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Flatline

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Titel: Flatline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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Das hämische Grinsen zog sich bis zu den Ohren. Feldmann steckte das Handy wütend weg, die schmalen Lippen bebten. Sänger fragte sich, was seinen Kontrahenten antrieb. Er hatte genug Geld bekommen, um ein sorgenfreies Leben irgendwo im Ausland führen zu können. Sänger fiel auf, wie ähnlich sie sich waren. Ihm ging es außerordentlich gut. Er führte ein angenehmes Leben auf der Sonnenseite. Angenehm, aber langweilig und vor allem ohne die Anerkennung, die ihm zustand. Eine Stufe hielt die Erfolgsleiter noch für ihn bereit. Bald hatte er es geschafft. Orlefson musste ihm die Formel geben, dachte Sänger. Für sein Leben. Der Zeitpunkt war gekommen, Feldmann machte Anstalten, den Ort zu verlassen. Sänger sprang vom Stuhl. Die Hand in der Tasche, die Pistole fest umklammernd, öffnete er die Tür. Feldmann hörte das Geräusch in seinem Rücken, fuhr blitzschnell herum.
    »Hallo Orlefson. Entschuldigen Sie meine Unpünktlichkeit. Warten Sie schon lange auf mich?«
    Geschickt verschaffte Sänger sich eine günstige Ausgangsposition. Feldmann ging nicht auf die Provokation ein.
    »Haben Sie das Geld?«
    »Haben Sie die Formel?«
    Feldmanns Augen verkleinerten sich zu kleinen Schlitzen. Die breiten Schultern spannten den dunklen Anzug.
    »Ich habe keine Zeit für Späße. Sobald ich in Sicherheit bin, gebe ich Ihnen den Ort durch, an dem Sie die Formel finden.«
    Sänger verzog den Mund zu einem breiten Grinsen. Feldmann zögerte, seine Körpersprache verriet Unsicherheit.
    »Bekomme ich dann die Formel für einen Impfstoff gegen Windpocken?«
    Sänger wähnte sich überlegen. Dieses Gefühl drang aus jeder seiner Gesten. Eine fatale Überheblichkeit, die Feldmann nachdenklich machte. Es musste einen Grund für diese plötzliche Selbstsicherheit geben. Feldmanns Augen glitten Sängers rechten Arm hinab. Die Unhöflichkeit, während einer Unterhaltung die Hand in der Tasche zu belassen, war ihm von Sänger nicht bekannt. Selbst im Streit bewahrte der Geschäftsmann antrainierte Umgangsformen. Feldmann bewegte den Kopf keinen Millimeter. Nur seine Pupillen nahmen die für eine Hand zu groß geratene Beule in Sängers Mantel wahr. Daher bezog Sänger also die Selbstsicherheit. Ein Argument aus Stahl, Feldmann reagierte sofort.
     
     

52
    »Worauf willst du warten? Sänger hat statt des Geldes nur eine Waffe bekommen. Glaubst du, die marschieren da gleich friedlich Hand in Hand raus?«
    Joshua biss die Zähne zusammen. Er stimmte Karin zu.
    »Okay, Freddie. Aber wir brauchen Feldmann unbedingt lebend.«
    Freddies Gesichtsausdruck deutete Joshua die Unsinnigkeit der Forderung an.
    »Kein Problem«, antwortete er sarkastisch, »ich lass ihn erst sein Magazin auf unsere Männer leer ballern und dann nehmen wir ihn fest.«
    Kopfschüttelnd lief der SEK-Leiter zu seinen Leuten. Minuten später rannte eine Gruppe vermummter Gestalten über das Gelände. Die beiden Seitentüren sowie das Rolltor am Wareneingang wurden durch jeweils fünf SEK-Männer gesichert. Die Kripobeamten zogen ihre Dienstwaffen und gingen im Abstand von fünf Metern über den schmalen Weg vom Parkplatz zu dem Eingang, an dem Stachinsky niedergeschlagen worden war. Mit heruntergelassenen Visieren drängten sich acht Einsatzbeamte des SEK auf dem kleinen, gepflasterten Stück vor der Metalltür und erwarteten den Einsatzbefehl ihres Leiters. Joshua atmete noch einmal tief durch. Dann ging alles blitzschnell.
    »Stürmen«, schrie Freddie. Genau in dem Augenblick, in dem einer der Beamten die unverschlossene Seitentür aufriss, fiel ein Schuss. Der Knall fuhr Joshua durch Mark und Bein. Der Einsatztrupp stürmte hinein. Das Licht der Blendgranate erhellte den schmalen Gehweg.
    »Waffe fallen lassen! Auf den Boden!«
    Die Schreie drangen nach draußen. Joshua entsicherte die Dienstwaffe. Karin bemerkte das Zittern seiner Hände.
    »Bleib hier!«, zischte sie.
    Schweiß lief ihm in die Augen. Es gab noch eine Chance von 50 Prozent, Sänger würde es nicht fertigbringen, einen Profi zu erschießen, machte er sich Mut. Der nächste Schuss könnte das Todesurteil für Jack bedeuten. Joshua hielt es nicht mehr aus. Er schubste Karin zur Seite und rannte hinein.
    Das Erste, was er sehen konnte, waren zwei Kollegen vom SEK, die ihre Visiere hochklappten. Der Geruch von Schießpulver lag in der Luft. Dutzende von Neonröhren sorgten für Schatten, die in alle Richtungen verliefen. Joshua
    lief an ihnen vorbei. Der Anblick ließ ihn die Fäuste ballen,

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