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Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag

Titel: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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Antwort stehen müssen.
    »Die Kupplung noch nicht kommen lassen … Warte, bis wir ganz oben sind!«, rief Nialla.
    »Männer!«, raunte sie mir zu. »Müssen immer Krach machen!«
     
    Zehn Minuten später waren wir oben auf dem Gibbet Hill. In der Ferne erstreckte sich das Ablassfeld sanft bis zum Fluss hinab - ein lieblich wogender Teppich aus Flachs, der mit einer derart stahlblauen Intensität leuchtete, dass es einen van Gogh zum Weinen gebracht hätte.
    »Noch ein kräftiger Schubs«, schnaufte Nialla, »dann haben wir’s geschafft.«
    Stöhnend und ächzend drückten und schoben wir den heißen Metallkasten weiter, und dann, als wäre er schwerelos geworden, bewegte sich der Wagen plötzlich von allein. Es ging wieder bergab.
    »Schnell! Spring rein!«, rief Nialla, und wir rannten neben dem Kombi her, der ratternd und rumpelnd immer schneller wurde.
    Wir hüpften aufs Trittbrett und Nialla riss die Tür auf. Im nächsten Augenblick ließen wir uns, einander umarmend, auf den Beifahrersitz fallen, während Rupert an den Armaturen herumfuhrwerkte. Auf halbem Weg nach unten sprang der Motor endlich wieder an, und dann kam es erst einmal zu einer beängstigenden Serie von Fehlzündungen, ehe der Kombi sich auf ein ungesundes Husten beschränkte. Am Fuß des Berges angekommen, bremste Rupert vorsichtig ab, und wir bogen sauber in den Feldweg zur Culverhouse Farm ein.
Von der außerordentlichen Anstrengung völlig überhitzt, stand der Austin stotternd und dampfend wie ein undichter Teekessel auf dem Hof des Bauerngehöfts, das in jeder Hinsicht verlassen wirkte. Meiner Erfahrung nach trat, sobald man auf einem Bauernhof ankam, immer jemand aus der Scheune, um einen zu begrüßen, wischte sich die öligen Hände an einem Lappen ab und rief einer Frau mit einem Korb voller Eier zu, dass sie ein paar Hefewecken backen und frischen Tee aufsetzen solle. Zumindest hätte ein Hund bellen müssen.
    Obwohl nirgends Schweine zu sehen waren, stand als letzter einer Reihe baufälliger Schuppen ein alter Schweinestall, in dem hüfthohe Nesseln wucherten. Dahinter ragte ein hoher, turmartiger Taubenschlag auf. Etliche Milcheimer, ausnahmslos verrostet, lagen herum, und eine einsame Henne pickte halbherzig im Unkraut und beobachtete uns mit einem misstrauischen gelben Auge.
    Rupert stieg aus dem Kombi und knallte die Tür zu.
    »Hallo?«, rief er. »Jemand da?«
    Keine Antwort. Er ging an einem abgenutzten Hackklotz vorüber zur Hintertür des Wohnhauses und hämmerte mit der Faust dagegen.
    »Hallo? Keiner zu Hause?«
    Er legte die gewölbten Hände an die schmutzige Fensterscheibe und spähte in einen Raum, der einst die Speisekammer gewesen sein mochte; dann winkte er uns heran.
    »Komisch!«, flüsterte er. »Da steht jemand mitten im Zimmer. Man sieht den Umriss vor dem gegenüberliegenden Fenster.«
    Wieder hämmerte er ein paar Mal gegen die Tür.
    »Mr Ingleby!«, rief ich jetzt laut. »Mrs Ingleby! Ich bin’s, Flavia de Luce. Ich hab die Leute von der Kirche mitgebracht.«
    Lange hörte man gar nichts, dann hörte man Dielen unter schweren Schritten knarren. Die Tür öffnete sich quietschend.
Aus dem dunklen Raum blinzelte ein großer blonder Mann im Overall ins Licht.
    Ich hatte ihn noch nie im Leben gesehen.
    »Ich bin Flavia de Luce«, stellte ich mich vor. »Aus Buckshaw.« Ich deutete in die ungefähre Richtung. »Der Vikar hat mich gebeten, den beiden hier den Weg zur Culverhouse Farm zu zeigen.«
    Der blonde Mann kam heraus, wobei er sich tief bücken musste, um sich nicht den Kopf am niedrigen Türsturz anzuschlagen. Feely hätte ihn als »geradezu unanständig gut aussehend« bezeichnet, ein hochgewachsener nordischer Gott. Als dieser blonde Siegfried sich umdrehte, um die Tür sorgfältig hinter sich zu schließen, sah ich, dass auf den Rücken seines Overalls ein großer verblasster roter Kreis gemalt war.
    Demnach war er ein Kriegsgefangener.
    Sofort sah ich den Hackklotz im Hof vor mir - es lag keine Axt darauf. Hatte der blonde Hüne die Inglebys kleingehackt und Stück für Stück wie Feuerholz neben dem Küchenherd aufgeschichtet?
    Was für ein kindischer Gedanke. Der Krieg lag fünf Jahre zurück, und ich hatte die Inglebys - jedenfalls Grace - letzte Woche noch gesehen.
    Abgesehen davon wusste ich längst, dass deutsche Kriegsgefangene nicht besonders gefährlich waren. Die ersten hatte ich bei meinem allerersten Kinobesuch gesehen, im Palace in Hinley. Als die Gefangenen in ihren blauen Jacken

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