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Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag

Titel: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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Furcht mit einem offenen und fröhlichen Auftreten überspielte, nur die allerbesten Noten geben.
    Ich musste zur Seite rutschen, damit sie den Lippenstift aus der Tasche kramen konnte. Als sie ihn gefunden hatte, grabschte Meg danach. Ohne den Blick von Niallas Gesicht zu wenden, malte sich die Alte einen breiten Streifen über die aufgesprungenen Lippen und kniff sie zusammen, als würde sie aus einem Strohhalm trinken.
    »Sehr schön!«, sagte Nialla. »Wirklich ganz entzückend!«
    Wieder langte sie in die Tasche und holte eine emaillierte Puderdose hervor, ein auffälliges Stück mit einem Schmetterling aus feuerrotem Cloisonné auf dem Deckel. Nialla klappte die Dose auf, warf erst selbst einen prüfenden Blick in den kleinen Spiegel im Deckel, und reichte die Dose dann an Meg weiter.

    »Hier, schauen Sie mal.«
    Schon hatte sich die Alte die Dose geschnappt und betrachtete sich argwöhnisch im Spiegel, wobei sie den Kopf ruckartig drehte. Zufrieden mit ihrem Spiegelbild, schenkte sie uns ein breites Grinsen, das ihre schwarzen Zahnlücken entblößte.
    »Sehr schön«, brummelte sie. »Ganz toll.« Und steckte die Schmetterlingsdose ein.
    »Heda!« Rupert wollte danach greifen, aber Meg wich sofort zurück und machte ein so erschrockenes Gesicht, als sähe sie ihn zum ersten Mal. Ihr Lächeln verschwand so schnell, wie es erschienen war.
    »Ich kenn dich!«, sagte sie grimmig, den Blick auf sein Ziegenbärtchen geheftet. »Du bist der Teufel, ja, der bist du! Ja, ja, der Teufel ist in den Gibbet Wood zurückgekehrt.«
    Noch während sie sprach, ging sie rückwärts, schlüpfte ins Gebüsch und war weg.
    Rupert stieg aus und knallte die Fahrertür zu.
    »Rupert!«, rief Nialla ängstlich, aber statt Megs Verfolgung aufzunehmen, spazierte Rupert nur ein Stück die Straße entlang, sah sich um und kam bedächtig, bei jedem Schritt Staub aufwirbelnd, zu uns zurück.
    »Hier ist es nicht mehr so steil, und wir sind so gut wie oben«, berichtete er. »Wenn wir den Wagen bis zu der alten Kastanie schieben, können wir ihn auf der anderen Seite runterrollen lassen. Vielleicht springt er dann sogar noch mal an. Willst du lenken, Flavia?«
    Ich hatte zwar schon viele Stunden in Harriets altem Phantom II in unserer Remise verbracht, aber immer nur zum Nachdenken oder weil ich mich unsichtbar machen musste. Am Steuer eines Wagens, der richtig fuhr, hatte ich noch nie gesessen. Auch wenn es zunächst eine verlockende Vorstellung war, kam ich rasch zu dem Schluss, dass es mir doch nicht so dringend war, in einem über Stock und Stein den Berghang
hinunterpolternden Wagen zu sitzen und anschließend zerschmettert in der Botanik zu landen.
    »Ach nein«, sagte ich. »Vielleicht möchte Nialla …«
    »Nialla fährt nicht gern«, blaffte Rupert.
    Offenbar war ich in ein Fettnäpfchen getreten. Mein Vorschlag, Nialla ans Steuer zu lassen, beinhaltete ja gleichzeitig, dass Rupert nach hinten gehen und schieben musste - mit seinem verkrüppelten Bein.
    »Ich wollte ja nur sagen, dass Sie wahrscheinlich der Einzige von uns dreien sind, der den Motor wieder zum Laufen kriegt.«
    Es war der älteste Trick der Welt: Appelliere an die männliche Eitelkeit. Ich war stolz, dass er mir rechtzeitig eingefallen war.
    »Allerdings«, entgegnete Rupert und schob sich wieder hinters Steuer.
    Nialla und ich stiegen aus. Ich verdrängte sämtliche Bedenken, ob sie in ihrem Zustand an einem heißen Tag einen Kombi einen Berg hinaufschieben sollte. Außerdem konnte ich das Thema ja wohl schlecht ansprechen.
    Nialla rannte um den Kombi herum, stemmte den Po gegen die Hecktüren und fing mit ihren kräftigen Beinen an zu drücken.
    »Mach die verdammte Handbremse los, Rupert!«, rief sie. Ich stellte mich neben sie, grub die Absätze in den staubigen Boden und bot alle meine Kraft auf.
    Wunder über Wunder, die blöde Karre rührte sich tatsächlich von der Stelle. Vielleicht lag es daran, dass die Puppenbühne jetzt im Gemeindesaal lagerte; jedenfalls bewegte sich der vergleichsweise leichte Kombi zwar im Schneckentempo, aber doch unaufhaltsam immer weiter auf die Hügelkuppe zu. Wir drehten uns um und schoben mit den Händen.
    Der Kombi blieb nur noch ein Mal stehen, und zwar, als Rupert den Zündschlüssel umdrehte und die Kupplung kommen
ließ. Aus dem Auspuff kam eine gewaltige Fehlzündung geschossen, und auch ohne nach unten zu schauen wusste ich, dass ich Vater für die Vernichtung eines weiteren Paars weißer Socken würde Rede und

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