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Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie

Titel: Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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kleines Mädchen vor.
    »Sie haben mir doch mal erzählt, dass Dogger im Gefängnis war und dass er sich von Rattenfleisch ernähren musste. Und dass er gefoltert wurde.«
    »Genauso war’s, Schatz. Mein Alf meint ja, ich hätt’s nicht ausplaudern sollen, und es ist besser, man spricht gar nicht drüber. Der alte Dogger ist eh schon so mit den Nerven runter.«
    »Und woher wissen Sie das? Das mit dem Gefängnis, meine ich.«
    »Mein Alf war schließlich auch beim Militär. Hat’ne Weile unter dem Colonel gedient, zusammen mit Dogger. Er redet da
nicht drüber. Das geht den meisten so. Mein Alf ist heil wiedergekommen, er hat höchstens manchmal Albträume, aber viele andre hatten nicht das Glück. Das Militär ist wie’ne Bruderschaft oder so, als wär’n die Männer wie’ne Schicht Marmelade über die ganze Welt gestrichen. Die wissen immer, wo ihre alten Kumpels stecken und was aus ihnen geworden ist. Irgendwie unheimlich … gradezu gruselig.«
    »Hat Dogger damals jemanden umgebracht?«, fragte ich ohne Umschweife.
    »Würd ich doch meinen, Schatz. Er und alle anderen. Das war doch schließlich ihre Aufgabe, verstehst du?«
    »Ich meine von irgendwelchen Feinden abgesehen.«
    »Dogger hat deinem Vater das Leben gerettet, und nicht nur einmal. Er war Sanitäter oder so was, und zwar ein tüchtiger. Angeblich hat er deinem Vater eine Kugel aus der Brust geholt, gleich neben dem Herzen. Als er ihn wieder zunähen wollte, ist ein Bursche von der Luftwaffe durchgedreht, Kriegskoller hatte der, und wollte alle im Zelt niederstechen. Das hat Dogger verhindert.«
    Mrs Mullet zog den letzten Knoten fest und schnitt den Faden mit der Schere ab.
    »Verhindert?«
    »Ja, Schatz.«
    »Sie meinen, er hat den Mann umgebracht.«
    »Dogger konnte sich hinterher an nichts mehr erinnern. Er hatte wohl seine fünf Minuten, weißt du, und …«
    »Und Vater glaubt jetzt, dass es wieder passiert ist, dass ihm Dogger noch einmal das Leben gerettet hat, indem er Horace Bonepenny umgebracht hat! Darum beschuldigt er sich selbst!«
    »Damit kenn ich mich nicht aus, Schatz, aber ich trau es dem Colonel zu.«
    So musste es sein! Es war die einzige Erklärung. Was hatte Vater doch gleich gesagt, als ich ihm erzählt hatte, dass auch
Dogger seinen Streit mit Bonepenny belauscht hätte? »Das habe ich mehr befürchtet als alles andere.« Wortwörtlich.
    Es war eben doch wie in einer Operette von Gilbert und Sullivan. Ich hatte Vater in Schutz nehmen wollen, Vater wiederum nahm Dogger in Schutz. Fragte sich: Wen nahm Dogger in Schutz?
    »Vielen Dank, Mrs M«, sagte ich. »Natürlich behandle ich unsere Unterhaltung streng vertraulich. Kein Wort kommt über meine Lippen.«
    »Großes Mädchenehrenwort.« Sie schmunzelte abstoßend vertraulich.
    Das ging zu weit! Das war mir entschieden zu kumpelhaft und banal. Ein reichlich unedler Charakterzug brach sich in mir Bahn, und ich verwandelte mich im Handumdrehen in Flavia, die Rächerin mit den Zöpfen, deren Auftrag darin bestand, diese grausame und unerbittliche Kuchenmaschine zum Stillstand zu bringen.
    »Einverstanden«, entgegnete ich. »Großes Mädchenehrenwort. Und da wir gerade bei vertraulichen Geständnissen sind, kann ich Ihnen bei der Gelegenheit auch gleich anvertrauen, dass sich keiner von uns etwas aus Ihrem Schmandkuchen macht. Genauer gesagt: Wir können das Zeug nicht ausstehen!«
    »Na und? Das weiß ich doch längst«, erwiderte sie.
    »Ach ja?«, war alles, was mir dazu einfiel, so verdutzt war ich.
    »Aber gewiss doch. Einer Köchin bleibt nix verborgen«, antwortete sie. »Miss Harriet war noch am Leben, da hab ich schon begriffen, dass die de Luces und Schmand nicht zusammenpassen.«
    »Aber …«
    »Warum ich den Kuchen trotzdem backe? Weil Alf dann und wann Lust auf’n schönen Schmandkuchen hat. Miss Harriet pflegte zu sagen: ›Die de Luces sind allesamt steife Rhabarber
und stachlige Stachelbeeren, Mrs M, aber Ihr Alf, das ist mal ein richtig netter, sanfter Schmandmann. Seien Sie doch so gut und backen Sie ab und zu einen schönen Schmandkuchen, damit wir uns bewusst werden, wie hochnäsig wir sind, und wenn wir dann die Nase rümpfen, tja, dann nehmen Sie den Kuchen eben Ihrem Alf als süße Entschädigung mit heim.‹ Und ich geb gern zu, dass ich in den letzten zwanzig Jahren reichlich Entschädigungen mit heimgenommen hab.«
    »Dann ist es ja jetzt vielleicht mal gut«, entgegnete ich.
    Ich machte, dass ich rauskam, und stürmte in einer Staubwolke

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