Flehende Leidenschaft
hast du entfacht.«
Ihr Herz schlug immer schneller. »Aber ich versuche dagegen anzukämpfen …«
»Genau das wollte ich auch. Ich sagte mir, es sei verwerflich, dich in deiner wehmütigen Stimmung zu bedrängen. Und da bin ich – taktlos, selbstsüchtig, ungeduldig. Und ich lasse mir keine zweite Abfuhr erteilen.«
»Hör mir doch zu …«
Mühsam unterdrückte er einen Fluch. Bis jetzt hatte er seine Sinnenlust noch nie bezähmen müssen, und es fiel ihm schwer, sich zu beherrschen. »Also gut, reden wir miteinander.« Er nahm ihre Hand, führte sie zu der Sitzgruppe vor dem Kamin und sank in einen Sessel. Aber als sie im zweiten Platz nehmen wollte, zog Robbie sie auf seinen Schoß. »Nun, ich höre. Aber erzähl mir jetzt nicht, daß du achtundzwanzig und die Mutter von fünf Kindern bist. Das ist mir nämlich egal.«
»O Robbie …«
»Wirklich, ich mein’s ernst.«
»Heute nacht bin ich viel zu verletzlich«, gestand sie.
»Sicher wird dir nichts Schlimmes widerfahren. Ich halte dich ganz fest.«
»Morgen werde ich mich selber hassen.«
»O nein, das gedenke ich zu verhindern.«
»Und was werden die Dienstboten sagen?«
Seufzend verdrehte er die Augen. »Das ist keine gute Ausrede.«
»Und wenn ich Kopfweh habe …«
»Das wird bald vergehen. Falls dir keine weiteren Ausreden einfallen, könnten wir jetzt …« Er schob einen Arm unter ihre Kniekehlen.
»Warte …«
»Ja?«
»Es wäre unklug.«
»Das ist nun wirklich die allerdümmste Ausflucht.« Grinsend stand er auf und trug sie zur Tür. »Am besten drehe ich den Schlüssel im Schloß herum, dann werden uns keine neugierigen Dienstboten stören.«
»Oh, ich habe ein furchtbar schlechtes Gewissen«, flüsterte sie an seiner Schulter, während er die Tür versperrte. »Ich bin so unentschlossen – so unsicher …«
»Gleich wird’s dir besser gehen«, versprach er und küßte ihre Nasenspitze.
»Oh, du arroganter Bursche!« schimpfte sie, aber ihre violetten Augen strahlten, und sie schlang ihre Arme fest um seinen Hals.
Jetzt konnte er sich nicht länger bezähmen. Er sank mit ihr aufs Bett, zerrte ihre Röcke nach oben. Wenn er seine Lust nicht sofort stillte, würde er sie womöglich vergewaltigen.
»Deine Stiefel …«, begann sie.
»Später!« Ein heißer, fordernder Kuß verschloß ihr den Mund, und jetzt erwachte auch in ihr ein unwiderstehliches Verlangen. Nur für einen kurzen Augenblick richtete er sich auf, um seine Hose aufzureißen, und als er mit ihr verschmolz, wußte sie nicht mehr, warum sie sich dieses Glück so lange versagt hatte.
»Daran wolltest du dich nicht erinnern«, flüsterte er sehr viel später und streichelte ihre nackten Brüste, ihre Hüften, ihre Schenkel. »Aber jetzt weißt du wieder, wie es in jener Sommernacht war. Und ich werde dir nie wieder erlauben, das zu vergessen.«
Am nächsten Morgen wurde sie wach geküßt und erkannte, daß sie sich wider ihres besseres Wissen wieder verliebt hatte. »Jetzt mußt du gehen«, wisperte sie, von wachsender Angst erfaßt. Wie sollte sie dieses überwältigende Problem meistern? Seit Kilmarnocks Tod führte sie ein angenehmes, wohlgeordnetes Leben. Diese neue Liebe würde nicht nur ihren eigenen Seelenfrieden erschüttern, sondern auch ihre Kinder bedrohen. Und dann die Schande! Ein Altersunterschied von zehn Jahren – eine solche Kluft konnte man nicht überbrücken.
»Möchtest du Schokolade zum Frühstück?« Robbies Lippen glitten über ihre Wange.
»Aber du kannst nicht bei mir bleiben. Überleg doch, welch ein …«
»Skandal?«
»Ja.«
»Wenn du willst, ziehe ich mich an und helfe dir bei der Morgentoilette. Aber ich gehe nicht.«
»O Gott …«
»Seit wir die wunderbare Nacht auf der Yacht verbracht haben, liebe ich dich.«
»Sag das nicht!«
Da nahm er ihr Gesicht in beide Hände. »Schau mich an! Ich gehe nicht weg. Und ich werde nicht aufhören, dich zu lieben. Ich bin hier, und ich bleibe hier, und wenn du’s auch bestreitest – du erwiderst meine Gefühle. Das hast du mir letzte Nacht gestanden.« Als sie den Kopf schütteln wollte, hielt er ihn eisern fest, und seine dunklen Augen schienen sie zu durchbohren. »Daran erinnere ich mich ganz genau.«
»Nein!« stöhnte sie verzweifelt.
»Vielleicht wirst du mir diesmal die Geschenke nicht zurückschicken, so wie im vergangenen Sommer«, meinte er lächelnd.
»O Robbie …« Plötzlich hingen Tränen an ihren Wimpern. »Es geht nicht. Den Spott könnte ich nicht ertragen.
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