Flehende Leidenschaft
sie vertrauenswürdig?«
»Absolut.«
»Du bist dir deiner Sache sehr sicher. Wie kannst du wissen, ob sie dir stets die Treue halten werden?« Johnnie machte sich ernsthafte Sorgen um Elizabeth. Eine Frau, die über ein so großes Vermögen verfügte, war verletzlich.
»Schon seit acht Jahren sind sie meine persönlichen Leibwächter, und ich vertraue ihnen rückhaltlos.«
Da sie keinerlei Zweifel hegte, fühlte er sich ein wenig erleichtert.
In der Tat, sechzig kampflustige Redesdale-Männer müßten ihr einen ausreichenden Schutz bieten. Trotzdem warnte er sie: »Hotchanes Söhne haben es wahrscheinlich auf dein Geld abgesehen.«
»Oh, die Liste der Personen, die hinter meinem Geld her sind, ist lang – angefangen mit meinem Vater. Und du interessierst dich wirklich nicht für meinen Reichtum?« Sie schmiegte sich noch fester an ihn, glücklich und geborgen in seinen Armen, obwohl er ihr Feind war.
»Von Frauen nehme ich kein Geld, nicht einmal, wenn ich’s brauchen würde – was nicht der Fall ist.«
»Ein reicher Schotte? Dann besitzt du Seltenheitswert.«
»Ein paar wohlhabende Schotten gibt’s immer noch, trotz der Handelsbeschränkungen, die England uns auferlegt.«
»Tut mir leid«, entschuldigte sie sich zerknirscht. Sie wußte, daß die grausame englische Politik – nicht zuletzt im Fall der Darien-Kolonie 5 – das Nachbarland fast an den Bettelstab gebracht hatte. »Verzeih mir meine taktlose Bemerkung.«
»Sehr gern«, erwiderte er lächelnd. »Und jetzt wollen wir uns wieder über private Dinge unterhalten.« Seine Lippen glitten über ihre weiche Wange. »Ein bißchen haben wir noch Zeit.«
»Wie schön!« flüsterte sie an seinem Mund. »Selbst wenn mein Vater warten müßte – das wäre mir völlig egal …«
8
Wie sich herausstellte, wartete Harold Godfrey nicht. Pünktlich erreichte die Carre-Truppe den vereinbarten Ort und schaute sich vergeblich nach den Engländern um.
Seite an Seite saßen Johnnies Männer in den Sätteln, auf einem offenen Feld bei Roundtree. Aus einem nahen See stiegen Nebelschwaden. Die Sonne versteckte sich hinter tiefhängenden Wolken.
Etwas abseits postiert, starrten Elizabeth und Johnnie schweigend über das Land hinweg. Was es zu sagen gab, hatten sie einander schon am Morgen anvertraut, im warmen Bett. Beiden fiel die Trennung schwer, und sie wünschten paradoxerweise, die Reiter aus Harbottle würden sofort erscheinen – oder überhaupt nicht.
Schließlich riß Johnnie seinen Blick vom südlichen Horizont los, wo Godfreys Leute auftauchen müßten, und wandte sich zu Elizabeth. Der Wind hatte ihr schönes, von einer lavendelblauen Kapuze umrahmtes Gesicht gerötet. Unter ihren Augen lagen dunkle Schatten.
»Verzeih mir, daß ich dich fast die ganze Nacht wach gehalten habe«, bat er und berührte ihre behandschuhte Hand, die den Sattelknauf festhielt. Das bestickte violette Leder bildete einen lebhaften Farbfleck im nebligen Grau. »Sicher bist du müde.«
Ihr Lächeln, immer noch süß und unschuldig, bewog ihn beinahe, ihr zu erklären, er würde sie behalten und versuchen, Robbies Gefängniswärter zu überwältigen. Doch er war noch nicht bereit, die Intensität seiner Gefühle zu gestehen.
Auch sie verbarg ihren inneren Aufruhr. »Es ist eine angenehme Erschöpfung, und du brauchst dich nicht zu entschuldigen«, erwiderte sie in so gleichmütigem Ton, als dankte sie ihm für seine Gastfreundschaft, für Kost und Logis. Mit ihrer Gelassenheit half sie ihm, die emotionale Schwäche endgültig zu überwinden.
»Nun, wenn ich mich nicht um dich sorgen muß, will ich meine restlichen Energien für die Begegnung mit deinem Vater aufsparen. Immerhin bedarf ich meiner ganzen Selbstkontrolle, um ihn nicht zu erdrosseln.«
Elizabeth erwiderte sein Lächeln, das die bedrohlichen Worte milderte. Immer wieder gelang es ihm, sie aufzuheitern, sogar in höchst unangenehmen Situationen. »Es wäre auch gar nicht nötig, ihn anzugreifen. Dein Bruder ist in Sicherheit, eine kostbare Geisel, die Vater benötigt, um mich freizukaufen. Vergiß nicht, wieviel ihm mein Erbe bedeutet.«
»Und du?« fragte er beunruhigt, da er Godfreys skrupellosen Charakter kannte. »Bist du nicht in Gefahr?«
»Mein Geld ist gut versteckt, denn Hotchane Graham wußte meinen Vater richtig einzuschätzen.«
»Zweifellos, nachdem die beiden um den Ehevertrag gestritten hatten«, bemerkte Johnnie trocken.
»Genau.«
»Also kann dir nichts zustoßen?« Seine Angst
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