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Flehende Leidenschaft

Flehende Leidenschaft

Titel: Flehende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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verblüffte ihn selbst. Normalerweise interessierte er sich nicht für die Probleme der Frauen, die sein Bett teilten.
    »Ich bin nicht mehr sechzehn.«
    Ironisch hob er die dunklen Brauen. »Dem kann ich wohl kaum widersprechen.«
    Sein sinnlicher Unterton erwärmte ihr Blut. Wie gut er aussah in seiner schwarzen Lederjacke und der engen Reithose, das offene dunkle Haar auf den Schultern …
    Offenbar ahnte er, welche Gefühle er in ihrem Herzen erregte, denn er neigte sich zu ihr. »Meine Süße …« Ein Schrei unterbrach ihn.
    Soeben war Godfreys Truppe über den Horizont geritten, und er griff nach Elizabeths Zügeln. »Pardon, nur eine Vorsichtsmaßnahme«, erklärte er und hob die freie Hand, um seine Männer heranzuwinken. Nun verwandelte sich der zärtliche, heitere Liebhaber, mit dem sie die Nacht verbracht hatte, in den grimmigen Laird zurück.
    Während er seine Befehle erteilte, entdeckte er Robbie inmitten der englischen Reiterschar.
    »Gott sei Dank«, murmelte er, wickelte Elizabeths Zügel noch fester um seine Finger und zog ihr Pferd zu sich heran. Dann wandte er sich wieder an seine Leute. »Nehmt euch in acht vor Godfrey, diesem Bastard! Beobachtet seine Augen, seine Hände, sein tückisches Gesicht! Auf das Wort eines Engländers darf man sich niemals verlassen.«
    Offensichtlich existiere ich nicht mehr, dachte Elizabeth. Die letzte Woche ist vergessen, die gemeinsame Nacht nicht einmal eine Erinnerung … Gewiß hatte die jahrhundertelange Feindschaft zwischen Schottland und England zu tiefe Spuren hinterlassen, so daß neue persönliche Gefühle den alten Haß nicht verdrängen konnten.
    »Robbie sieht gut aus!« meinte jemand.
    »Das will ich auch hoffen«, lautete Johnnies knappe Antwort.
    »Um seinen Arm ist das Tuch einer Lady geschlungen«, verkündete ein erstaunter Clansmann.
    »Und er grinst übers ganze Gesicht!« rief ein anderer.
    »Vielleicht hat sich die englische Gastfreundschaft gebessert«, warf Adam Carre ein.
    »Oder Hamiltons Brief hat meinem Bruder einige Vorteile verschafft«, ergänzte Johnnie. Der Herzog von Hamilton, den einige Leute enger Beziehungen zu den Engländern verdächtigten, hatte an Godfrey geschrieben und sich für Robbie eingesetzt.
    »Dann hängt es wohl mit den Schulden zusammen, die du Hamilton erlassen hast.«
    »Glücklicherweise leidet er unter chronischem Geldmangel.«
    Robbie winkte seinen Verwandten fröhlich zu, das Pfand seiner Lady flatterte im Wind. Da verzog sich sogar Johnnies ernstes Gesicht zu einem breiten Grinsen.
    Während Robbie Carre heranritt, entdeckte Elizabeth keinerlei Ähnlichkeit zwischen den beiden Brüdern. Der Bursche an der Seite ihres Vaters war keine jüngere Ausgabe des Lairds. Mit seinen langen, üppigen, rostroten Locken, den großen, seelenvollen dunklen Augen und dem geschmeidigen, eleganten Körperbau glich er eher einem Künstler. Aber er besaß Johnnies offenherziges Lächeln.
    »Seid ihr bereit?« fragte der Earl von Graden einen seiner Gefolgsmänner.
    »Hinter den Bäumen warten die Musketenschützen«, erwiderte Kinmont leise. »Wir decken dir den Rücken.«
    Wortlos nickte Johnnie ihm zu, spornte seinen Rappen an und führte Elizabeths Pferd mit sich. Sein muskulöser Schenkel berührte ihren, doch das schien er nicht wahrzunehmen.
    Als wollte sie sich sein Gesicht ein letztes Mal einprägen, schaute sie ihn unverwandt an – fasziniert von seinem klassischen Profil, das sich vor aschgrauen Nebelwolken abzeichnete, den kraftvollen Schultern, der breiten Brust unter der burgunderroten Wolle seines Hemds. Wie fremd er plötzlich wirkte … Er hatte sich bereits aus ihrem Leben entfernt.
    Wie in den Verhandlungen vereinbart, ritten Johnnie und Godfrey aufeinander zu, nur von den Geiseln begleitet.
    Der englische Statthalter von Harbottle Castle, ein attraktiver Mann von über fünfzig Jahren, verbarg die Spuren seines ausschweifenden Lebens unter einer gutgeschnittenen, mit Silbernägeln beschlagenen Lederjacke. Seit dreißig Jahren diente er der Krone, wenn auch selbstsüchtig und ehrlos.
    Lässig und unbefangen saß Robbie im Sattel, und seine heitere Miene bildete einen krassen Kontrast zu Godfreys gerunzelter Stirn. Die Schmach, die der Earl von Brusisson erlitten hatte, durfte nicht ungestraft hingenommen werden. Nicht nur das Lösegeld für den jungen Carre war ihm entgangen. Dieser verdammte Laird hatte ihm auch noch die Tochter entführt, in unmittelbarer Nähe der englischen Festung und zweier

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