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Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition)

Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition)

Titel: Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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kennen.
    Er zog keinen Moment in Erwägung, dass Birbichler sich geirrt haben könnte. Dennoch, gäbe es nicht die Fotos aus dem Mittelalter, er hätte erneut zu zweifeln begonnen. Aber so? Die Höhle, oder vielmehr ihre flatternden Bewohner, hatten etwas überaus Geheimnisvolles an sich. Aber dass sie so verborgen waren, dass nicht einmal die Einheimischen davon wussten?
    Den Eingang hinter sich lassend, schaltete Matthias die neue Taschenlampe ein, erreichte den Korridor, durchquerte die folgende Höhle und ging auf die unscheinbare Öffnung zu. Er zog seinen Rucksack von den Schultern und schob ihn hindurch. Dort drin ...
    Wenige Momente später stand er an haargenau der Stelle, wo er zwei Monate zuvor in ein Loch gefallen, mehrere Meter tief gestürzt und – glücklicherweise, musste er zugeben – auf einer Leiche gelandet war. Sonst hätte er den Sturz womöglich nicht überlebt.
    Wasserrauschen und Geruch stimmten exakt mit seiner Erinnerung überein. Was nicht stimmte, und zwar ganz und gar nicht, das war der Anblick vor seinen Füßen. Fassungslos leuchtete er mit seiner superstarken Taschenlampe den Boden ab.
    Das gab es doch nicht! Hatte er sich etwa in der Höhle geirrt? In Gedanken ging er den Weg hierher nochmal durch. Alles stimmte. Bis auf das Loch. Das war nämlich verschwunden. Vor seinen Füßen befand sich lediglich eine unregelmäßige, kaum kniehohe Senke im ansonsten fast völlig glatten Höhlenboden.
    Seine Taschenlampe beleuchtete Felsbrocken, Schotter, kleine Steine, abgebrochene Tropfsteine. Die Mulde hatte die gleiche Form wie das Loch, annähernd rund, und wirkte wie ein kleiner Steinbruch.
    Aber warum? Matthias leuchtete die Wände ab.
    Interessanterweise fand er im hinteren Bereich der Höhle große Tropfsteine. An der Stelle, wo er sich befand – wuchsen zwar auch welche von Decke und Wänden, aber sie glichen eher kleinen Hubbeln.
    Hier konnte es also durchaus einen Höhleneinsturz gegeben haben, bei dem die stattlichen Tropfsteine zerstört worden waren. Allerdings musste das schon lange Jahre zurückliegen, denn so langsam, wie Tropfsteine wuchsen, gäbe es ansonsten gar keine.
    Aber selbst ein lange zurückliegender Einsturz würde heute noch erkennbar sein. Felstrümmer, Steinstaub, Geröll müsste herumliegen. Wenn hier so etwas geschehen war, hatte jemand aufgeräumt, indem er allen Schutt in das Loch geworfen hatte. Aber warum?
    Matthias zuckte mit den Schultern. Auch wenn die jetzigen Einheimischen die Höhle aus irgendeinem geheimnisvollen Grund nicht kannten, er selbst wusste von einigen Menschen, die außer ihm bereits hier gewesen waren. Die anderen Zeitreisenden, er war ja nicht der erste gewesen, Mila selbst, Johann, Meinhard mit seinen Männern ... „Einer von denen muss hier seinen Ordnungsfimmel ausgelebt haben“, brummte er. Aber das war nun wirklich nicht das Problem, das ihn an dieser Stelle beschäftigen sollte.
    Er sammelte sich kurz, ehe er sich wieder dem vor ihm liegenden Rätsel zuwandte. Nämlich dem, dass er aus eigener, schmerzvoller Erfahrung wusste, dass hier noch vor zwei Monaten ein Loch gewesen war. Obwohl die Senke vor seinen Füßen definitiv länger bestehen musste.
Das erst einmal von sich schiebend, wandte er sich ab, beleuchtete erneut die Felswände, suchte den Schlund, aus dem die Fledermäuse auf ihn herab gequollen waren. Genau dort hatte er damals seine gute silberne Taschenlampe verloren.
    Er leuchtete herum, suchte. Aber nichts.
    Naja. Was war dann geschehen?
    Er hatte nichts mehr sehen können, hatte versucht zu entkommen, wegzulaufen, bis er in das Loch ... Moment!
    Mila hatte erzählt, dass es der Biss der Fledermaus sei  ... Wann war er zum ersten Mal gebissen worden?
    Matthias ging zum ehemaligen Loch zurück. Etwa fünfzehn Schritte, die er damals nicht geradlinig gelaufen war, eher umhergetorkelt, in der verzweifelten Hoffnung, den Fledermäusen irgendwie entkommen zu können. Und dabei war er mehrfach gebissen worden. Wenn es also die Fledermäuse waren, hieß das ... konnte das nur heißen, dass er bereits in der Vergangenheit gewesen war, bei seinem Sturz. „Ich bin also nicht in die Vergangenheit gestürzt, sondern in der Vergangenheit.“
    Normalerweise hätte ihn dieses Wortspiel erheitert. Jetzt aber fühlte er kleine elektrische Stöße durch seinen Leib jagen. Wenn er richtig vermutete, trafen hier, in dieser Höhle, Vergangenheit und Gegenwart unmittelbar aufeinander. Vor siebenhundert Jahren war er gestürzt, dann

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