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Flehende Leidenschaft

Flehende Leidenschaft

Titel: Flehende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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durcheinandergebracht.
    Um Zeit zu sparen, ritten Johnnie und Munro in halsbrecherischem Tempo querfeldein. Abgesehen von den Hauptverkehrsrouten nach Edinburgh, Glasgow und London, waren die schottischen Straßen holprig und unwegsam. Also würde Elizabeths Kutsche nicht allzuschnell vorankommen.
    Ein paar Meilen nördlich der Grenze erregten schnelle Hufschläge die Aufmerksamkeit der Wachtposten, die vor dem Wagen ritten. Automatisch griffen sie zu ihren Waffen und zügelten die Pferde. In dieser entlegenen Gegend mußte man stets mit einem Hinterhalt rechnen, und so bedeuteten sie dem Kutscher, anzuhalten.
    Elizabeth beugte sich aus dem Fenster. »Gibt es irgendwelche Schwierigkeiten?«
    »Offenbar haben die Vorreiter was gehört, Mylady«, erwiderte die Zofe, die neben dem Fahrer auf dem Kutschbock saß.
    Verwundert schaute sich Elizabeth um, sah aber nur Bäume und die staubige Straße. »Haben Sie was gehört?« fragte sie den Kutscher.
    »Noch nicht, Lady Graham. Aber Michael. Sonst hätte er nicht Alarm geschlagen. Am besten warten wir, bis wir wissen, was da eigentlich los ist.«
    Welche Gefahr sollte an diesem idyllischen Sommermorgen drohen? Melodisches Vogelgezwitscher erfüllte die milde Luft. Zwischen den Kiefernzweigen schimmerte das Sonnenlicht, zu beiden Seiten der Landstraße wuchsen bunte Feldblumen. Nein, in dieser schönen Szenerie konnte nichts Schlimmes geschehen.
    Dann hörte auch Elizabeth die Hufschläge, und ihre Beschützer hoben die Schilde. Wenig später galoppierten zwei Reiter heran. Die Redesdale-Garde zückte ihre Musketen.
    Mehr neugierig als ängstlich spähte Elizabeth aus dem Fenster. Am hellichten Tag mußte man keine Räuber fürchten. Und sie würden auch nicht so tollkühn zur Kutsche sprengen.
    Elizabeths Augen verengten sich. Noch waren die Reiter weit entfernt, und sie konnte ihre Gesichter nicht erkennen. Als der Hauptmann der Garde seinen Leuten befahl, auf die zwei Männer zu zielen, sah sie schwarzes Haar im Wind flattern. »Nicht schießen!« rief sie atemlos. »Das ist Ravensby!«
    »Mal sehen, was er will!« entgegnete Hauptmann Redmond. »Behaltet ihn im Visier!«
    »Er ist nicht gefährlich, Redmond!«
    »Gewiß nicht, Mylady.« Aber keiner der Soldaten senkte die Waffe.
    »Die könnten dich abknallen, bevor du in Hörweite bist«, warnte Munro, während sie die Pferde in langsameren Trab versetzten.
    »Kein Risiko, kein Vergnügen …«, antwortete Johnnie grinsend und streichelte sein schweißüberströmtes Pferd. »Du mußt hastige Bewegungen vermeiden, Munro!« mahnte er und breitete die Arme aus, um seine friedlichen Absichten zu demonstrieren.
    »Halten Sie an, und sagen Sie, was Sie wollen!« rief der Hauptmann.
    »Ich würde gern mit Lady Graham reden«, erklärte Johnnie in beiläufigem Ton und zügelte seinen Rappen.
    Nein, war ihr erster Gedanke. Der Himmel möge mich bewahren … Doch das Gefühl besiegte die Vernunft. Sicher konnte es nicht schaden, ein paar Worte mit Johnnie Carre zu wechseln. In Hawick war es ihr ja auch gelungen, sich diesen unwiderstehlichen Mann vom Leib zu halten.
    Während sie aus der Kutsche stieg, schwang sich Johnnie aus dem Sattel und ging zu ihr, ohne die Musketen und die mißtrauischen Blicke der Redesdale-Männer zu beachten.
    »Du bist vorzeitig abgereist, Elizabeth.« Wohlgefällig betrachtete er die schlanke Gestalt im kurzen Kaschmircape, dessen Bänder unter dem Kinn zu einem züchtigen Knoten geschlungen waren. »Hattest du die Graham-Aktivitäten satt?« Er sprach so ruhig und gelassen, als würde er sie nach dem Gottesdienst vor der Kirche begrüßen.
    »Du hättest mir nicht folgen sollen.«
    Mit unschuldigen blauen Augen schaute er sie an. »Und du hättest nicht verschwinden dürfen, ohne dich zu verabschieden.«
    »Ich wußte nicht, daß es notwendig war, dir Lebewohl zu sagen.« Elizabeths Stimme klang so kühl wie das grüne Blumenmuster ihres Kleids. Doch die frostigen Worte störten ihn kein bißchen. »Ich habe dich vermißt.«
    »Tut mir leid.« Als sie seinen Blick erwiderte, konnte sie ihre Sehnsucht nicht verbergen.
    »Komm mit mir«, bat er leise. »Vor diesen Leuten können wir nicht reden.«
    »Das dürfte ich nicht.«
    »Ich dürfte auch nicht hier sein. Aber ich bin da. Komm! Munro bleibt als Geisel bei der Kutsche.«
    Nun schwand der letzte Rest ihrer Vernunft dahin. Sie befahl ihren Leuten, die Waffen zu senken, abzusteigen und sich auszuruhen. »Ich bin nicht in Gefahr«, fügte sie hinzu.

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