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Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
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stank zum Himmel.
    Ich stellte mich auf den Rand und konnte von dort aus auf die mittlere Schale und schließlich auf die obere klettern. Jetzt befand ich mich auf gleicher Höhe mit Brookies Knien und spähte nach oben in seine ausdruckslosen Augen. Sein Gesicht war weiß wie ein Fischbauch.
    Und er war tot – was sonst?

    Nach dem ersten Schreck, als ich begriff, dass ich noch vor ein paar Stunden mit jemandem gesprochen hatte, der inzwischen im Jenseits weilte, packte mich die Neugier.
    Ich hatte keine Angst vor Leichen. Im Gegenteil, aufgrund meiner beschränkten Erfahrung wage ich zu behaupten, dass ihr Anblick mich geradezu aufleben lässt. Ein Toter ist viel interessanter als ein Lebender, und die meisten Leichen haben sogar die spannenderen Geschichten zu erzählen. Ich schätzte mich glücklich, bereits die Bekanntschaft mehrerer Leichen gemacht zu haben. Genau genommen war Brookie die dritte.
    Jetzt erkannte ich auch, was da in der Sonne glänzte. Aus Brookies Nase – nicht aus seinem Mund – ragte etwas eher Flaches, Durchbrochenes aus Silber, das mich auf den ersten Blick an ein längliches Medaillon denken ließ. An seinem Ende hing ein Tropfen von Brookies Blut.
    Aus dem flachen, länglichen Silber war ein Hummer herausgestanzt, und darunter war das Monogramm der de Luces eingraviert.
    DL
    Es war eine silberne Hummergabel – aus unserem Familiensilber!
    Ein solches Besteckteil hatte ich zuletzt bei Doggers Putzaktion auf dem Küchentisch liegen sehen.
    Die Gabel lief in zwei kurze Zinken aus, die wie die Fühler einer Schnecke aussahen und dazu dienten, das rosige Fleisch aus der Hummerschale zu pulen – und die jetzt wohl in Brookie Harewoods Hirn steckten.
    Tod durch Familiensilber, ging es mir durch den Kopf.
    Unter mir gab jemand ein leises Jammern von sich. Porcelain hatte ich ganz vergessen.
    Ihr Gesicht war fast so weiß wie das von Brookie, und sie zitterte krampfhaft.
    »Um Himmels willen, Flavia, komm da runter. Lass uns hier verschwinden. Mir ist kotzübel.«

    »Das ist Brookie Harewood«, stellte ich den Toten vor und sprach im Stillen ein kurzes Gebet für den Wilderer.
    Behüte ihn, o Herr, und lass den Himmel für ihn voller Forellenbäche sein.
    Mit einem Mal fiel mir Colin Prout ein. Ob der Junge wohl aufatmen würde, wenn er erfuhr, dass sein Peiniger tot war? Oder würde er um Brookie trauern?
    Brookies Mutter würde seinen Tod vermutlich ebenso zwiespältig aufnehmen. So wie im Grunde ganz Bishop’s Lacey.
    Ich setzte den Fuß auf Poseidons Knie und zog mich an seinem muskulösen Ellenbogen hoch. Jetzt war ich höher als Brookie und schaute auf das hinunter, was meine Aufmerksamkeit erregt hatte. Zwischen zwei Zinken von Poseidons Dreizack blinkte eine Stelle, etwa so groß wie ein Sixpence, als hätte jemand die Bronze mit einem Lappen poliert.
    Ich prägte mir den Anblick ein, dann kletterte ich vom Brunnen herunter, wobei ich aufpasste, dass ich die Leiche nicht streifte.
    »Komm!« Ich zog Porcelain am Arm. »Wir verziehen uns lieber, bevor jemand auf die Idee kommt, dass ihn eine von uns umgebracht hat.«
    Ich verschwieg ihr, dass Brookies Hinterkopf eine einzige blutige Masse war.
     
    Hinter einer Rosenhecke blieben wir stehen. Die Rosen erfreuten sich um diese Jahreszeit gerade ihrer zweiten Blüte. Aus dem Küchengarten hörte man Dogger mit einem Spachtel Blumentöpfe sauberschaben. Mrs Mullet war bestimmt schon nach Hause gegangen.
    »Du wartest hier«, flüsterte ich. »Ich sehe nach, ob die Luft rein ist.«
    Porcelain schien mich gar nicht richtig zu hören. Vor Angst und Müdigkeit ganz bleich, stand sie stocksteif zwischen den
Rosen wie ein Standbild, dem jemand zum Spaß ein altes schwarzes Kleid übergeworfen hatte.
    Ich flitzte über den Rasen und die kiesbestreute Auffahrt zur Küchentür, wo ich vorsichtshalber noch einmal das Ohr an das dicke Holz legte.
    Wie schon erwähnt, hatte ich Harriets überscharfes Gehör geerbt. Mir wäre auch das leiseste Klappern von Töpfen und Pfannen oder eine gedämpfte Unterhaltung nicht entgangen. Mrs Mullet pflegte bei der Küchenarbeit Selbstgespräche zu führen, und falls Feely und Daffy wieder einen Hinterhalt planten, hätte ihr Gekicher sie verraten.
    Hinter der Tür war alles mucksmäuschenstill.
    Ich öffnete die Tür und trat in die leere Küche.
    Erst einmal musste ich Porcelain ins Haus schmuggeln und irgendwo unterbringen, wo sie niemand entdecken würde. Danach wollte ich die Polizei anrufen.
    Das Telefon

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