Flehende Leidenschaft
Atemzüge, die seinen Rücken bewegten. Erleichtert atmete sie auf. Er lebte …
Tränen verschleierten ihre Augen. Dann ging sie zu Johnnie. Ganz vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, berührte sie seine Hand, als müßte sie sich vergewissern, daß er wirklich und wahrhaftig hier war. Wie schrecklich mußte er gelitten haben … Niemand wagte zu sprechen, bis sie sich vom Bett abwandte.
»Oh, ich danke euch allen. Ihm zuliebe habt ihr euer Leben gewagt. Und es soll keine vergebliche Liebesmüh gewesen sein. Er wird nicht sterben. Dafür will ich sorgen.«
Zuerst umarmte sie Robbie, dann Roxane und die anderen, sogar die Haushälterin und den Apotheker, die nicht recht wußten, wie sie auf dieses demokratische Verhalten reagieren sollten.
»Sagen Sie mir doch, was ich tun muß«, bat Elizabeth den Apotheker, legte ihren Umhang ab und warf ihn auf einen Stuhl. »Ich will alles lernen, was eine tüchtige Krankenschwester wissen muß.«
Ihr entschlossener, optimistischer Unterton mußte irgendwie in Johnnies Bewußtsein gedrungen sein, denn er öffnete die Augen und bewegte die Lippen. »Liebling …«
Sofort drehte sie sich zu ihm um und schluchzte halb erstickt: »Hier bin ich.«
Da fielen ihm die Augen wieder zu. »Geh nicht weg!« hauchte er und tastete nach ihr.
»Nein, ganz sicher nicht«, versprach sie und hielt seine Hand fest.
Seine kraftlosen Finger in ihre geschlungen, schlief er wieder ein.
27
Die anderen ließen Elizabeth mit ihrem Mann und einigen hilfreichen Dienstboten allein. Um drei Uhr morgens stieg Roxane mit Robbie die beiden Treppenfluchten hinab, die zu ihrem Schlafzimmer führten. Vor der Tür blieb sie stehen und suchte nach Worten. »Danke, daß du freundlich zu mir warst … Ich hatte gedacht, jene Erinnerungen wären längst begraben.«
»Sicher waren die Umstände zu ähnlich. So etwas vergißt man nicht so leicht.« Dann sah sie ihn im schwach beleuchteten Flur lächeln. »Wenigstens weckt Elizabeths kompromißloser Optimismus neue Hoffnungen. Hast du ihre hitzige Diskussion mit dem Apotheker gehört – den Streit um die Frage, ob Johnnie mit frischen Umschlägen geweckt werden soll oder nicht?«
Roxane nickte belustigt. »Oh, sie wird sich ganz bestimmt zu einer ausgezeichneten Krankenpflegerin entwickeln. Was für ein wunderbares Paar, Johnnie und Elizabeth – beide so entschlossen und tatendurstig …«
»Darf ich in dein Zimmer mitkommen?« unterbrach er sie sanft. In diesem Augenblick interessierte er sich nicht mehr für seinen Bruder und die Schwägerin.
»Nein«, erwiderte sie, obwohl die Versuchung fast übermächtig war.
»Also, dann wünsche ich dir eine gute Nacht.« Nur ganz leicht berührten seine Fingerspitzen ihre Hand. Er wagte es nicht, sie zu küssen, denn seine Selbstdisziplin hatte gewisse Grenzen.
»Bis morgen«, flüsterte sie und schloß lautlos die Tür.
Tiefe Stille erfüllte das große Haus, aber sie fand keinen Schlaf. In einem bequemen Sessel vor dem Feuer betrachtete sie ihr Glas und hoffte, der Rotwein würde ihre Nerven beruhigen, den Aufruhr ihrer Gedanken beschwichtigen. Doch dieser Wunsch erfüllte sich nicht.
Schließlich stand sie auf, wandte sich vom Kamin ab und hielt erschrocken den Atem an. Auf ihrem gelben Seidenkleid schimmerte der Widerschein zuckender Flammen.
»Ich mußte einfach zu dir kommen, weil ich die Trennung nicht ertrug«, seufzte Robbie, der an der Tür lehnte, immer noch genauso gekleidet wie bei der Befreiung seines Bruders. Da er sein Hemd benutzt hatte, um Johnnies blutenden Oberkörper zu bandagieren, sah sie seine nackte, muskulöse Brust unter der geöffneten Jacke und schluckte mühsam.
»Wie lange bist du schon hier?« flüsterte sie.
»Nicht allzu lange. Als ich dich verließ, wollte ich deinen Wunsch erfüllen und ging nach oben.«
»Aber dann hast du dich anders besonnen.«
»Ja. Und jetzt kannst du mich nicht mehr wegschicken.«
Entschlossen straffte sie die Schultern. »Dies ist mein Haus.«
»Ja, ich weiß.«
»Du hast dir eine sehr ungünstige Nacht ausgesucht.«
»Auch das weiß ich.«
»Ich könnte einen Diener rufen und dich hinauswerfen lassen.«
»Vielleicht solltest du das tun.« Leise klirrten die geöffneten Schnallen an seiner Lederjacke, und das Geräusch zog Roxane in einen seltsamen Bann, lenkte ihren Blick auf seine nackte Brust, die bronzebraune Haut. Offenbar erriet er ihre Gefühle, denn er ergriff ihre Hand und preßte sie an sich.
»Spürst du, wie ich brenne? Diese Glut
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