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Flehende Leidenschaft

Flehende Leidenschaft

Titel: Flehende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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jung.«
    »Was geschah?«
    »Ich heiratete ihn, Jamie Low, meinen ersten Mann. Wäre er nicht in Namur getötet worden, würde ich ihn immer noch lieben.«
    »Und Kilmarnock?«
    »Nun, meine Eltern meinten, nach Jamies Tod sei ich zu jung gewesen, um Witwe zu bleiben.«
    »War Kilmarnock viel älter?«
    »Ja.«
    Die knappe Antwort bewog ihn, auf weitere Fragen zu verzichten. Offenbar war ihre zweite Ehe nicht erfreulich gewesen. »Und jetzt bist du eine zufriedene Witwe?«
    Da kehrte ihr Lächeln zurück. »Zweifellos.«
    »Im Sommer müßte ich mit Johnnie und Elizabeth nach Schottland zurückkehren.« Während des Exils in Holland werde ich Roxane am schmerzlichsten vermissen, dachte er.
    »Wie schön …«
    Ohne seinen Kopf auf dem bestickten Kissen zu bewegen, ließ er seinen Blick zu ihr hinüberwandern. »Heirate nicht, bevor ich wieder da bin.«
    »Ganz sicher nicht, weil ich meine Freiheit vorziehe.«
    »Und ich bin eifersüchtig auf deine Freiheit«, flüsterte er.
    »Das erlaube ich dir nicht.«
    Lässig zuckte er die Achseln. »Als könntest du mich daran hindern, liebste Roxie …«
    »Jetzt redest du wie dein Bruder.«
    »Aber ich bin nicht mein Bruder, denn ich weiß dich zu würdigen.«
    »Hör mal, ich bin zehn Jahre älter als du.«
    »In jener Sommernacht hatte ich nicht diesen Eindruck.«
    »Ich hätte nicht bei dir bleiben dürfen«, seufzte sie.
    »Aber die Sterne funkelten so hell«, betonte er grinsend.
    Angenehme Erinnerungen erwachten in ihrem Herzen. »Das Meeresrauschen bringt mich immer in so sinnliche Stimmung.«
    »Das muß ich mir merken.«
    Entschieden schüttelte sie den Kopf. »Liebling, du bist zu jung. Das sagte ich dir schon am nächsten Morgen. Und an meiner Überzeugung hat sich nichts geändert. Bedenk doch, mein ältester Sohn ist nur ein paar Jahre jünger als du. Es ist einfach unmöglich.«
    »Wenn ich zurückkomme, werde ich dich umstimmen.«
    »O nein.«
    »Mal sehen.« Robbie schwang seine Beine über die Sofakante und richtete sich auf. »Wenn ich heute nacht Zeit hätte, würde ich dich schon jetzt eines Besseren belehren.« Langsam ging er zu ihr, umfaßte ihre Schultern und küßte sie – nicht wie ein jugendlicher Freund, sondern wie ein leidenschaftlicher Liebhaber. Gegen ihren Willen mußte sie wieder an jene Sommernacht auf Johnnies Yacht denken. »Versprich mir, nicht zu heiraten«, drängte er. »Weil wir uns bald wiedersehen werden …«
    »Lieber nicht«, protestierte sie, aber in ihrer Stimme schwangen Gefühle mit, die sie nicht verhehlen konnte.
    »Doch.« Robbie war ebenso willensstark wie sein Bruder, und ihre geröteten Wangen verrieten ihm alles, was er wissen wollte. Nur widerstrebend ließ er ihre Schultern los, dann trat er zurück. »Falls wir uns vor der Abreise nicht mehr treffen, möchte ich dir noch einmal für alles danken, was du für Johnnie und Elizabeth getan hast. Alle Carres stehen in deiner Schuld. Und nun muß ich dich noch einmal vor Godfrey warnen. Paß auf, daß er dir nicht zu nahe tritt. Gib ihm keine Chance. Versprichst du mir das?«
    »Natürlich. Und wenn du in Holland ankommst, schick mir eine Nachricht. Am besten informierst du Coutts.«
    »Wirklich, dein Optimismus ist erfrischend.«
    »Nun, ich weigere mich ganz einfach, an Mißerfolge zu glauben. Mit dieser wirksamen Methode zwinge ich die Götter, mir ihre Gunst zu schenken.«
    Auf solche mythischen Wohltäter wollte Robbie sich nicht verlassen. Er vertraute eher seinen loyalen Clansmännern und erstklassigen Waffen. Aber er nickte ihr lächelnd zu. »Bis zum nächsten Sommer.« Er verneigte sich, dann verließ er den Salon.
    In dieser Nacht fand Roxane keinen Schlaf, von widersprüchlichen Gedanken und Gefühlen geplagt. Wenn sie sich auch einredete, sie sei über Robbies jugendlichen Charme erhaben – eine innere Stimme flüsterte ihr das Gegenteil zu. Nein, einfach unvorstellbar – ein achtzehnjähriger Junge …

26
    Um neun Uhr abends saß Roxane im Salon und lauschte dem berühmten Dichter, umgeben von ihren Gästen. Helles Kerzenlicht erfüllte den Raum, Lakaien servierten Wein und Cognac, und aus dem Nebenzimmer drang leise Harfenmusik, die den Vortrag des Poeten untermalte.
    Immer wieder schaute Roxane nervös auf die Uhr und nippte an ihrem Rotwein, um sich für die gefährliche Begegnung mit Harold Goldfrey zu stärken.
    Zur gleichen Zeit warteten Redmond und seine Männer in einem finsteren Winkel nahe dem Canongate House des Herzogs, bis es halb zehn war.

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