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Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
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Altardienst brachen das Eis.
Der Tabakhändler rümpfte die Nase, schob seine Brille zurecht und wies mit dem Daumen auf die Straße.
    »Gelber Zaun. Alteisen.« Dann widmete er sich wieder seiner Zeitung.
    »Vielen Dank«, sagte ich. »Sehr nett von Ihnen.«
    Ich meinte es beinahe ehrlich.
     
    Das Haus war nicht zu verfehlen. Ein hoher Holzzaun in einem Gelbton, der auf die Verwendung übrig gebliebener Flugzeugfarbe aus dem Krieg schließen ließ, umschloss krumm und schief ein offensichtlich weitläufiges Gelände.
    Dabei war der Zaun offenbar nur dazu da, den hässlichen Schrottplatz zu verstecken – mit zweifelhaftem Erfolg. Hinter den Brettern stapelte sich rostiges Altmetall wie übergroße Mikadostäbchen.
    Auf dem Zaun stand in ungelenken roten Buchstaben: SAMPSON – ALTMETALL – KAUFE SCHROTT – HÖCHST-PREISE – MOTORTEILE.
    Das Tor war mit einer Eisenstange verbarrikadiert. Ich spähte hindurch.
    Leider gab es nicht viel zu sehen, denn mein Blickfeld war von einem umgekippten, räderlosen Abschlepplaster verstellt.
    Ich schaute mich rasch um, dann schob ich die Stange weg, drückte die Torflügel ein Stück auseinander, hielt die Luft an und zwängte mich hindurch.
    Ich stand vor dem Rumpf eines Möbelwagens, auf dem eine blutrote Aufschrift verkündete: ACHTUNG BISSIGER HUN, als wäre das betreffende Tier dem Schreiber an die Gurgel gesprungen, ehe er den letzten Buchstaben hatte ausführen können.
    Ich spitzte die Ohren, aber von dem Untier war nichts zu hören. Vielleicht sollte die Warnung einfach nur Eindringlinge abschrecken.
    Auf einer Seite des Hofs stand eine große Wellblechbaracke,
die, den Reifenspuren nach zu urteilen, die zu dem zweiflügeligen Eingangstor führten, noch in Betrieb war. Zu meiner Rechten führten die aufgetürmten Schrotthaufen, die ich schon von draußen gesehen hatte, wie eine Reihe metallener Trockenschuppen in den hinteren Teil des Grundstücks. Die rotweißblauen Markierungen der Royal Air Force leuchteten so frisch, als wären sie erst gestern aufgetragen worden – und als hätte sich das Flugzeug gerade erst in diesen Haufen gebohrt.
    Der Zaun hatte die wahren Ausmaße des Grundstücks verborgen; es musste mehrere Morgen umfassen. Hinter den Schrottbergen lagen hier und dort haufenweise halb im Gras versunkene Automobile traurig herum, und sogar im hinteren Teil des Geländes, wo der Schrott allmählich in einen Obstgarten überging, signalisierten bunte Metallkleckse zwischen den Bäumen, dass dort noch mehr Autoleichen lagen.
    Während ich mich auf dem Schotterweg vorsichtig zwischen den Stapeln kaputter Maschinen vorwärtsbewegte, gaben irgendwo verborgene Teile ab und zu ein rostiges Ping von sich, als würden sie in der Sonne warm genug, um wieder lebendig zu werden – wenn auch nur mit sehr bescheidenem Erfolg.
    »Hallo?«, rief ich, in der inständigen Hoffnung, dass niemand antworten würde. Alles blieb ruhig.
    Am Ende des Schotterwegs stand ein Backsteingebäude. Es besaß ein Flachdach und einen runden, hohen Schornstein und erinnerte an ein Waschhaus.
    Die Fenster waren so verdreckt, dass es auch nichts nützte, mit der Faust drüberzureiben. Statt eines Knaufs hatte die Tür einen aus Zaunteilen zusammengebastelten Riegel.
    Ich drückte das Gebilde herunter. Die Tür schwang auf, und ich betrat den düsteren Innenraum.
    Drinnen war es unerwartet leer. Auf einer Seite befand sich ein großer Ofen, durch dessen offene Tür man den mit kalter Asche und Schlacke bedeckten Boden sah. Daneben stand eine Art motorgetriebenes Gebläse.

    Das steht bestimmt schon seit fünfhundert Jahren so da , dachte ich. Von dem Motor abgesehen gab es kaum einen Unterschied zwischen diesem Gerät und den Schmelztiegeln der Alchemisten, die in den kostbaren Manuskripten in Onkel Tars Bibliothek abgebildet waren.
    Kurz gesagt, dieser Ofen war dem Gasschmelzofen sehr ähnlich, den Onkel Tar in sein Labor hatte einbauen lassen, wenn auch natürlich in kleinerem Maßstab.
    Auf dem gemauerten Herd vor dem Ofen lagen neben einer langen Metallkelle etliche zerbrochene Holzformen. Die Formen wurden mit Sand gefüllt, in dem Sand machte man Abdrücke von den jeweiligen Gegenständen, und in die Vertiefungen wurde anschließend das geschmolzene Metall gegossen.
    Die Abdrücke sehen aus wie Hunde, dachte ich.
    Dann ging mir auf, dass jemand hier in Edward Sampsons Gießerei Kopien von Sally Fuchs und Shoppo angefertigt hatte – nämlich die Kopien, die inzwischen statt der

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