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Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
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meinem Hals, aber ich bekam immer noch nicht richtig Luft. Ich rollte vom Bett auf den Boden und krümmte mich in einem Hustenanfall.
    »Was machst du denn?«, fragte sie und sah sich verwirrt um.

    »Was machst du denn?«, krächzte ich. »Du hast mir die Luftröhre zerquetscht!«
    »O Gott – das wollte ich nicht! Ich hab geträumt, dass ich in Fenellas Wohnwagen bin, und dann kam ein … Ungeheuer und beugte sich über mich. Ich glaube, es war…«
    »Ja?«
    Sie wandte den Blick ab. »Ich … das kann ich dir leider nicht sagen.«
    »Ich erzähl’s auch nicht weiter. Ehrenwort.«
    »Nein, ich kann nicht.«
    »Dann eben nicht. Ich verbiete dir sogar, es mir zu sagen.«
    »Flavia …«
    »Ich will’s nicht wissen.« Das meinte ich ehrlich. »Reden wir über etwas anderes.«
    Ich musste nur ein wenig Geduld haben – irgendwann würde mir Porcelains Geheimnis schon entgegenquellen wie Hackfleisch aus Mrs Mullets Fleischwolf.
    Was mich daran erinnerte, dass ich schon ewig nichts mehr gegessen hatte.
    »Hast du Hunger?«, fragte ich.
    »Hast du nicht gehört, wie mein Magen knurrt?«
    Das hatte ich zwar nicht gehört, aber ich nickte vielsagend.
    »Bleib hier. Ich besorge uns was aus der Küche.«
     
    Nach zehn Minuten kam ich mit einer Schüssel voller Diebesgut zurück.
    »Komm, wir gehen nach nebenan.«
    Als wir mein Labor betraten, machte Porcelain große Augen. »Wo sind wir hier? Dürfen wir hier überhaupt rein?«
    »Klar. Hier führe ich meine Versuche durch.«
    »Zauberst du?« Sie deutete auf die Glasbehälter.
    »So ähnlich. Halt mal.«
    Sie erschrak, als ich ein Streichholz an den Bunsenbrenner hielt und es leise Popp machte.

    »Einfach über die Flamme halten.« Ich gab ihr zwei Würstchen und zwei vernickelte Reagenzglasklemmen. »Aber nicht zu dicht drüber – die Flamme ist sehr heiß.«
    Ich schlug sechs Eier in eine Verdunstungsschale aus Borosilikatglas und verrührte das Ganze über einem zweiten Brenner mit einem Glasstab. Im Nu war das Labor von köstlichen Düften erfüllt.
    »Jetzt noch Toast«, sagte ich. »Mit den Klemmen kannst du zwei Scheiben auf einmal rösten. Aber schön auf beiden Seiten.«
    Die Not hatte aus mir eine fähige Laborköchin gemacht. Erst kürzlich hatte mir Vater Stubenarrest aufgebrummt, und ich hatte mir einen Rindertalgpudding mit Rosinen zubereitet, indem ich Nierenfett aus der Speisekammer in einem weithalsigen Erlenmeyerkolben gekocht hatte. Weil Wasser schon bei 100 Grad Celsius kocht, Nylon aber erst bei 214 Grad schmilzt, hatte sich meine Hypothese bestätigt, dass Feelys kostbare Strümpfe ideale Kochbeutel abgaben.
    Es gibt kaum etwas Köstlicheres als ein über dem Bunsenbrenner gebratenes Würstchen – höchstens die Sorglosigkeit, mit der man das Würstchen mit den Fingern isst und das Fett auf den Boden tropfen lässt. Porcelain und ich hauten rein wie zwei Kannibalen nach einem Missionarsengpass und verputzten alles bis auf den letzten Krümel.
    Ich setzte in einem Glasbecher Wasser auf und nahm ein Apothekerglas vom Regal, wo es alphabetisch korrekt zwischen Arsen und Cyanid stand. Die Aufschrift lautete: Camellia sinensis .
    »Keine Bange«, sagte ich. »Das ist bloß Tee.«
    Zwischen uns entstand ein Schweigen, wie es eintritt, wenn sich zwei Leute allmählich besser kennenlernen – noch kein freundschaftliches Schweigen, aber auch kein misstrauisches mehr.
    »Wie es deiner Oma wohl geht?«, sagte ich schließlich.

    »Ach, bestimmt schon viel besser. Oma ist ein harter Knochen. «Ihre Antwort erstaunte mich.
    »Du meinst, sie ist zäh.«
    »Nein, hart.«
    Sie ließ das Reagenzglas los, mit dem sie gespielt hatte, sodass es auf dem Boden zersprang.
    »Aber Oma wird nicht daran zerbrechen«, sagte sie.
    Ich verkniff mir eine Entgegnung. Porcelain hatte ihre Großmutter nicht so erlebt, wie ich sie gesehen hatte – der Länge nach auf dem Boden in ihrem eigenen Blut liegend.
    »Was einen nicht umbringt, macht einen härter, sagt Oma immer.«
    »Du hast sie bestimmt sehr gern gehabt.« Ich biss mir auf die Zunge, denn das klang, als sei Fenella schon gestorben.
    »Manchmal schon«, erwiderte Porcelain versonnen, »und manchmal gar nicht.«
    Als sie mein verwundertes Gesicht sah, setzte sie hinzu: »Die Liebe ist kein breiter Fluss, der gleichmäßig dahinströmt. Falls du das glaubst, bist du ganz schön naiv. So ein Fluss kann auch irgendwo aufgestaut werden, bis nur noch ein Rinnsal übrig ist …«
    »Oder er versiegt ganz«, sagte

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