Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flehende Leidenschaft

Flehende Leidenschaft

Titel: Flehende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
Vom Netzwerk:
treiben?« Sie saß am Tisch, ein aufgeschlagenes Buch vor sich und schlang die Finger ineinander. »Nachdem ich bereits eine aufgezwungene Ehe hinter mir habe, lege ich keinen Wert auf eine zweite.«
    »Soll ich auf die Knie fallen und untertänigst um deine Hand bitten? In dieser Hinsicht war mir George Baldwin zweifellos überlegen. Hast du seinen Antrag deshalb angenommen?«
    »Unsinn! Ich brauchte ihn, weil er mich vor den Grahams schützen sollte. Ist das so verwerflich? Du kennst die Grahams nicht. Also mach mir bitte keine Vorwürfe. Die Zukunft meines Kindes bedeutet mir sehr viel.«
    »Mir auch.« Seufzend verdrehte er die Augen. »Hör mal, ich weiß nicht genau, was das Wort ›Liebe‹ heißt. Aber wenn ich dich vermisse und begehre, obwohl ich mir nichts aus einer Engländerin machen dürfte, die noch dazu die Tochter meines gottverdammten Feindes ist – dann müßte dieses elende Gefühl Liebe sein.«
    »Dieses charmante Geständnis bestärkt mich nur in meinem Entschluß, deinen Antrag abzulehnen. Wie sollen wir denn Zusammenleben, wenn wir einander hassen?«
    »Wirklich, ich weiß nicht, warum ich mit dir streite. Am besten hole ich meinen Pfarrer, und wir bringen’s hinter uns.«
    »Und wenn ich vor dem versammelten Haushalt ›nein‹ schreie?«
    »Das wirst du nicht tun.«
    »Und warum nicht?«
    Plötzlich grinste er. »Heute abend komme ich zurück. Dann erkläre ich’s dir. Zieh was Hübsches an. Du willst mir doch gefallen, oder?«

18
    Sie versuchte zu lesen, ging mit Helen spazieren, verbrachte den Nachmittag bei Mrs. Reid in der Küche und ließ sich Geschichten über Johnnies Kindheit erzählen, was ihre innere Unruhe noch schürte.
    Am Abend gab sich die Zofe besondere Mühe mit der Toilette ihrer Herrin, arrangierte mehrmals die Falten des weiten Rocks, zupfte das spitzenbesetzte Brusttuch zurecht. Dann flocht sie ihr goldene Bänder ins Haar, passend zum neuen, kunstvoll bestickten Seidenkleid, und besprühte sie mit Rosenparfüm.
    Als Elizabeth gegen dieses übertriebene Getue protestierte, lächelte Helen nachsichtig. »Das Baby macht Sie nervös, nicht wahr, Mylady? Gleich bin ich fertig. Heute abend wollen Sie doch besonders gut aussehen – für ihn.«
    »Warum sollte ich das wünschen?« erwiderte Elizabeth ärgerlich. »Ich kann mir nicht vorstellen, was dieser Abend von anderen unterscheidet.« Statt zu antworten, wich das Mädchen ihrem Blick aus. »Helen! Sie wissen irgendwas.«
    »O nein, Mylady, gar nichts …«, beteuerte die Zofe, und ihre zitternde Stimme verriet die Lüge.
    Es war sinnlos, das arme Mädchen zu quälen, das man offensichtlich zum Schweigen verpflichtet hatte. Wenigstens bin ich vorgewarnt, dachte Elizabeth, was immer Johnnie auch im Schilde führen mag.
    Liebevoll hatte die Zofe den Tisch gedeckt und mit Treibhausrosen geschmückt. Aber ihre Herrin brachte kaum einen Bissen hinunter. Als es an der Tür klopfte, zuckte sie erschrocken zusammen.
    Johnnie trat ein, wie immer unaufgefordert. »Danke, Helen, du kannst gehen«, sagte er, lächelte Elizabeth an und nahm ihr gegenüber Platz. Er trug eine schwarze Samtjacke, an den Ärmeln und über der Brust geschlitzt, so daß das feine weiße Hemd mit den Spitzenrüschen zu sehen war. Am Jabot funkelte ein spektakulärer Diamant. Die enge Hose war schwarzgrau kariert, die Schuhe aus besticktem roten Saffianleder paßten zu den rotseidenen Strumpfbändern unterhalb der Knie. Um das elegante Ensemble zu vollenden, hielt ein pfauenblaues Band das glänzende schwarze Haar im Nacken zusammen. »Wirklich, ich muß Madame Lamieur ein Kompliment machen.« Sanfter Kerzenschein betonte seine hohen Wangenknochen. »In diesem Kleid siehst du bezaubernd aus.« Goldene Stickerei schmückte die kostbare Robe aus grüner und violetter Seide.
    »Vielleicht sollte ich dir danken, weil du soviel Geld für mich ausgibst. Aber ich brauche diesen Luxus nicht.«
    »Gönn mir doch das Vergnügen, Liebling. Und denk an die vielen Näherinnen. Diesen armen Frauen verschaffst du immerhin eine gutbezahlte Arbeit.«
    »Nun, dann danke ich dir im Namen der Näherinnen.« Endlich hatte er ihr ein Lächeln entlockt. Seine heitere Stimmung wirkte ansteckend.
    »Übrigens, ich habe dir was mitgebracht.« Er beugte sich über den Tisch und reichte ihr ein samtenes Etui.
    Nachdem sie den Deckel geöffnet hatte, betrachtete sie entzückt einen Gemmenring aus violetter Jade, der die Fassade ihres neuen Hauses in Three Kings zeigte. »Oh, wie

Weitere Kostenlose Bücher