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Flehende Leidenschaft

Flehende Leidenschaft

Titel: Flehende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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eiserne Rammbock das Tor aufbrach. Trommeln wirbelten und riefen die Grahams zu den Waffen. Gefolgt von seinen Männern, rannte Johnnie ins Haus. Mit klirrenden Waffen fochten sie sich einen Weg die Treppe hinauf. Hier war ihre Überzahl kein Vorteil, denn die Verteidiger kannten jeden Winkel.
    Aber Johnnie kämpfte sich beharrlich immer weiter vor, und die Carres mußten ein Dutzend Türen aufbrechen, ehe sie endlich die inneren Räume erreichten, wo die Grahams mit ihren Familien wohnten. In der großen Halle fanden sie nur verängstigte Frauen und Kinder.
    Inzwischen waren die Graham-Brüder mit dem Großteil ihrer Gefolgsleute durch unterirdische Gänge ins Sumpfgebiet geflohen, das sich nördlich vom Schloß erstreckte. Seit Jahrhunderten war das Quene Moss eine Zufluchtsstätte, nur den Grahams bekannt. Einer Legende zur Folge war der Morast so dickflüssig, daß zwei aneinandergebundene Speere nicht zum Grund hinabsinken würden. Hier fürchteten die Grahams weder schottische noch englische Mächte.
    Johnnie ließ ein paar Wachtposten bei den Frauen und Kindern zurück. Immer wieder mußte er über Leichen hinwegsteigen, als er seine Männer durch die langen Korridore zur Nordmauer führte. Dort lauerte ein Teil seines Heers in einem Hinterhalt, um den Grahams den Fluchtweg zum Sumpf abzuschneiden. Im ersten schwachen Morgenlicht trat der Laird mit seiner Truppe ins Freie. Der Schatten hoher Kiefern und kahler Buchen fiel auf gefangene, tote und verwundete Grahams.
    »Vier Brüder sind gefallen, Johnnie«, meldete Adam.
    »Und der fünfte?«
    »Leider haben wir Matthew verpaßt. Er ist in Carlisle, wenn man seinem Hauptmann glauben darf.«
    »Oh, verdammt!« fluchte Johnnie wütend.
    »Was hier geschehen ist, müßte ihn veranlassen, noch einmal über seine Anklage gegen dich nachzudenken.«
    »Vielleicht, aber ich will sichergehen.« Im Bestreben, seine Frau zu schützen, war er gnadenlos. In einem Zeitalter, wo Aristokraten gefoltert, gehängt, enthauptet und gevierteilt wurden, weil sie den falschen Monarchen unterstützten oder unliebsame politische Gesinnungen vertraten, wo das Leben der Armen nur geringen Wert hatte, abgesehen von ihrer Arbeitskraft, wo Loyalität unverhohlen gekauft oder verkauft werden konnte, wo der persönliche Schutz von ausreichenden Streitkräften abhing, konnte es nicht verwundern, daß er alle Graham-Brüder zur Hölle schicken wollte. »Wir müssen ihn finden.«
    »Jetzt?«
    Er schüttelte den Kopf. Mit ausdruckslosen Augen betrachtete er die Toten und Verwundeten. »Ich habe Elizabeth versprochen, in zwei Tagen nach Goldiehouse zurückzukehren. Aber ein kleiner Trupp soll sofort nach Carlisle reiten. Wenn Matthew Graham hört, was hier geschehen ist, wird er auf der Hut sein und um Schutz bitten.«
    Bald saßen die Carres auf ihren Pferden, die Verwundeten waren versorgt worden. Glücklicherweise hatte kein einziger Ravensby-Gefolgsmann den Tod gefunden. Nachdem die Anführer der Grahams geflohen waren, hatten ihre Leute kaum Widerstand geleistet. In Carter Bar trennte sich das große Heer, um auf verschiedenen Wegen nach Ravensby zu galoppieren. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit traf Johnnie in Goldiehouse ein. Er wusch sich im Stall, ließ seine Jacke und das Schwert zurück, damit beides von Blutflecken gereinigt werden konnte. Im Haus wurde er von Munro begrüßt, den Kinmont bereits auf die Ankunft des Lairds vorbereitet hatte.
    »Mrs. Reid soll mir in einer Stunde eine Mahlzeit nach oben schicken«, trug er Dankeil Willie auf. »Vorerst soll Lady Elizabeth nicht gestört werden. Ich sehe später selber nach ihr.« Dann führte er Munro in sein Arbeitszimmer und schloß die Tür. »Wenn du Einzelheiten hören willst, mußt du dich bis morgen gedulden. Elizabeth erwartet mich, aber ich wollte dir nur noch danken, weil du hier geblieben bist und für sie gesorgt hast. Wie geht es ihr?«
    »Jetzt, wo du wieder hier bist, wird sie aufblühen. Du solltest deinen Arm verbinden.«
    »Nur ein kleiner Kratzer.« Johnnie warf einen kurzen Blick auf seinen zerschnittenen rechten Hemdsärmel. »Sobald die Graham-Brüder geflüchtet waren, stießen wir nur mehr auf geringe Gegenwehr. Aber Matthew lebt. Eine gottverdammte Schande!«
    »Ja, Kinmont hat mir erzählt, der Mann sei in Carlisle.«
    »Oder bereits auf dem Rückweg zum Redesdale Forest. Allerdings glaube ich eher, er wird in Carlisle bleiben, da es zu den englischen Garnisonen gehört. Einer meiner Trupps fahndet bereits nach

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