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Flatline

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Titel: Flatline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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Fahrerseite des dunklen Volvos. Der Kombi stand mindestens achtzig Meter von ihm entfernt. Dennoch hatte er das Gefühl, dieses Schild schon einmal gesehen zu haben.
    »Kalle, auf wen ist der Volvo zugelassen?«
    Kalle verdrehte die Augen. Er kramte in der hinteren Tasche der Jeans, zog einen mehrfach gefalteten Zettel ans Tageslicht.
    »Ist uninteressant, aber bitte«, Kalle zog die Stirn kraus, »Monika Feldmann, Poststraße 14. Ist ’ne ältere Dame, die in der Nähe vom Zoo eine Arbeitsvermittlungsagentur betreibt. Wird geschäftlich hier sein.«
    »Garantiert nicht«, rief Joshua. Seine Gedanken rasten. Welche Rolle spielte Monika Feldmann? Das Phantombild des Täters zeigte eindeutig einen Mann. Paolo Barnetta, Joshua sah ihn genau vor sich. Er zückte sein Handy, rief die Dienststelle an. Pille hielt als Einziger der SoKo-Mannschaft die Stellung im LKA.
    »Ich brauche sofort eine Personenfeststellung.  Paolo Barnetta mit doppel-t.  Ruf mich schnellstens zurück. Und schicke einen Wagen zur Poststraße 14, Monika Feldmann. Ich muss wissen, ob die Dame zu Hause ist. Wenn ja, mitnehmen. Danke.«
    Pille wiederholte Name und Adresse. Er wollte noch eine Frage hinterherschieben, aber Joshua legte auf.
    »Was hat Paolo Barnetta mit Monika Feldmann gemein?«
    »Das versuche ich gerade herauszufinden. Barnetta betreibt angeblich die Arbeitsvermittlung. Es kann kein Zufall sein, dass der Volvo hier steht!«
    Joshua wollte eine Zigarette drehen. Als sein Handy sich meldete, schmiss er das halb fertige Ergebnis auf die Straße.
    »Gamerschlag. Einen Paolo Barnetta gibt es nicht in Düsseldorf. Bundesweit gibt es eine Person mit dem Namen in Göttingen. Der feiert nächste Woche seinen neunten Geburtstag. Die Kollegen sind unterwegs. Könnt ihr mich vielleicht mal aufklären?«
    »Später, danke.«
    »Es gibt keinen Paolo Barnetta. Der Täter ist also in der Halle. Wir müssen rein!«
    Kalle warf ihm einen ungläubigen Blick zu.
    »Verdammt. Krieger, Tonello, Plankert, Barnetta. Na, klingelts?«
    Kalle schlug die Hand gegen die Stirn. Joshuas Handy meldete sich erneut. Er hielt es noch in der Hand.
    »Gamerschlag. Du hast Glück. Eddie und Schorsch waren in der Nähe. Sie haben Frau Feldmann im Auto. Die Dame behauptet, der Volvo würde ausschließlich von ihrem Sohn genutzt. Sein Name lautet Markus Feldmann. Und jetzt halt dich fest.«
    Joshua hatte die Mithörtaste gedrückt. Karin, Daniel und Kalle versammelten sich um das Mobiltelefon.
    »Den Burschen haben wir nicht nur in unserer Kundenkartei, das Strafregister füllt den gesamten Monitor aus. Angefangen mit Diebstahl und Hehlerei bis zu räuberischer Erpressung und versuchtem Totschlag, alles dabei, die ganze Palette. Hat insgesamt viermal eingesessen, ist zuletzt allerdings im Oktober 2004 entlassen worden. Seine Mutter wollte ihm mit der Agentur eine neue Chance geben. Der Laden wurde sogar als Resozialisierungsprojekt staatlich gefördert.«
    Kalle schüttelte verständnislos den Kopf. Joshua erklärte Pille mit wenigen Worten den Sachverhalt und beendete das Gespräch, ohne dem SoKo-Leiter tiefer gehende Fragen zu beantworten.
    »Dann müssen wir jetzt stürmen«, erkannte Karin die Lage als Erste. Joshua empfand die Worte der Kollegin bedrohlich. Er schüttelte den Kopf.
    »Das Risiko ist enorm. Wir brauchen Feldmann lebend.«
    Joshua spürte neue Energie durch seinen Körper strömen. Er musste sich eingestehen, verfrüht aufgegeben zu haben. Das Spiel war nicht nur in vollem Gange, sie konnten es auch noch für sich entscheiden.
    Halt durch, Jack!
     
     

51
    Sänger beobachtete seinen Kontrahenten schon eine ganze Weile. Er war auf einen Stuhl gestiegen, den er an die Innenwand des Lagerraums geschoben hatte und sah durch das kleine Fenster unterhalb der Decke den nervös umherlaufenden Feldmann, den er nur unter dem Namen Ingar Orlefson kannte. Sänger amüsierte es, dass Feldmann jede Minute auf die Uhr sah. Es nahm ihm die Angst und den Respekt vor dem Mann, der scheinbar eiskalt und hemmungslos pokerte. Die Nervosität machte ihn fast ein wenig menschlich. Das kalte Metall der Pistole in der rechten Hand verlieh Sänger mentale Stärke. Er fühlte die Überlegenheit, die ihm sein Leben lang als treuer Begleiter zur Seite gestanden hatte.
    Der abgesprochene Termin war bereits um fünf Minuten überschritten, als Feldmann wütend auf die Tastatur des Handys eindrosch.
    Ja – unterhalte dich ruhig mit meiner Mailbox, dachte Sänger.

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