anfang nahm. Das Haus, in dem er seinen Vater für immer aus seinem Herzen verbannt hatte.
    Dieses Flittchen will ich nie mehr sehen!
    Die Worte seines Vaters schienen sich in die Mauern gebrannt zu haben. Beim Anblick des alten Hauses erklangen sie erneut. Helena hätte ihn bestohlen, hatte er behauptet, ohne es beweisen zu können. Als man seine Frau wenig später mit einer Spritze in der Hand neben einer Parkbank gefunden hatte, kamen Thomas Stachinsky erste Zweifel.
    Der Vollmond gestattete es ihm, ohne das verräterische Licht der Taschenlampe zu suchen. Der Deckel der stillgelegten Sickergrube lag unter einer dicken Erdschicht verborgen. Im Schutze eines mächtigen Apfelbaumes grub er ihn frei. Nach Helenas Therapie hatten sie den Baum gepflanzt, als Zeichen für einen Neubeginn. Noch bevor der erste Apfel reif gewesen war, war Thomas Stachinsky Witwer. Sein Blick fiel auf ein gerahmtes Foto seines Sohnes. In diesen Tagen plante er

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