Flehende Leidenschaft
verächtlich. »Für dich ist’s doch nur ein Bastard von vielen.«
Mühsam bezwang er seinen Zorn. »Keineswegs. Du hättest mich informieren müssen.«
»Zu welchem Zweck? Willst du mich jetzt heiraten – nachdem du mich geschwängert hast?«
»Soll ein anderer Mann mein Kind aufziehen?«
»Deine Sprößlinge, die bereits geboren wurden, müssen sich doch auch mit Ersatzvätern begnügen.«
»Jetzt geht es nur um dieses Kind, verdammt noch mal.«
»Vielleicht ist es gar nicht von dir.«
»Hör mal, Elizabeth, sogar meine Dienstboten im Goldiehouse wissen, von wem dein Baby stammt. Alle haben’s erfahren – nur ich nicht.«
»Dafür gibt es einen ganz einfachen Grund – ich wollte nicht, daß du mich nur wegen meiner Schwangerschaft heiratest.«
»Und ich bin aus einem ebenso einfachen Grund hier – um deine Hochzeit mit George Baldwin zu verhindern.«
»Würdest du es auch versuchen, wenn es dieses Baby nicht gäbe?« Als er ihr die Antwort schuldig blieb, haßte sie ihn. »Tut mir leid, daß du so weit geritten bist – ganz umsonst.«
»Offenbar hast du mich mißverstanden. Du begleitest mich nach Goldiehouse.«
»Das wird Redmond nicht erlauben.«
Voller Genugtuung stellte er fest, daß sie George Baldwin nicht erwähnte. »Warum fragen wir ihn nicht?« schlug er vor, packte ihren Arm und zog sie in den Sonnenschein hinaus.
Zwei Kommandanten, die einander vorsichtig musterten, und eine atemlose, verwirrte Braut standen sich gegenüber. »Ich bringe sie nach Goldiehouse, Redmond«, erklärte Johnnie. »Haben Sie was dagegen? In diesem Fall müßten meine dreihundert Männer eingreifen.«
»Aber ich will nicht mit dir kommen!« rief Elizabeth.
Verwundert hob Redmond die Brauen. »Haben Sie Ihre Engelszunge verloren, Ravensby?«
Johnnie zuckte nur die Achseln, so wütend und unsicher wie Elizabeth.
»Also gut, Ravensby«, fuhr Redmond fort, »ich gebe Ihnen zwei Wochen Zeit. Wenn es Ihnen bis dahin nicht gelungen ist, die Lady umzustimmen, hole ich sie.«
»Judas!« herrschte sie ihren Hauptmann an. »Was ist das eigentlich? Ein Spiel unter Männern, bei dem ich nur eine Schachfigur bin?«
»Ein Versuch«, erwidert Redmond und schaute Johnnie eindringlich an. »In zwei Wochen können Sie George Baldwin immer noch heiraten, Lady Graham – wenn Sie es wünschen. Ich gebe ihm Bescheid.«
»Und ich habe nichts zu sagen?«
»Fassen Sie Ihren Entschluß in zwei Wochen.«
»Zum Teufel mit Ihnen, Redmond! Seit wann sind Sie mein Vormund?«
Seit ich Sie heute morgen weinen sah, ehe Sie nach Hexham ritten, wollte er antworten. Doch es widerstrebte ihm, Ravensby einen zusätzlichen Vorteil zu verschaffen. Und so entschuldigte er sich höflich. »In vierzehn Tagen können Sie mich entlassen, Mylady«, fügte er leise hinzu, verneigte sich und hob sie auf ihre kleine Stute.
Dreihundert Kerls und eine Lady traten den weiten Weg nach Goldiehouse an.
Aus Rücksicht auf Elizabeths Zustand ritten sie langsam. Ein paarmal hielten sie an, damit sie sich in Gasthöfen ausruhen und stärken konnte. Johnnie begleitete sie nicht in die Wirtshäuser, immer noch zu aufgewühlt, um freundliche Konversation mit ihr zu machen. Und so überließ er sie Munros, Adams und Kinmonts Obhut, während er draußen wartete.
Kurz nach zehn Uhr abends erreichten sie Goldiehouse.
Hinter allen Fenstern brannte helles Licht, Fackeln beleuchteten die Zufahrt. In Jedburgh hatte Johnnie einen Boten vorausgeschickt, und der Haushalt war auf die Ankunft des Trupps vorbereitet.
Würde ich nicht gegen meinen Willen hierhergebracht, wäre ich glücklich, dachte Elizabeth. Hätte Johnnie mich geholt, weil er mich liebt, würde ich nur zu gern in sein Haus zurückkehren. Aber dieser arrogante Kerl wollte nur verhindern, daß sein Kind bei einem anderen Vater aufwächst … So entschlossen hatte sie gekämpft, um sich ein Leben außerhalb männlicher Kontrolle aufzubauen. Und jetzt war sie mehr oder weniger Johnnie Carres Eigentum.
Bitterkeit erfüllte ihr Herz, obwohl alle Dienstboten sie mit offenen Armen aufnahmen. Mrs. Reid umarmte sie wie eine verlorene Tochter, und Dankeil Willie verbeugte sich ehrerbietig. »Eure Ladyschaft, es ist uns allen eine große Freude, Sie wiederzusehen.«
Im vertrauten Turmzimmer wurde sie von Helen erwartet, die ihr fürsorglich ins Bett half. Nach der schlaflosen letzten Nacht schlummerte sie ein, noch bevor die Zofe die Perlmuttknöpfe des Nachthemds geschlossen hatte.
»Oh, die arme Lady!«
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