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Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
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streichelte seine warme Nase, was überraschend tröstlich war. Ich legte sogar meine Stirn an seine, und mein Herz raste nicht mehr ganz so heftig. So standen wir unter dem Sternenhimmel und verstanden einander auf eine wortlose Art und Weise, die viel, viel älter als jede Sprache ist.
    Wenn du doch sprechen könntest! , dachte ich.
    »Huhu!«,rief ich noch einmal und tätschelte Gry das warme Maul. Im Wohnwagen blieb es still.
    Als ich auf die Deichsel kletterte und von dort auf den Kutschbock, schaukelte der Wagen ein bisschen. Die verschnörkelte Türklinke war kalt. Ich drückte sie hinunter. Die Tür ging auf, der Wagen war nicht abgeschlossen.
    »Hallo?«

    Ich streckte die Hand nach der Petroleumlampe aus, die mit trübem Schein über dem Ofen hing. Als ich den Docht höher drehte, leuchtete der Glasschirm plötzlich grellrot.
    Blut! Überall war Blut! Der Ofen und die Vorhänge waren vollgespritzt, auf dem Lampenschirm klebte Blut und jetzt auch auf meinen Händen.
    Es tropfte mir sogar von der Decke ins Gesicht. Ich zuckte voller Abscheu und womöglich auch vor Angst zurück.
    Und dann sah ich die alte Frau. Sie lag reglos und zusammengekrümmt vor meinen Füßen, ein schwarzes Häuflein in einer Lache aus ihrem eigenen Blut. Um ein Haar wäre ich auf sie draufgetreten.
    Ich ging in die Hocke und nahm ihr Handgelenk zwischen Daumen und Zeigefinger. Ist dieses schwache Pochen tatsächlich ein Puls?
    Wenn ja, so brauchte ich Hilfe, und zwar schnell. Es nützte der Alten gar nichts, wenn ich noch länger hier herumlungerte.
    Doch als ich wieder auf den Kutschbock hinaustreten wollte, blieb ich wie angewurzelt stehen. Dann hob ich witternd die Nase. Es roch metallisch nach Blut.
    Nach Blut … und nach etwas anderem, das hier eigentlich nichts zu suchen hatte. Ich schnupperte wieder. Was konnte das sein?
    Fisch! Im Wohnwagen der Alten roch es nach Blut und nach Fisch!
    Hatte sich die Wahrsagerin in meiner Abwesenheit einen Fisch geangelt und gebraten? Aber von einem Feuer oder den entsprechenden Gerätschaften war nirgends etwas zu sehen. Abgesehen davon war sie dazu viel zu schwach und müde gewesen. Und es hatte ganz bestimmt noch nicht nach Fisch gerochen, als ich den Wohnwagen verlassen hatte.
    Ich schloss die Tür hinter mir und sprang vom Kutschbock.
    Nach Buckshaw zu laufen war zwecklos, das hätte viel zu lange gedauert. Bis ich die entsprechenden Leute geweckt und
Dr. Darby alarmiert hätte, wäre die Frau womöglich tot – falls sie das nicht ohnehin schon war.
    »Gry!«, rief ich, und der alte Gaul kam angetrottet. Ohne lange zu überlegen, schwang ich mich auf seinen Rücken, legte ihm die Arme um den Hals und versetzte ihm mit den Fersen einen sanften Rippenstoß. Wir trabten über die Brücke und bogen in die Rinne ab – den halb zugewucherten Hohlweg.
    Gry zockelte mit stetigem Schritt voran, als wäre ihm der ausgefahrene Weg auch im Dunkeln vertraut. Ich meinerseits lernte rasch, auf seinem knochigen Rücken das Gleichgewicht zu halten und mich unter niedrigen Ästen zu ducken. Jetzt bereute ich, dass ich keinen Pullover angezogen hatte. Ich hatte ganz vergessen, wie kalt die Spätsommernächte schon sein konnten.
    Das Zigeunerpferdchen übertraf sich wirklich selbst. Vielleicht witterte es ein Festmahl am Ende des Weges.
    Bald kamen wir an der Bruchbude der Bulls vorbei. Auch am helllichten Tag verirrte sich nur selten jemand zu der Familie, und mitten in der Nacht würde bestimmt einer der halbwilden Sprösslinge die ungewohnten Hufschläge hören.
    Ja, da war es schon: direkt vor uns auf der rechten Seite. Ich konnte es riechen. Sogar im Dunkeln sah ich den grauen Rauchvorhang, der über dem ganzen Anwesen hing. Auf den Kuppen der qualmenden Abfallhaufen schienen kleine rote Augen zu sitzen. Trotz der späten – beziehungsweise frühen – Stunde war das Haus hell erleuchtet.
    Hier um Hilfe zu bitten bringt nichts, dachte ich. Mrs Bull hatte keinen Hehl aus ihrer Abneigung gegenüber der Wahrsagerin gemacht.
    Ich zog behutsam an Grys zottiger Mähne. Als wäre es solche wortlosen Kommandos von klein auf gewohnt, verfiel das Pferd in einen langsamen Trab, doch als es die Gangart wechselte, trat es mit dem Huf gegen einen Stein.
    »Schsch!«, zischte ich ihm ins Ohr.

    Wir mussten weiter. Die alte Frau brauchte dringend Hilfe, und von den Bulls würde uns keiner helfen wollen.
    Eine Tür knallte. Jemand trat in den Hof hinaus, aber so, wie es sich anhörte, durch die Hintertür.
    Gry blieb

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