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Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag

Titel: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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dass es nur Tante Felicity und Daffy waren, die neben Vater standen, und auf Vaters anderer Seite stand Feely.
    Rechts von ihr stand Dieter. Ich traute meinen Augen nicht!
    Feelys Augen strahlten, ihr Haar glänzte in der Sommersonne, und ihr Lächeln war hinreißend. In ihrem grauen Rock, dem kanariengelben Twinset und einer einreihigen Kette mit Harriets Zuchtperlen um den Hals war sie nicht nur anziehend - sie war schön. Ich hätte sie erdrosseln können.
    »Ruskin fand rechteckige Dachfriese schauderhaft«, sagte Vater gerade, »aber das war natürlich spaßhaft gemeint. Auch die beste Qualität unseres britischen Sandsteins ist nicht mit dem feinkörnigen Marmor zu vergleichen, wie er in Griechenland vorkommt.«
    »Da bin ich ganz Ihrer Meinung, Sir«, pflichtete ihm Dieter bei. »Obwohl … war es nicht Ihr Charles Dickens, der glaubte, dass die Griechen Marmor nur deshalb verwendeten, weil er sich so gut bemalen ließ? Trotzdem - Stil und Material sind vergleichsweise nebensächlich, wenn der Fries unter einem Portikus sitzt. Da hat sich der Architekt einen Scherz erlaubt, oder?«
    Vater überlegte kurz und rieb sich hinter dem Rücken die Hände, während er unverwandt zur Vorderfront des Hauses emporschaute.
    »Beim Jupiter!«, sagte er schließlich. »Da haben Sie womöglich ins Schwarze getroffen.«
    »Ach, Flavia!« Tante Felicity hatte mich erblickt. »Wenn man vom Teufel spricht … Ich kann’s gar nicht erwarten, mit dem Malen loszulegen, und du sollst mir helfen. Den Pinsel zu
schwingen ist herrlich, aber die klebrigen Farbtuben und die schmutzigen Lappen sind mir zuwider.«
    Daffy verdrehte die Augen und entfernte sich rückwärtsgehend von ihrer verrückten alten Tante, weil sie anscheinend fürchtete, ebenfalls zum Helfen verdonnert zu werden. Ich ließ Nachsicht walten, weil ich eine Frage loswerden musste. Manchmal siegt eben die Neugier über den Stolz.
    »Was macht der denn hier?«, raunte ich ihr ins Ohr und deutete verstohlen mit dem Kinn auf Dieter.
    Natürlich kannte ich die Antwort schon, aber es war eine der seltenen Gelegenheiten, ohne Groll von Schwester zu Schwester zu sprechen.
    »Tante Felicity hat darauf bestanden. Sie hat gesagt, er soll uns nach Hause begleiten und gleich zum Tee bleiben. Ich glaube, sie hat ein Auge auf ihn geworfen«, setzte Daffy heiser kichernd hinzu.
    Obwohl ich an ihre Übertreibungen gewöhnt war, schockierte mich das nun doch.
    »Für Feely«, ergänzte Daffy.
    Ach so! Kein Wunder, dass Vater seinen eingerosteten Charme spielen ließ! Eine Tochter weniger bedeutete ein Drittel weniger zu fütternde Mäuler. Nicht, dass Feely viel gegessen hätte, natürlich nicht, aber zusammen mit einer erheblichen Reduzierung der tagtäglichen Aufsässigkeiten, mit denen er sich herumschlagen musste, wäre es durchaus der Mühe wert, diese Tochter an Dieter weiterzureichen.
    Außerdem, fiel mir noch ein, würden die horrenden Ausgaben dafür ein Ende haben, dass die Spiegel auf Buckshaw immer wieder neu versilbert werden mussten. Feely stand mit Spiegeln auf Kriegsfuß.
    »Und Ihr Vater …?«, wandte sich Vater eben an Dieter.
    Wusste ich’s doch! Er war schon dabei, alles in die Wege zu leiten!
    »… sagten Sie nicht, er hätte mit Büchern zu tun?«

    »Er ist Verleger, Sir. Schrantz von ›Schrantz und Markel‹. Sie werden vielleicht noch nicht von dem Verlag gehört haben; es ist ja auch ein deutscher Verlag, und zwar veröffentlicht er Ausgaben von …«
    »Aber ja doch! Die Luxusausgaben Schrantz und Markel ! Der Plinius - die Ausgabe mit den Dürer-Stichen - ist hervorragend.«
    »Komm schon, Flavia«, sagte Tante Felicity. »Du weißt doch, wie schwierig es ist, Gebäude zu malen, wenn sie erst mal im Schatten liegen.«
     
    Von Weitem muss ich wie eine untergehende Galeone ausgesehen haben, als ich, mit Tante Felicitys Staffelei über der Schulter, einer grundierten Leinwand unter jedem Arm und einer Kiste mit Farben und Pinseln in jeder Hand, barfuß durch das flache Wasser des künstlichen Sees auf die Insel zuwatete, auf der die künstliche Ruine stand. Tante Felicity trug einen dreibeinigen Hocker und bildete die Nachhut. In ihrem Tweedanzug, dem Schlapphut und dem Arbeitskittel erinnerte sie mich an die Fotografien von Winston Churchill, die ich in Country Life gesehen hatte, wie er auf Chartwell als Hobbymaler posierte. Fehlte nur noch die Zigarre.
    »Ich wollte die Südseite schon ewig wieder so herrichten, wie sie zu Zeiten des guten Onkel Tar

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