Flehende Leidenschaft
mir ein Dorn im Auge«, stieß Godfrey hervor, »ebenso wie früher sein Vater. Und es wäre mir eine wahre Freude, ihn um sein Hab und Gut zu bringen.«
»Wie viele Ländereien und Schiffe besitzt er?« fragte Queensberry sanft.
»Etwa ein Dutzend Landgüter, im Tiefland verstreut, und vierzehn Schiffe. Gerade werden zwei neue in Holland gebaut.«
»Also haben Sie Nachforschungen angestellt. Vielleicht sollte man einen Teil des Vermögens nicht angeben …« Vielsagend hob der Herzog die Brauen.
»Dann müßten wir nicht soviel mit anderen teilen …«
»Hoffentlich gar nichts«, erwiderte Queensberry lächelnd. »Und das erinnert mich an die heftigen Ressentiments gegen Schottland, die unsere Politik derzeit beherrschen. Haversham sprach sich im Oberhaus entschieden gegen den Erlaß des Sicherheitsgesetzes aus, mit dem das schottische Parlament die Unabhängigkeit erreichen will. Und wir sollten diese haßerfüllte Stimmung für unsere Zwecke nutzen. Zudem hat der Laird von Ravensby Verwandte und Geschäftsverbindungen in Frankreich, womöglich sogar Kontakte zum Hof von Saint Germain. Also brauchen wir nur ein oder zwei Briefe mit entsprechenden Unterschriften. Können Sie die beschaffen?«
»Das wird einige Zeit dauern. Nachdem Simon Fraser letztes Jahr versagt hat, muß man sich sehr genau überlegen, welche Schreiber man engagiert.«
»Nun, ich kenne jemanden auf dem Kontinent, der sich vielleicht für diesen Auftrag eignen würde. In der Zwischenzeit verklagen wir Ravensby wegen Vergewaltigung. Immerhin steht es zweifelsfrei fest, daß er Ihre Tochter entführt hat. Was die Jakobiter-Verbindungen betrifft, können wir das Beweismaterial in aller Ruhe Zusammentragen. Da er im schottischen Parlament viele Freunde hat, dürfte es schwierig werden, ihn wegen Hochverrats vor Gericht zu bringen.«
»Nicht einmal seine Freunde können ihn vor der Vergewaltigungsklage retten. Immerhin ist der Mann ein berüchtigter Hurenbock.«
»Wie zweckmäßig, daß er sich in Ihre Tochter verliebt hat …«
«Mit romantischen Gefühlen hat das nichts zu tun«, fauchte Godfrey. »Dieser Schurke amüsiert sich, wo immer er eine Gelegenheit findet.«
»Und Ihre Tochter? Wird sie die Anklageschrift unterzeichnen?«
Nachdenklich runzelte Godfrey die Stirn, dann nickte er. »Oh, dafür werde ich schon sorgen.«
Im November tagten das Londoner Ober-und Unterhaus, in wütender Stimmung. Beide liefen Sturm gegen das Sicherheitsgesetz, das als Beleidigung und Bedrohung empfunden wurde. In der verstärkten Aufrüstung schottischer Milizen sah man einen Beweis für feindselige Intentionen.
Als das Oberhaus am 20. November ein letztes Mal zusammentrat, erschien ein vielköpfiges Publikum, um Havershams flammende Rede zu hören.
Am 7. Dezember bildeten die Lords ein Komitee und diskutierten über die Maßnahmen, die man ergreifen könnte, um die Schotten an die Kandare zu nehmen. Man entschloß sich zu einer Vergeltungspolitik, denn man glaubte, dies würde die Regelung der Thronfolge beschleunigen – das wichtigste Problem, die Sicherheit Englands, solange in Frankreich der Kronprätendent lauerte.
Einstimmig wurde der Vorschlag von Lord Halifax gebilligt, alle Schotten – außer jenen, die in England, Irland oder in den Kolonien wohnten beziehungsweise in der Army und der Navy dienten, sollten für Ausländer erklärt werden, bis eine Union zustande käme oder die Frage der Thronfolge geklärt wäre.
Die Lords ermächtigten die Hochkommissare der Admiralität, eine Flotte auszurüsten, um alle schottischen Schiffe zu kapern, die mit Englands Feinden Handel trieben. Und sie drängten die Königin, die Verteidigungsbastionen an der Grenze zu verstärken.
Auf diese Weise sollte das schottische Unabhängigkeitsstreben vereitelt werden. Sobald die Neuigkeiten den Norden erreichten, rebellierte das wütende Schottland gegen die englische Tyrannei.
Mittlerweile schmiedeten die Grahams in Redesdale, die nichts von Harold Godfreys Machenschaften wußten, ihre eigenen Pläne, um sich Elisabeths Erbe anzueignen. Nach der Rückkehr aus Hexham trommelten sie ihre Richter zusammen, die Elizabeth der Hexerei und des Mordes an Hotchane anklagen sollten. Zeugen mußten bestochen, die nötigen Dokumente abgefaßt werden.
Nach der Hochzeit reisten die Ravensbys zwischen Goldiehouse und Three Kings hin und her, um die beiden Bauprojekte zu überwachen. Mit jedem Tag wuchs ihre Liebe, und das Glück ihrer Zweisamkeit war vollkommen.
Gegen
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