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Fledermaeuse und andere Leute

Fledermaeuse und andere Leute

Titel: Fledermaeuse und andere Leute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Helm
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»dann lass doch mal hören.«
    »Wo denkst du hin«, sagt Mäxchen da belehrend, »das kann ich dir nich’ erzählen. Es gibt nämlich Dinge im Leben, die bleiben besser in der Familie, weißt du, sonst kommt die Omi noch in ein schiefes Licht!« Und dann schiebt er sich seelenruhig die Scheibe Wurst in den Mund, während seine Mutter fluchtartig mit ihm den Fleischstand verlässt und beschließt, heute lieber etwas ganz Vegetarisches zu kochen mit Ketchup, Majonaise und … Eis!

Null Zeh’n – Drei Zehn
    E s geht mir richtig mies. Abgesehen davon, dass ich vor zwei Monaten eine schwere Nierenoperation nur einigermaßen überstanden habe, muss ich jetzt auch noch meinen geliebten Sportwagen abgeben; denn ich darf vorläufig nicht mehr Auto fahren, schon gar nicht so ein schnelles. Ich gebe ja zu, dass zumindest das Ein- und Aussteigen aus diesem niedrigen Flitzer in Zukunft etwas schwierig werden könnte, alleine wegen der Riesennarbe, auch wenn sie von links nach rechts ordentlich zugetackert wurde. Trotzdem! Felix atmet hörbar auf: »Dem Himmel sei Dank! Du bist doch immer so schusselig beim Autofahren – und dann dazu deine Raserei …«
    Der Chefarzt kann ihm nur lebhaft beipflichten: »Wenn Sie wieder fahren dürfen, empfehle ich Ihnen einen Van. So einen fahre ich selbst. Da steigt man ganz bequem ein und aus, und die Fahrt ist sehr gemütlich, weil man sich nichts mehr einklemmen kann durch stundenlanges krummes Sitzen.« Und dann die Krönung: »Schließlich sind wir ja auch nicht mehr die Jüngsten.«
    »Danke«, sage ich gekränkt, »das hat gesessen. Und wer erklärt nun meinem Enkel, dass seine ›Flitzer-Omi‹ ab sofort eine ›lahme Ente‹ ist?« Doch für dieses Problem haben die beiden Männer nur ein nachsichtiges Grinsen übrig.
    Und dann kommt Max zu Besuch. Seine Mutter muss ihn zum ersten Mal zu uns rausbringen. »Wo ist denn dein grüner Flitzer?«, fragt Mäxchen prompt anstelle einer Begrüßung. Ich versuche, es ihm zu erklären.
    »So ’n Mist«, sagt er enttäuscht. Wie steht er denn jetzt da, wo er doch in der Schule immer erzählt hat, dass seine Omi fast überhaupt noch nicht alt ist.
    »Siehste«, sage ich und sehe meine Tochter Hilfe suchend an. Doch die lacht nur: »Das kriegst du wie immer bestens hin, da bin ich ganz sicher!« Steigt in ihr Auto und braust davon. Max verlässt auch erst einmal das Haus, um mit seinem Freund René von nebenan die neue Lage zu besprechen.
    Am frühen Abend kommt er wieder heim. »Guck mal, was wir uns gebastelt haben«, sagt er und hält mir zwei leere Konservendosen unter die Nase, die mit einer langen Schnur verbunden sind. »Ein echtes Telefon, cool nich’?« Dann drückt er mir eine Büchse in die Hand und sagt: »Ich gehe mal nach oben ins Gästezimmer und rufe dich an.«
    Kurz darauf brüllt er in mein Ohr: »Kannste mich hören, Omi?!«
    »Jaha«, brülle ich zurück, »aber mach dich jetzt bettfertig und komm wieder runter. Dann können wir noch eine Runde Kinderstunde schauen!«
    »Geil!«, schreit er begeistert durch das Büchsentelefon, und ich bekomme beinahe einen Hörsturz.
    Kaum haben wir es uns vor dem Fernseher bequem gemacht, beginnt das Programm erst einmal mit Werbung.
    »Mann Omi«, sagt Max entsetzt, »da hat ja einer keine Zehen an seinem Fuß und an dem anderen nur noch drei! Das tut doch weh, Mänsch!«
    Ich erkläre ihm, dass die zehenlosen Füße für die Nummer Null Zehn Dreizehn werben. »Verstehst du?« Nee, versteht er nicht! Aber er kapiert sofort, dass die amputierten Zehen nicht nur werben, sondern auch dazu auffordern, bei einem Fragespiel mitzumachen, bei dem man einen Smart gewinnen kann. »Ruf an, Omi, ruf bloß an. Dann kriegste wenigstens ein kleines Auto. Is’ doch besser als gar nix!« Er sieht mich treuherzig an. Na gut, ich kann ja ruhig anrufen; denn bis auf eine schneeweiße Gans in einer Holzkiste vor Jahren an St. Martin haben wir noch nie etwas gewonnen.
    Zwei Stunden später läutet das Telefon. Bevor ich danach greifen kann, hat mein cleverer Enkel sich den Hörer bereits ans Ohr gerissen: »Ja, hier is’ Max!«, schreit er ganz aufgeregt.
    »Kann ich mal deine Mama sprechen?«, höre ich eine freundliche weibliche Stimme durch den Telefonlautsprecher.
    »Warum?«, fragt Mäxchen höchst interessiert.
    »Na, weil sie etwas gewonnen hat.«
    »Omi«, schreit er da außer sich und wirft mir das schnurlose Telefon in den Schoß, »da sind die drei Zehen dran. Wir haben bestimmt das Auto

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