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Flehende Leidenschaft

Flehende Leidenschaft

Titel: Flehende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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erörterten sie, wie dreißig Mann möglichst unauffällig dreißig Meilen zurücklegen konnten, wie sie die Sturmleitern, die schweren Brecheisen und Äxte transportieren sollten, die sie für den Angriff brauchten. Außerdem benötigten sie Proviant für sich selbst und die Pferde, Waffen und Munition.
    »Morgen schicken wir Späher aus, um die Verteidigungsanlagen der Grahams zu erkunden«, entschied Johnnie. »Aber wie auch immer – wir werden in die Festung eindringen. Diese Bastarde dürfen Elizabeth nicht vor Gericht bringen.«
    »Was für elende Feiglinge! Eine Frau zu attackieren!«
    »Oh, wir werden ihnen schon noch Manieren beibringen«, erwiderte der Laird von Ravensby.
    Johnnie erklärte Elizabeth, er müsse einige Tage in Jedburgh verbringen und einem Vetter in Verwaltungsangelegenheiten helfen.
    Beim Abschied küßte er sie, dann trat er einen Schritt zurück, um sich ihr Bild einzuprägen. Sie trug ein karmesinrotes, weitgeschnittenes Kleid. Das lange blonde Haar war im Nacken zu einem Knoten geschlungen, und um ihre Schultern lag ein bestickter Schal, der sie vor der Kälte des Januars schützte.
    »Zum erstenmal seit unserer Hochzeit müssen wir uns trennen. Oh, ich werde dich ganz schrecklich vermissen …« Tränen schimmerten in ihren Augen. »Warum kann ich dich nicht begleiten?«
    »Liebling, du weißt doch, daß du nicht reiten darfst. Denk an das Baby. Wenn irgend etwas passiert …«
    »Und wenn ich dir in einem Wagen folge? Ich würde dem Kutscher sagen, er muß ganz langsam und vorsichtig fahren …«
    Aber Johnnie schüttelte den Kopf und ergriff ihre Hände. »Die Straßenfurchen sind festgefroren. Auch wenn du langsam fährst – du würdest gnadenlos hin und her geschüttelt. In zwei Tagen bin ich wieder da. Spätestens in drei. Und ich schicke dir jeden Tag einen Brief.«
    »Verzeih, daß ich mich so an dich klammere … Die Schwangerschaft macht mich wohl ein bißchen sentimental. Du wirst doch gut auf dich aufpassen?«
    »Natürlich. Welche Gefahr sollte mir in Jedburgh schon drohen? Jetzt gib mir noch einen letzten Kuß, denn geh wieder hinein. Hier draußen könntest du dich erkälten.«
    Auf der Zufahrt wartete ein Dutzend schweigender, schwerbewaffneter Reiter, offenbar die Garde, die ihn nach Jedburgh begleiten sollte.
    »Halt mich fest!« flüsterte Elizabeth.
    Zärtlich nahm er sie in die Arme. »Du bist mein Leben«, beteuerte er und atmete ihren süßen Duft ein, der ihn an Rosenblüten erinnerte.
    »O Johnnie … Nur zwei Tage? Versprichst du mir das?«
    »Ja, ich gebe dir mein Ehrenwort.«
    »Ohne dich werde ich nicht schlafen können.«
    »Ich auch nicht. Und ich werde die Stunden bis zu unserem Wiedersehen zählen. Gib gut acht auf unser Baby.« Zärtlich küßte er ihr die Tränen von den Wangen, dann riß er sich los und eilte zu seinen Männern. Er schwang sich in den Sattel, winkte ihr noch einmal zu, und der Trupp ritt davon. Am Ende der langen Zufahrt zügelte er sein Pferd und blickte zu der kleinen Gestalt zurück, die vor dem Eingang von Goldiehouse stand.
    »Mit Gottes Wille komme ich bald zurück«, flüsterte er.
    An diesem Abend versammelte sich das Carre-Heer in Carter Bar, und er schrieb einen Brief an Elizabeth, so wie er es versprochen hatte. »Es gibt viel zu tun, und im Augenblick kann ich Dir nur versichern, daß ich Dich über alles liebe. Bald werde ich Dich wieder in meinen Armen halten. Der Gedanke an Dich beherrscht mein Herz Tag und Nacht. In Liebe, Johnnie.«
    Nachdem er den Brief einem Boten übergeben hatte, ritten die Carres durch die Nacht, zum Redesdale Forest. Zwei Stunden vor Tagesanbruch erreichten sie die Festung Graham, umzingelten sie, legten Sturmleitern an die grauen Steinmauern, direkt unterhalb der Zinnen, wo die Wachtposten patrouillierten, die das große Heer der Angreifer nicht bemerkten. Ein kleiner Trupp war zurückgeblieben, um die Straße zwischen dem Schloß und dem Heimweg zu bewachen und den Rückzug zu sichern.
    Im Morgennebel setzte Johnnie seinen gestiefelten Fuß auf die erste Leitersprosse und hob eine Hand. Tausend Mann setzten sich in Bewegung. Lautlos kletterten sie an den Mauern hoch, Schwerter und Dolche in den Händen. Die Kehlen der Wächter wurden durchschnitten. Im Schloß herrschte tiefe Stille. Nur im Hof liefen rastlose Hunde umher, die das Blut rochen. Aber die Angreifer warfen frisches Rindfleisch hinab, und die Tiere waren sofort besänftigt.
    In der Festung wurde erst Alarm geschlagen, als der

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