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Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Titel: Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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Königslilie drunter.‹ Der alte Bill Shakespeare kannte sich im Pflanzenreich gut aus, hast du das gewusst? Und hast du gewusst, dass er die Königslilie auch Flower-de-Luce genannt hat?«
    »Sie denken sich das bloß aus, weil Sie mich aufmuntern wollen.«
    »Keineswegs. Du findest die Stelle im Wintermärchen . Euch de Luces gibt es schon erstaunlich lange.«
    »Autsch!«, entfuhr es mir. Adam trug den Narzissensaft gerade an einer besonders empfindlichen Stelle meiner Nase auf.
    »Das beißt ein bisschen, hm? Kommt wahrscheinlich vom Narcissin. Die Alkaloide tun gerne mal ein bisschen …«
    »Ach, seien Sie still!«, sagte ich, musste aber gleichzeitig über ihn lachen.
    Wie sollte er das je verstehen?
    Es war hoffnungslos.
    »So, wir hätten dich wieder zusammengeflickt«, sagte er. »Sollen wir reingehen?«
    »Rein?« Ich breitete meinen Rock aus wie einen Fächer. »Macht es Ihnen denn gar nichts aus, sich so mit mir sehen zu lassen?«
    Adam lachte bloß, hakte mich unter und führte mich zwischen den Grabsteinen hindurch.
    In den Bankreihen drehten sich Köpfe und Oberkörper zu uns um, als wir den Mittelgang entlangschritten. Kaum hatten wir uns in die erste Reihe neben Vater und Daffy gequetscht, da schlug Feely auch schon die ersten Akkorde des feierlichen Chorals an.
    Daraufhin kam der Chor aus dem hinteren Teil des Kirchenschiffes in andächtiger Prozession heran und stimmte zum Tosen der Orgel sein mitreißendes Morgenlied an.
    Als die Sängerinnen und Sänger an unserer kleinen Gruppe vorüberschritten, versäumte es keiner von ihnen, unauffällig zu mir herüberzuschielen.
    Da saß ich also, so sittsam, wie es unter diesen Umständen möglich war, die Augen mit einem rußigen Korken geschwärzt, Gesicht und Hals vom Feuer gerötet und von giftigem Narzissensaft speckig gerieben, die Kleidung vom Staub des Orgelgehäuses verdreckt und von einer Ätherexplosion angesengt und verkohlt.
    Sogar der Vikar machte große Augen, als er singend an uns vorbeiging:
    »Zum Mahl des Lammes schreiten wir,
    Mit weißen Kleidern angetan …«
    Das Prinzipal grollte, erschütterte die altersfleckigen Sitzreihen, ließ das antike Schnitzwerk erzittern und die ganze historische Kirche erbeben.

29
    S onst weiß ich von diesem Ostergottesdienst nicht mehr viel. Für mich war das Ganze nur eine verschwommene Abfolge von Singen, Stehen, Knien und papageienartigen Erwiderungen.
    Hinterher habe ich erfahren, Feely sei großartig gewesen, der Chor habe geklungen, als hätten die Engel ihren schönsten Gesang angestimmt (und das ohne Miss Tantys Mitwirkung), und die Tastenarbeit habe für Bishop’s Lacey neue Maßstäbe in Bezug auf musikalische Virtuosität gesetzt. Natürlich musste ich mich dabei auf Sheila Fosters Worte verlassen, und da Fossie Feelys beste Freundin war, hätte ich für den Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen nicht unbedingt die Hand ins Feuer gelegt.
    Das ungeschriebene Gesetz beim Verlassen von St. Tankred lautete: »Die vorderen Reihen zuerst«, weshalb wir gleich nach dem Segen aufstanden und beim Hinausgehen sehen konnten, wer die Kirche nach uns betreten hatte.
    Als wir uns diesmal in Richtung Ausgang bewegten, erblickte ich zu meiner Überraschung in der viertletzten Reihe, gleich am Gang, Inspektor Hewitt und seine Frau Antigone. Weil ich mich bei unserem letzten Zusammentreffen so danebenbenommen hatte und mir das immer noch peinlich war, musste ich Vorsicht walten lassen. Sollte ich vielleicht einfach wegschauen? Jemanden auf der anderen Gangseite überschwänglich begrüßen und so tun, als hätte ich die beiden nicht gesehen? Einen Hustenanfall vortäuschen und mit zugekniffenen Augen an ihnen vorbeistolpern?
    Meine Befürchtungen erwiesen sich als unnötig. Als ich auf ihrer Höhe war, erhob sich Antigone, fasste mich mit schlanker, behandschuhter Hand am Arm und zog mich an sich.
    Sie flüsterte mir etwas ins Ohr.
    Hinterher muss ich vor Freude gestrahlt haben, was auch wieder peinlich war. Ich hielt sogar ihrem sitzenden Ehemann meine Hand entgegen und bestand darauf, ihm herzlich die seine zu schütteln.
    Kein Wunder, dass er seine Frau so verehrte!
    Draußen standen die Gottesdienstbesucher in kleinen Grüppchen zusammen, um unter dem Vorwand, Ostergrüße auszutauschen, hemmungslos zu tratschen. Obwohl die eigentliche Tratscherei erst beim Spätgottesdienst ausbrechen würde, legten die Bewohner von Bishop’s Lacey zu dieser unchristlichen Stunde bereits eine beachtliche Vorstellung hin –

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