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Flehende Leidenschaft

Flehende Leidenschaft

Titel: Flehende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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interessiert.«
    »Dem Himmel sei Dank!«
    »Also keine wilde Eifersucht?« erkundigte sich Roxburgh, obwohl er es besser wußte. Schon seit vielen Jahren war er mit Ravensby befreundet, und Johnnie machte sich auch nicht die Mühe, diese Frage zu beantworten.
    »Eigentlich wollte ich wissen, was ich in politischer Hinsicht versäumt habe. Im Augenblick sind mir meine Liebschaften völlig egal.«
    »Die Boten, die nach London und wieder zurück geritten sind, haben den Besitzern der Poststationen eine Menge Geld in die Taschen gesteckt.« Sarkastisch blickte Fletcher von seinem Frühstück auf. »Und Tweedale drängt Godolphin, die Klatschgeschichten über den Act of Security zu bestätigen, der uns zur Unabhängigkeit verhelfen soll.«
    »Wissen Sie schon, wie London reagieren wird?«
    »Angeblich will Godolphin kapitulieren.«
    Noch verspürte Johnnie keinen Triumph. Er kannte England zu gut. »Glauben Sie, daß das wahr ist?«
    Fletcher zuckte die Achseln und tauchte ein Stück Brot in seine heiße Schokolade. »Bald werden wir’s erfahren.«
    Zunächst wurde zwei Tage lang debattiert und hinter den Kulissen gekämpft, während die Londoner Regierung verzweifelt versuchte, an ihrem Programm festzuhalten.
    Doch dann erkannte Tweedale, daß sich das schottische Parlament 1704 ebensowenig wie im Vorjahr bereit erklären würde, die englische Armee finanziell zu unterstützen und der hannoveranischen Thronfolge zuzustimmen. Er hatte von Godolphin, dem Ersten Lord der Königlichen Schatzkammer, eindeutige Anweisungen erhalten. Angesichts der unsicheren militärischen Lage in Europa, die den englischen Märkten und Bankern arge Schwierigkeiten machte, war es unklug, Schottland noch länger zu provozieren. Deshalb sollte – falls weitere Verhandlungen fehlschlugen – das Sicherheitsgesetz toleriert werden. Das geschah am 5. August. Im Sitzungssaal brach heller Jubel aus. Das schottische Parlament hatte einen bemerkenswerten Sieg errungen.
    Aber England betrachtete die offenkundigen Bestrebungen der Schotten nach weiteren Machtbefugnissen, auf Kosten der Krone, als höchst gefährlich. Am 28. August, vor der Debatte über die Aufrüstung Schottlands, vertagte Tweedale die Sitzung bis zum 7. Oktober. Allerdings beabsichtigte London nicht, das schottische Parlament wieder einzuberufen, ehe Königin Annes Hof seine alte Vormachtstellung zurückgewonnen hatte. Nach Marlboroughs Triumph über die Franzosen – am 13. August bei Bienheim – konnte man die schottische Frage gelassen angehen.
    Während Johnnie politische Probleme zu meistern suchte, interessierte sich Elizabeth ausschließlich für private Dinge. Zum erstenmal in ihrem Leben blieb die Monatsblutung aus. Sie wagte noch nicht, an eine Schwangerschaft zu glauben. Oft genug waren ihre Hoffnungen enttäuscht worden. Und sie würde das Schicksal gewiß herausfordern, wenn sie sich einredete, ihr Traum von Johnnies Kind sei Wirklichkeit geworden.
    So bezwang sie ihren Optimismus. Fünf Tage verstrichen – eine Woche, zwei Wochen … Obwohl sie jeden Tag zur Baustelle hinauf wanderte, konnte sie sich kaum noch für ihr Projekt begeistern. Was in ihrem Körper geschah, faszinierte sie viel mehr. War sie doch nicht unfruchtbar? Würde sie endlich das ersehnte Kind bekommen? Hatte der Allmächtige ihre inständigen Gebete erhört und den schottischen Laird Carre zu ihr geschickt?
    In ihren Visionen von einem dicken, rosigen Baby spielte Johnnie keine Rolle. Seit seiner Abreise ließ er nichts von sich hören, schickte ihr aber die versprochenen Seidenstoffe, eine extravagante Wagenladung. Doch sie nahm eher an, daß dies Munros Werk war.
    Ob der beiliegende Brief von Johnnie stammte, wußte sie nicht. Die wenigen Zeilen verrieten keinerlei persönliche Gefühle, drückten nur die Hoffnung aus, das Geschenk würde ihr gefallen, und die allerbesten Wünsche für das Bauprojekt. Nicht ein einziges liebes Wort … ›Ravensby‹, lautete die schlichte Unterschrift, so als hätte er an seinen Anwalt geschrieben.
    Aber nach dem kühlen Abschied durfte sie nichts anderes erwarten. Sie war weder überrascht noch verzweifelt. Zu lange hatte sie ein Leben voller Kompromisse und halbherziger Zufriedenheit geführt, um plötzlich ein ungetrübtes Glück zu beanspruchen. Es genügte ihr, die Tage zu zählen. Seit fast drei Wochen wartete sie vergeblich auf ihre Monatsblutung …
    Eines Tages ritt George Baldwin nach Three Kings, um ihr ein neues Buch zu bringen, das aus London

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