Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition)
dass es sie auf die Knie zu seinen Füßen beförderte. Noch ehe sie sich in ihrer Entrüstung aufrappeln konnte, hatte er sie am Handgelenk und zog sie auf die Beine.
„Es tut mir leid“, sagte er glatt. „Ich habe ob deiner Zickigkeit die Beherrschung verloren.“
„Du bist ein Schuft“, wiederholte Mila fauchend.
„Und du bist dumm, dass du dir eine solche Gelegenheit entgehen lässt.“
„Du bist ein eingebildeter, widerlicher, dummer ...“
„Schuft, das sagtest du schon.“ Er war bereits an der Tür. „Der sich zunächst einmal seinen gegenwärtigen Pflichten auf seiner Burg zuwenden wird. Aber bald komme ich wieder.“ Damit zog er von dannen – völlig unbeeindruckt vom Knall, mit dem Mila die Tür hinter ihm ins Schloss beförderte.
Flederbesuch im Wohnzimmer
Gegenwart – August 2012
I m Briefkasten steckte ein dickes Kuvert. Der Vertrag. Für Teil eins der Flederzeit – und für Teil zwei.
Verdrängung , überlegte Matthias, der in den vergangenen Tagen konsequent vom Thema weggedacht hatte, funktioniert nur, solange man mit der ganzen Materie nichts zu tun hat . Aber genau die hatte ihn soeben mit Überschallgeschwindigkeit wieder eingeholt. Er musste jetzt eine Entscheidung treffen. Hü oder Hott, Schreiben oder Kneifen.
Er probierte es, schaltete sein Laptop ein.
Einen leeren Bildschirm anzustarren, war ebenso faszinierend wie ein weißes Blatt in der Schreibmaschine. Vom blinkenden Cursorstrich mal abgesehen, der zusätzlich hie und da etwas zitterte. Die Frage war nur, zitterte er, weil er unbedingt loslegen wollte, oder weil sich der Laptop anschickte, den Geist aufzugeben? Der hatte nämlich durchaus schon bessere Zeiten gesehen.
Unruhig sprang Matthias auf, lief zum Kühlschrank und holte sich eine Flasche Wasser.
Kurze Zeit darauf kramte er den Staubsauger aus dem Schrank und machte sich ans Großreinemachen. Durchaus keine Fehlinvestition, der Staub in den Ecken hatte beinahe schon Eigenleben entwickelt.
Danach setzte er sich wieder an seinen Arbeitsplatz und trank einen großen Schluck. Er war wirklich durstig. Wie staubig der Bildschirm war! Während er ein feuchtes Tuch holen ging, sah er Wäsche und Geschirr sich auftürmen. Sollte er vielleicht ...? Schreiben würde er ja doch nichts.
Eine Stunde später war es fast dunkel, aber sein Haushalt so sauber wie schon lange nicht mehr. Nur noch den Boden wischen, dann würde er fertig sein. Er drehte den Wasserhahn in der Küche auf, stellte auf heiß. Jetzt den Putzeimer holen.
Der Laptop-Bildschirm leuchtete glücklicherweise nicht mehr, der Computer war in Ruhemodus gegangen. Matthias registrierte es mit einem Schulterzucken. Sollte es so bleiben, er würde sich heute eh nicht mehr davorquälen.
Lieber ... er warf einen Blick in das Fernsehprogramm. Himmel, gab es denn nichts als Dokusoaps oder Serien? Naja, da, eine Tierdokumentation. Besser als nichts. Den Fernseher einschaltend, lümmelte er sich auf die Couch. Er würde jetzt in aller Gemütsruhe so viel Zeit totschlagen, bis er müde genug war, um ins Bett zu gehen.
Es piepste hell vom Fernseher her, der Bildschirm war plötzlich voller fliegender Tiere.
„Viele Fledermausarten leben in Kolonien“, ertönte die Stimme des Sprechers, „wo sie sich zum Schlafen zusammen pulken, um ihren Energieverbrauch durch Wärmeverlust zu verringern.“
Matthias holte scharf Luft. Fledermäuse – waren so ziemlich das Letzte, was er brauchen konnte. Jetzt – und immer.
„Kolonien, die immense Größen annehmen können, werden für gewöhnlich von mehreren Fledermausarten gemeinsam bevölkert.“
Matthias schnappte nach der Fernbedienung, um dem widerlichen Flattergetreibe ein Ende zu bereiten. Doch irgendwie hatte er falsch gezielt. Statt seine Finger auf die Fernbedienung zu legen, verpasste er ihr einen energischen Schubs.
Sie schoss davon.
„Auch die engen Schlafpulks innerhalb der Kolonien sind oft artgemischt.“
„Halt!“ Matthias hechtete hinterher, kam bäuchlings auf dem Tisch auf, reckte die Hände ...
„Bei Dämmerungsbeginn jedoch lösen sie sich auf, die Fledermäuse schwärmen aus.“
Matthias konnte nur zusehen, wie die Fernbedienung über die Kante rutschte und unter dem Tisch verschwand.
Das Gepiepse und Geflattere auf dem Bildschirm nahm an Intensität zu. Während er innerlich zusammenzuckte und sich ihm sämtliche Haare aufstellten, ruckten seine Augen zum Bildschirm. Noch über dem Tisch hängend, sah er unglaubliche
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