Flehende Leidenschaft
Gerard-Schwestern ihr Leben lang gezehrt.«
»Nur dieser Gedanke hielt mich davon ab.«
»Jetzt haben wir noch anderthalb Tage«, seufzte sie wehmütig.
»Zweieinhalb.«
Sie rückte ein wenig von ihm ab und schaute verwundert in sein Gesicht. »Sagtest du nicht, du müßtest am Freitag morgen abreisen?«
Lächelnd drückte er sie an sich. »Ich habe beschlossen, bis Samstag morgen hierzubleiben.«
»Weil du mich anbetest?« Ihre grünen Augen strahlten.
»Weil ich dich anbete …«
Wie in einem schönen Traum vergingen die Tage. Die meisten Stunden verbrachten sie im Bett, frühstückten spät, wanderten durch den schattigen Wald oder am Ufer des Bachs entlang. In der Sommerhitze floß das Wasser träge dahin. Einmal ritten sie aus. Aber am nächsten Morgen hatte Elizabeth keine Lust mehr dazu. »Meine Kehrseite ist ganz wund«, erklärte sie, als sie an der kühlen Steinmauer neben der Weide lehnten.
»Da muß ich dich natürlich schonen«, entgegnete er, nahm sie auf die Arme und trug sie ins Haus.
Jetzt kamen keine Gäste mehr nach Three Kings, und sie nahmen ihre Mahlzeiten nur mit Munro ein. In wachsender Verblüffung beobachtete er seinen Vetter, der seine Gefühle noch nie so offen gezeigt hatte. Johnnie nannte Elizabeth ›Liebling‹ oder ›mein Schatz‹, saß ganz nahe bei ihr und fütterte sie mit besonderen Leckerbissen.
In diesen Tagen lernte Munro einen ganz neuen Johnnie Carre kennen.
Zärtlichkeit, nicht Leidenschaft beherrschte die letzte Nacht, so als würde die baldige Trennung das wilde Verlangen dämpfen. Lange, hingebungsvolle Küsse und sanfte Liebesakte sorgten für schöne Erinnerungen, die den Abschiedsschmerz mildern würden.
Noch wagte Elizabeth nicht, an Liebe zu glauben. Dieses Wort paßte nicht zu Ravensbys ausschweifendem Lebenswandel. Doch sie wußte schon jetzt, wie sehr sie in ihrer Einsamkeit leiden würde.
Und Johnnie hätte die Liebe nicht einmal erkannt, wenn sie vor seiner Tür erschienen wäre, ganz in Gold gekleidet, ein Plakat in der Hand. Doch er würde Elizabeth vermissen.
In dieser letzten Nacht wünschte sie plötzlich, sie könnte ein Kind von diesem wundervollen Mann empfangen. Ein absurder, unvernünftiger Gedanke … Trotzdem ließ er sich nicht verdrängen.
In der freudlosen Ehe mit Hotchane hatte sie sich stets nach einem Baby gesehnt – eine vergebliche Hoffnung. Es war leichter gewesen, ihrem alten Gemahl die Schuld zu geben, als die Möglichkeit zu akzeptieren, sie könnte unfruchtbar sein. Doch sie wußte es nicht. Immer wieder hatte sie kleine Kinder beobachtet und in den Arm genommen, ihr fröhliches Lächeln erwidert, ihre Tränen getrocknet und sich gefragt, ob sie jemals das Glück der Mutterschaft genießen würde.
Nach Hotchanes Tod hatte sie diesen Traum vergessen, zu beschäftigt mit ihrem Überlebenskampf als unabhängige Witwe. Es war schwierig genug gewesen, die Pläne des Vaters zu vereiteln, der sie wieder verheiraten wollte, einen geeigneten Landsitz zu finden und zu erwerben, den Bau ihres Hauses zu planen. Aber jetzt, wo sie neben Johnnie Carre in ihrem Bett lag, kehrte die Sehnsucht nach einem Baby zurück.
»Hast du Kinder?« flüsterte sie im Halbdunkel ihres Schlafzimmers, das nur von wenigen Kerzen erhellt wurde.
»Wie bitte?« erwiderte er erschrocken und hoffte, er hätte die Frage mißverstanden.
»Ich wollte wissen, ob du Kinder hast.«
»Warum?«
»Nur so.«
»Nun ja, ich bin mir nicht sicher.«
»Sag’s mir!«
Seufzend gab er sich geschlagen. Wie ihrem Tonfall zu entnehmen war, würde sie das Thema nicht fallenlassen. »Ein paar.«
»Wie viele?«
»So genau läßt sich das nicht feststellen. Da ich nur mit jungen Frauen schlafe, besteht immer die Möglichkeit, daß ich Kinder zeuge.« »Sind die Mütter deiner Sprößlinge verheiratet?«
»Im allgemeinen ja. Warum interessiert dich das so?«
»Gerade habe ich mir überlegt, wie schön es wäre, ein Baby von dir zu bekommen.«
»Großer Gott!«
»Keine Bange, ich will dich zu nichts zwingen.«
»Für diese Diskussion ist es ein bißchen zu spät.« Er ließ Elizabeth los, stützte sich auf einen Ellbogen und betrachtete ihr Gesicht. »Meinst du, ich hätte über die möglichen Konsequenzen nachdenken müssen?« Unbehaglich fragte er sich, was sie im Schilde führte. Versuchte sie, ihn vor den Traualtar zu locken? Oder würde sie Geld verlangen?
»Wir beide hätten nachdenken müssen. Aber mach dir keine Sorgen, ich werde niemals Forderungen an dich
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