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Flehende Leidenschaft

Flehende Leidenschaft

Titel: Flehende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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Der Hauptmann hielt eine Uhr in der Hand und beobachtete im schwachen Licht, das aus einem Fenster auf die Gasse herabfiel, wie der vergoldete Minutenzeiger vorankroch. In der Nebenstraße stand eine Kutsche mit geschlossenen Jalousien, von einem bewaffneten Fahrer bewacht.
    Robbie, Munro, Adam und Kinmont saßen in der Nische einer Taverne, nicht weit vom Castle entfernt. Zwischen den Vorhängen, die sie gegen den Schankraum abschirmten, konnten sie den Eingang sehen. Als Redmonds Bote eintrat, gab er ihnen das Zeichen zum Aufbruch.
    Auf Elizabeths Tisch lag ein geöffnetes Buch, und sie neigte sich darüber. Aber die Zeilen verschwammen vor ihren Augen, während sie angespannt lauschte. Morgen abend, hatte Roxane erklärt und seither nichts mehr von sich hören lassen. Also heute …
    Elizabeth schaute zur angelehnten Schranktür hinüber, hinter der ihr Cape hing. Zum hundertsten Mal versuchte sie sich auszurechnen, wie viele Stunden verstrichen waren, seit man ihr das Dinner gebracht hatte. In ihrem Gefängnis gab es keine Uhr.
    »Jetzt!« flüsterte Redmond und steckte die Uhr in seine Jackentasche. »Laßt euch nicht blicken, bis der Diener die Tür öffnet.«
    Während er das Kopfsteinpflaster der Straße überquerte, an der Queensberrys Haus lag, folgten ihm seine Männer wie dunkle Schemen. Doch dann stand er allein vor dem Eingang, in der Kleidung eines städtischen Wachtpostens, mit ruhiger, gefaßter Miene, scheinbar unbewaffnet.
    Als er anklopfte, öffnete sich ein kleines Gucklock, und ein Diener fragte ihn, was er zu so später Stunde wünsche.
    »Der Herzog hat mich mit einer Nachricht zu Mistress Dunbar geschickt.«
    Sobald der knarrende Riegel zurückgeschoben wurde, schlichen die Soldaten der Three Kings-Garde näher heran.
    Die Tür schwang auf, Redmond stürmte hindurch und hielt dem alten Pförtner den Mund zu.
    Lautlos drangen die Männer in das schmale, fünfstöckige Haus ein. Wenig später war der Pförtner gefesselt und geknebelt. Zwei Männer brachten ihn in seine Schlafkammer, um ihn zu bewachen und den anderen den Rückzug zu decken. Auf leisen Sohlen stiegen sie die Treppenfluchten hinauf, überwältigten alle Dienstboten, die ihnen begegneten. Wie der Hauptmann von Roxane erfahren hatte, lag Elizabeths Zimmer im dritten Stock.
    »Erschrecken Sie nicht, hier ist Redmond!« flüsterte er durch eine Ritze in der Tür. »Ich habe den Schlüssel.« Und dann stand er vor seiner Herrin. »Sind Sie bereit?«
    Lächelnd nickte sie, nahm ihr Cape aus dem Schrank und legte es um die Schultern. »Wie weit Sie sich von unserem Heim entfernt haben …«
    »Sie auch, Mylady.«
    »Morgen bin ich hoffentlich noch viel weiter weg.«
    »Geben Sie mir Ihre Hand. Die Stufen sind ziemlich steil. Wir haben nur fünf Minuten Zeit.«
    Drei Minuten später verließen sie das Haus des Herzogs, in dem tiefe Stille herrschte. Nach weiteren zwei Minuten erreichten sie die Kutsche, und Elizabeth fuhr durch das nächtliche Edinburgh nach Leith, wo das Schiff wartete. Redmond und seine Männer ritten zu beiden Seiten des Wagens.
    Wie einfach das war, dachte sie und hielt sich an einem Riemen fest, während der Fahrer das Gespann anspornte und die polternde Kutsche durch enge Straßen rollte. Meine Rettung verdanke ich Roxane und meinem treuen Redmond …
    Noch wußte sie nicht, daß Roxane, die in diesem Augenblick Harold Godfrey anlächelte, auch ihrem einstigen Liebhaber zur Flucht verhelfen würde.
    »Oh, Sie sind sehr pünktlich, Brusisson!« begrüßte sie Elizabeths Vater im vergoldeten Torbogen ihres Salons. »Verzeihen Sie, meine Gäste sind noch hier. Der Vortrag des Dichters dauert etwas länger als erwartet. Darf ich Ihnen ein Glas Cognac anbieten?«
    »Ja«, stimmte er zu, ohne sein Mißfallen zu verbergen, und zählte die Leute, die er demnächst hinauswerfen würde.
    »Bald werden sich alle verabschieden«, flüsterte sie ihm zu, umfaßte seinen Ellbogen und führte ihn ins Zimmer. »Die meisten gehen zu einer Versammlung im Blair Close. Haben Sie’s eilig?« Ihr sanfter Unterton deutete an, sie würde sich für amouröse Aktivitäten lieber etwas Zeit nehmen.
    »Nein, natürlich nicht.« Er war kein Narr, und es lohnte sich, auf eine so verführerische Frau zu warten.
    »Wunderbar!« hauchte sie und drückte ihren Busen an seinen Arm. »Und nun will ich Ihnen einen exzellenten Cognac kredenzen.«
    Inzwischen schwang das Außentor des Edinburgh Castle auf – dank der Bestechungsgelder, die Coutts

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