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Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag

Titel: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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Mitgefühl.
    Lag es daran, dass sie sozusagen vom Tatort geflüchtet war und sich in unserer Remise versteckt hatte? Ich konnte ja verstehen,
dass sie allein sein wollte, aber sie hatte sich den denkbar schlechtesten Zeitpunkt ausgesucht.
    Wo sie jetzt wohl sein mochte? Hatte Inspektor Hewitt sie verhaftet und in Hinley in eine Zelle gesteckt?
    Ich nahm einen Zettel und schrieb: »Nialla« .
    Dann gab es noch Mutt Wilmott: eine überlebensgroße Gestalt, die einem Orson-Welles-Film entsprungen zu sein schien. Außerdem war Rupert zu Tode gekommen, kaum dass Mutt auf der Bildfläche erschienen war - was aber nicht unbedingt etwas bedeuten musste. Mutt war verschwunden, nachdem er sich mit Rupert gestritten hatte, und war anschließend wieder aufgetaucht, um sich darum zu kümmern, dass die Leiche zu einem Staatsbegräbnis nach London überführt wird.
    War Mutt ein von der BBC angeheuerter Attentäter? Hatte Ruperts Auseinandersetzung mit dem mysteriösen Tony letztendlich »die Tante BBC« - und ihren Generaldirektor - bis zum Äußersten getrieben? War Ruperts unschönes Ende auf einer wenig glamourösen Dorfbühne in Wirklichkeit der Schlussakt eines erbitterten Streits über Verträge gewesen?
    Und Grace Ingleby? Offen gestanden war mir die dunkelhaarige kleine Frau unheimlich. Ihr Schrein für den toten Sohn im unbenutzten Taubenschlag konnte einem allein schon einen unheiligen Schreck einjagen - und jetzt hatte Mrs Mullet auch noch angedeutet, dass die Bauersfrau für Dieter mehr gewesen sei als nur seine Hauswirtin.
    Überhaupt Dieter! Trotz aller Ähnlichkeit zu nordischen Gottheiten und seiner Leidenschaft für englische Literatur hatte es ganz den Anschein, als hätte er mit seinen ehemaligen Kriegsgegnern beim Anbau von Cannabis und dem Vertrieb an die von Sally Straw so genannte »kleine Armee von Abnehmern« fleißig zusammengearbeitet. Wer wohl noch alles dazugehören mochte?
    Rupert rangierte natürlich an erster Stelle, denn er hatte den Hof der Inglebys seit vielen Jahren mit der Regelmäßigkeit
einer Straßenbahn aufgesucht. Er war (wieder laut Sally) ein Frauenheld gewesen. Aber mit wem war er in Konflikt geraten? Wer wünschte ihm so sehr den Tod, dass er ihn um die Ecke gebracht hatte?
    Was Sally betraf, so waren sowohl Rupert als auch Dieter hinter ihr her gewesen. War Rupert von einem Nebenbuhler in die ewigen Jagdgründe befördert worden?
    Sally schien eine Schlüsselfigur zu sein. Sie arbeitete seit Jahren auf dem Hof der Inglebys. Es war offenkundig, dass sie in Dieter verliebt war. Ob ihre Gefühle erwidert wurden, stand allerdings auf einem anderen Blatt.
    Und dann war da noch Gordon Ingleby. Gordon, der Wohltäter mit dem Heiligenschein, der für die Schmerzgepeinigten dieser Welt tat, was kein Doktor tun wollte, Gordon, der Gemüsebauer, Gordon, der Vater des toten Kindes im Wald.
    Ganz zu schweigen von Meg, die zum Zeitpunkt von Robins Tod durch den Gibbet Wood gestreift war, oder zumindest kurz danach.
    Nicht zu vergessen Cynthia: die tugendhafte Cynthia Richardson, die Frau des Vikars, deren einzige Leidenschaft der Hass auf alles Sündige war. Das plötzliche Auftauchen eines Pärchens in Sünde lebender (so nannte man es bei uns, wenn eine Frau und ein Mann unverheiratet in einer Beziehung lebten) Puppenspieler, die sich bereit erklärten, eine Vorstellung im Gemeindesaal ihres Ehemannes zu geben, musste ihre Seele versengt haben wie der Feuersee im Buch der Offenbarung.
    Trotz allem war Cynthias Seele kein Tummelplatz für christliche Nächstenliebe. Was hatte Meg gesagt, als ich sie nach ihrem Schläfchen im Pfarrhaus gefragt hatte? Dass Cynthia ihr ein Armband weggenommen und sie rausgeworfen hatte, weil sie so schmutzig gewesen sei. Spielte Meg auf Niallas Schmetterlingspuderdose an? Aber wenn sie die Wahrheit gesagt hatte, wieso hatte ich dann die Dose festgehakt in der Häkeldecke aus dem Arbeitszimmer des Vikars entdeckt? Hatte Cynthia
Meg die Dose weggenommen und war sie dann von den vielen Dorfbewohnern, die ins Pfarrhaus strömten, überrascht worden? Hatte sie ihre Beute versteckt, um sie später wieder hervorzuholen?
    Das kam mir dann doch unwahrscheinlich vor. Wenn es eine Sünde gab, derer Cynthia Richardson sich auf gar keinen Fall schuldig machte, dann war es Eitelkeit. Man sah auf den ersten Blick, dass ihr blasses Frettchengesicht noch nie von Makeup verunstaltet worden war; kein Schmuck hatte je um ihren dürren Hals gehangen oder ihre streichholzdünnen

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