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Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag

Titel: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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von bewaffneten Aufsehern in den Saal geführt wurden, hatte Daffy mich angestoßen.
    »Der Feind!«, hatte sie geflüstert.
    Dann ging das Licht aus und der Film los. Feely beugte sich zu mir herüber und raunte mir ins Ohr: »Stell dir doch mal vor, dass du jetzt zwei Stunden mit denen im Dunkeln sitzen musst. Und zwar allein … während Daffy und ich uns Süßigkeiten kaufen gehen.«

    Der Film hieß In Which We Serve, und auch wenn bei der Szene, in der die HMS Torrin von den Sturzkampfbombern der deutschen Luftwaffe im Mittelmeer versenkt wurde, kein offener Applaus aufkam, sah ich doch deutlich hier und dort ein Lächeln auf ihren Lippen.
    »Gefangene Deutsche werden nicht unmenschlich behandelt«, hatte Vater uns erklärt, als wir wieder zu Hause waren, wobei er eindeutig etwas zitierte, was er im Radio gehört hatte, »aber ihnen soll durchaus gezeigt werden, dass wir sie, Offiziere genauso wie einfache Soldaten, als Außenseiter betrachten, unwürdig der Gesellschaft anständiger Menschen.«
    Obwohl ich Vaters Worte respektierte - zumindest prinzipiell -, war klar, dass der Mann, der uns auf der Culverhouse Farm begrüßt hatte, kein Außenseiter war, nicht einmal unter Aufbietung aller Fantasie.
    Da inzwischen schon seit fünf Jahren wieder Frieden herrschte, konnte er den Overall mit der Zielscheibe drauf eigentlich nur noch aus Stolz tragen.
    »Darf ich mich vorstellen? Ich heiße Dieter Schrantz«, sagte er breit lächelnd und gab uns der Reihe nach die Hand, Nialla zuerst. Schon nach diesen paar Worten konnte ich beurteilen, dass er so gut wie akzentfrei Englisch sprach. Sogar seinen eigenen Namen sprach er auf englische Weise aus, mit harten Rs und As und ohne das unschöne Schnarren bei seinem Nachnamen.
    »Der Vikar hat Sie angekündigt.«
    »Unser verdammtes Auto ist verreckt«, sagte Rupert und nickte mit einer gewissen Aggressivität, wie ich fand, in Richtung des Austin. Als ob er …
    Dieter grinste. »Keine Sorge. Ich helfe Ihnen, das Auto bis aufs Ablassfeld zu schieben. Dort hat man Sie nämlich einquartiert, alter Junge.«
    Alter Junge? Dieter hielt sich offensichtlich schon länger in England auf.

    »Ist Mrs Ingleby zu Hause?«, fragte ich. Es würde Nialla sicherlich zupasskommen, wenn ihr jemand die sanitären Anlagen zeigte, ohne dass sie sich danach erkundigen musste.
    Ein Schatten huschte wie eine Wolke über Dieters Gesicht.
    »Gordon ist rauf in den Wald.« Er zeigte in Richtung Gibbet Hill. »Er arbeitet am liebsten allein. Wahrscheinlich ist er inzwischen auf der Wiese und hilft Sally. Wir sehen die beiden bestimmt, wenn wir euren Wagen zum Fluss schieben.«
    ›Sally‹ war Sally Straw, eine junge Frau, die als ehemalige Angehörige der sogenannten Frauen-Landarmee, auch »die Landmädchen« genannt, schon seit kurz nach Kriegsende auf der Culverhouse Farm arbeitete.
    »Auch gut«, sagte ich. »Hallo! Da sind ja Tick und Tock.«
    Mrs Inglebys getigerte Katzen kamen aus einem Schuppen gestelzt, streckten sich in der Sonne und gähnten. Mrs Ingleby nahm sie oft mit auf den Markt, damit sie ihr Gesellschaft leisteten, so wie auch andere Tiere von ihrem Hof, darunter sogar ab und zu ihre Lieblingsgans Matilda.
    »Tick«, hatte sie mir einmal erzählt, als ich mich nach den Namen erkundigt hatte, »weil sie ein paar kleine Ticks hat. Und Tock, weil er wie eine Elster plappert.«
    Tock kam schnurstracks auf mich zu und fing auch schon an, miauend auf mich einzuquasseln. Tick spazierte derweil zum Taubenschlag hinüber, der sich hinter dem Verhau aus schäbigen, von Unkraut überwucherten Schuppen erhob.
    »Gehen Sie ruhig schon mal los«, sagte ich. »Ich komme gleich nach.«
    Ich nahm Tock auf den Arm. »Na, Miezmiezmiez?«, gurrte ich und beobachtete aus dem Augenwinkel, wie Rupert und Nialla wieder in den Kombi stiegen, der immer noch vor sich hin tuckernd mitten auf dem Hof stand. Dieter schob kurz an, stellte sich aufs Trittbrett, und schon holperten sie winkend auf den Feldweg, der hügelabwärts zum Ablassfeld und zum
Fluss führte. Nach ein paar Sekunden verkündete eine verhaltene Fehlzündung, dass sie bereits ein Stück weg waren.
    Kaum waren sie außer Sicht, setzte ich Tock wieder auf den Boden.
    »Wo ist Tick?«, fragte ich. »Los, such sie.«
    Tock nahm seinen langen Katzenmonolog wieder auf und stolzierte zum Taubenschlag.
    Ich natürlich hinterher.

7
    D er Taubenschlag war ein wahres Kunstwerk. Anders kann man es nicht ausdrücken, und es würde mich nicht im

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