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Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
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bedeckt halten.
    Es war nur eine Frage der Zeit, bis Inspektor Hewitt vor der Tür stehen und sich erkundigen würde, unter welchen Umständen ich Brookies Leiche entdeckt hatte. Ich musste mir gut überlegen, wie viel ich ihm verraten wollte.
    Mir schwirrte der Kopf. Wie lustig ist doch das Leben von Flavia de Luce, dachte ich mit einem Anflug von bitterem Humor.
    Dann war es auf einmal Morgen, und die Sonne flutete durch die Fenster.

13
    T räge blinzelnd wälzte ich mich auf die Seite. Ich hatte quer über dem Fußende des Bettes gelegen und den Kopf beim Schlafen unbequem abgewinkelt. Am Kopfende schmiegte sich Porcelain in mein Kopfkissen, hatte die Decke bis ans Kinn gezogen und schlummerte sanft wie eine morgenländische Prinzessin.
    Ärger wallte in mir auf, schlug aber gleich in Mitleid um, als mir einfiel, was sie mir am Abend zuvor erzählt hatte.
    Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich erschrocken fest, dass ich verschlafen hatte. Ich kam zu spät zum Frühstück. Vater bestand darauf, dass die Mahlzeiten gemeinsam eingenommen wurden, pünktlich und mit militärischer Präzision.
    Ich ließ Porcelain schlafen, zog mich rasch um, fuhr mir mit der Bürste durchs Haar und schlich nach unten.
    Vater war wie üblich in die neueste Ausgabe des British Philatelist versunken und nahm meine Ankunft kaum zur Kenntnis, ein untrügliches Zeichen dafür, dass schon bald die nächste Briefmarkenauktion stattfand. Wenn unsere Finanzlage wirklich so heikel war, wie er behauptete, musste er sich über die aktuellen Preise informieren. Beim Essen machte er sich mit einem Bleistiftstummel Notizen auf einer Serviette und weilte ansonsten in seiner eigenen Welt.
    Als ich mich auf meinen Stuhl schob, bedachte mich Feely mit dem eiskalten Blick, den sie sich in den Kino-Wochenschauen von Königin Mary abgeschaut hatte und mittlerweile vollendet beherrschte.

    »Du hast einen Pickel im Gesicht«, stellte ich sachlich fest und goss Milch auf mein Weetabix.
    Sie tat so, als hätte sie mich nicht gehört, aber im nächsten Augenblick beobachtete ich voller Genugtuung, wie sie ihre Wange betastete. Es war, als würde man in einem Kulturfilm einer Krabbe dabei zusehen, wie sie träge über den Meeresgrund kroch. Diese Filme waren oft in Farbe und hießen Wundersames Leben im Ozean oder so ähnlich.
    »Pass auf, Feely!«, sagte ich warnend. »Gleich platzt er.«
    Daffy schaute von ihrem Buch auf, der Ausgabe von Ein Spiegel für London und ganz Engelland, die ich auf der Kirmes entdeckt hatte. Die hinterhältige Kröte hatte es für sich gekauft!
    Ich nahm mir vor, es ihr irgendwann zu stibitzen.
    »Was bedeutet eigentlich die Redensart: ›wie ein Hering ohne Senf‹?«, fragte ich.
    Daffy biss sofort an. Sie ließ keine Gelegenheit aus, sich mit ihrem überlegenen Wissen zu brüsten.
    In Gedanken war ich bereits alles durchgegangen, was ich über Senf wusste. Viel war es nicht. Senf enthielt unter anderem Ölsäure, Erucasäure, Behensäure und Stearinsäure. Stearinsäure war auch ein Bestandteil von Rinder- und Hammeltalg – ich hatte mal einen von Mrs Mullets fettigen Sonntagsbraten einer chemischen Analyse unterzogen –, und ich hatte nachgeschlagen, dass die Erucasäure ihren Namen vom griechischen Wort für »sich erbrechen« hatte.
    »Hering galt im 16. und 17. Jahrhundert als minderwertiger Fisch.« Daffy musterte mich vielsagend.
    Ich schielte zu Vater hinüber. Schaute er her? Nein.
    »Nicholas Breton nennt Hering ›ein nahrhaftes Gericht für derbe Mägen‹.« Daffy plusterte sich stolz auf. »Er schreibt auch, Lengfisch – das ist eine Dorschart, falls du das nicht weißt – sei ›ein Blaurock ohne Emblem‹, was auf einen Lakaien anspielt, der nicht das Wappen seines Herrn trägt.«

    »Bitte, Daphne …«, sagte Vater ohne aufzublicken, und sie verstummte.
    Letzteres war ein Seitenhieb gegen Dogger gewesen. So wurde auf Buckshaw Krieg geführt: unsichtbar und manchmal sogar lautlos.
    »Reichst du mir bitte mal den Toast?«, wandte sich Daffy so höflich an mich, als würde sie einen Fremden im A.B.C.-Teeladen ansprechen – und als hätte es die letzten elf Jahre meines Lebens nie gegeben.
    »Die Fosters haben jetzt einen neuen Badminton-Platz«, verkündete Feely unvermittelt. »Auf dem alten will Sheila ihren Daimler parken.«
    Vater brummte etwas Unverständliches, hörte aber schon nicht mehr richtig zu.
    »Sheila ist eine eingebildete Zicke«, fuhr Feely fort. »Sie hat von Copley Erfrischungen liefern

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