Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag

Titel: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
Vom Netzwerk:
Hebels geschoben war. Schwarz auf schwarz. Rupert kann es unmöglich gesehen haben.«
    »Grundgütiger!«, schnaufte der Inspektor gleich noch einmal, als ihm aufging, was ich da gesagt hatte. »Dann war es also kein …«
    »Kein tragischer Unfall? Nein, Inspektor, das würde ich auf keinen Fall so sehen.«

    Der Inspektor stieß einen Pfiff aus.
    »Sehen Sie das? Hier hat jemand die Isolierung von dem Kabel weggeschnitten«, fuhr ich fort, »bis auf den blanken Draht, und dann die Hosenklammer darübergeschoben, um die Stelle zu verdecken. Das andere Ende der Klammer steckt auf dem Ende von Galligantus’ Hebel.«
    »Womit man eine elektrische Überbrückung hervorruft. Einen absichtlichen Kurzschluss.«
    Ich nickte. »Man erkennt noch die Spuren, wo der Strom übergesprungen ist. Sehen Sie die Stelle hier, wo das Holz ein bisschen verkohlt ist?«
    Inspektor Hewitt beugte sich vor, schwieg aber.
    »Meiner Theorie nach«, überlegte ich laut, »wurde die Hosenklammer nach der ersten Vorstellung hier angebracht. Andernfalls wäre Galligantus beim ersten Mal nicht heruntergefallen.«
    »Flavia«, sagte der Inspektor, »du musst mir versprechen, dass du mit niemandem darüber sprichst. Hast du mich verstanden?«
    Ich sah ihn an, als wäre der bloße Gedanke eine Beleidigung.
    »Er ist an einem Stromschlag gestorben - wie bei einer Hinrichtung, nicht wahr?«, fragte ich.
    Der Inspektor nickte.
    »Dr. Darby hält es für sehr wahrscheinlich. Wir bekommen noch heute den Autopsiebericht.«
    Wir bekommen den Autopsiebericht? Meinte der Inspektor damit auch mich? Zählte er mich jetzt zu seinem Team? Jetzt galt es, meine Worte vorsichtig zu wählen.
    »Ich schweige wie ein Grab«, sagte ich. »Ganz großes Indianerehrenwort und …«
    »Danke, Flavia«, sagte er bestimmt. »Ein einfaches Versprechen reicht völlig aus. Und jetzt troll dich und lass mich hier weitermachen.«

    Troll dich? Was für eine bodenlose Frechheit! Was für eine Unverschämtheit!
    Leider musste ich auf dem Weg nach draußen ein ziemlich unanständiges Geräusch von mir geben.
     
    Erwartungsgemäß flirtete Feely immer noch eifrig mit Dieter.
    Vater stand neben der Kirchentür. Seine Miene war unschlüssig, als überlegte er, ob er jemandem zu Hilfe eilen sollte, der versehentlich in einen Tigerkäfig spaziert war, könnte sich aber nicht recht entscheiden, welcher der beiden Käfiginsassen am ehesten vor dem anderen gerettet werden musste.
    »Feely«, rief er schließlich, »wir können Mrs Mullet nicht länger warten lassen.«
    Mir wurde flau im Magen. Heute war Sonntag, der Tag in der Woche, an dem wir wie französische Gänse zwangsernährt wurden, und zwar mit einem von Mrs Mullets fehlgeschlagenen kulinarischen Experimenten, beispielsweise mit gefüllter Schweineleber, die in einem Stück auf den Tisch kam und ohne Weiteres als Falscher Hase durchging.
    Feely packte den Stier bei den Hörnern. »Vater, ich möchte dir Dieter Schrantz vorstellen.«
    Natürlich wusste Vater wie jeder in Bishop’s Lacey, dass auf den umliegenden Höfen deutsche Kriegsgefangene gearbeitet hatten. Aber er war noch nie in die Verlegenheit gekommen, sich mit jemandem zu unterhalten, den er, zumindest zu Hause im Salon auf Buckshaw, als »den Feind« zu bezeichnen pflegte.
    Trotzdem schüttelte er Dieter die Hand.
    »Freut mich, Sie kennenzulernen, Sir«, sagte Dieter, und ich sah, dass Vater von Dieters perfektem Englisch überrascht war. Aber ehe er etwas erwidern konnte, feuerte Feely schon die nächste Breitseite ab.
    »Ich habe Dieter zum Tee eingeladen, und er möchte gern kommen.«

    »Natürlich nur, wenn Sie einverstanden sind, Sir«, setzte Dieter hinzu.
    Vater schien ziemlich außer Fassung zu geraten. Er zog seine Brille aus der Westentasche und rieb mit seinem Taschentuch darauf herum. Zum Glück kam Tante Felicity rechtzeitig hinzu, um einzugreifen.
    »Selbstverständlich ist er einverstanden! Haviland ist nicht nachtragend, stimmt’s, Havvie?«
    Vater sah sich wie ein Träumender um und entgegnete auf gut Glück: »Erstaunliches Wetter.«
    Ich nutzte die Situation sofort aus.
    »Geht schon mal ohne mich los. Ich will noch rasch nachsehen, wie es Nialla geht. Danach komme ich sofort heim.«
    Niemand rührte auch nur einen Finger, um mich aufzuhalten.
     
    Mrs Mullets Cottage duckte sich ans Ende der Cobbler’s Lane, einer schmalen, staubigen Gasse, die von der Hauptstraße nach Süden abging und vor einem Zaun endete. Es war ein gemütliches kleines

Weitere Kostenlose Bücher