Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flehende Leidenschaft

Flehende Leidenschaft

Titel: Flehende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
Vom Netzwerk:
unverhohlene Bitterkeit mit. Da sie selber völlig mittellos war, mußte sie wohl oder übel auf eine zweite Ehe verzichten.
    »Johnnie ist der erste Mann, der mich verlassen hat«, seufzte Roxane.
    »Dann verstehe ich nicht, warum Sie sich für Lady Carre interessieren.« »Nun, das Unglück meiner siegreichen Rivalin erfreut mich.« Lächelnd nippte Roxane an ihrem Wein. »Da fällt mir ein – neulich entschied sich der Earl von Eglinton für Callanders jüngste Tochter. Welch ein Jammer, wo er Ihnen doch im letzten Monat soviel Aufmerksamkeit widmete!«
    »Sie hat blonde Ringellöckchen und einen Großvater, dem sie eine Mitgift von zwanzigtausend Pfund verdankt«, entgegnete Christiane bissig. »Natürlich gab das für Andrew den Ausschlag.«
    »Ja, viele Männer bevorzugen Blondinen.«
    »Allerdings – Johnnie Carres Gattin ist weizenblond«, zischte Christiane, als würde diese Haarfarbe alle anderen Frauen beleidigen.
    »Hat sie auch Ringellöckchen, wie Callanders Tochter?« fragte Roxane und musterte die geröteten Wangen ihrer Gastgeberin.
    »Nein – lange, glänzende Wellen.«
    »Steckt sie ihr Haar nicht hoch?«
    Mit schmalen Augen musterte Christiane die schöne, rothaarige Gräfin. »Kann ich Ihnen trauen?«
    »Selbstverständlich«, versicherte Roxane prompt.
    »Möchten Sie Lady Carre sehen?«
    Nachdem Roxane zwei Stunden lang um ein solches Angebot gebetet und die banale Konversation nur mühsam ertragen hatte, fiel es ihr nicht leicht, ihren Triumph zu verbergen. »Nur aus reiner Neugier«, murmelte sie beiläufig und spielte mit dem Stiel ihres Glases. »Immerhin ist sie die Frau, die mir Johnnie entrissen hat.«
    »Aber Sie dürfen es niemandem erzählen.«
    »Kein Sterbenswörtchen wird über meine Lippen kommen.«
    »Gut, dann begleiten Sie mich.« Etwas unsicher erhob sich Christiane aus ihrem Sessel. Im Gegensatz zu der hochgewachsenen, vollbusigen Roxane vertrug die kleine, zierliche Frau keinen Alkohol.
    Roxane ließ ihre perlenbestickte Handtasche auf dem Sofa liegen und folgte der Gastgeberin zu einer schmalen Treppe, die nach oben führte. Als Christiane den Schlüssel im Schloß herumgedreht und die Tür des Gefängnisses geöffnet hatte, blickte Elizabeth verwundert von ihrem Buch auf. Für das Abendessen war es noch zu früh.
    »Ich habe eine Besucherin mitgebracht«, erklärte die Wärterin, wobei sie ein wenig lallte, und das entging Elizabeth nicht.
    Hinter Queensberrys Nichte tauchte eine rothaarige Frau auf, die warnend einen Finger an die Lippen legte, und Elizabeth erhob sich.
    »Nun, was halten Sie von Ihrer Rivalin, Roxane?« fragte Christiane höhnisch.
    »Tatsächlich – weizenblond«, erwiderte Roxane lächelnd. »In diesem Jahr muß eine blonde Pest ausgebrochen sein.«
    »Ja, verdammt ärgerlich«, meinte Christiane und verzog die Lippen. »Jetzt können Sie sich in aller Ruhe an Lady Carres Mißgeschick weiden.«
    »Vielen Dank für Ihr Verständnis, meine Liebe.« Roxane tätschelte den Arm ihrer Gastgeberin und ging zu dem kleinen Tisch, hinter dem Elizabeth stand. »Oh, ich mußte einfach mit eigenen Augen feststellen, wie Johnnie Carres Frau aussieht.«
    Die spöttische Stimme paßte ganz und gar nicht zu ihrem freundlichen Blick.
    »Dann nutzen Sie die Gelegenheit.« Elizabeth wußte nicht recht, was sie von dieser Lady halten sollte.
    »Früher hat Johnnie mir gehört«, fuhr die elegant gekleidete Frau in etwas schärferem Ton fort.
    Roxane. Jetzt erinnerte sich Elizabeth. Während ihres ersten Aufenthalts in Goldiehouse hatten die Dienstboten von der Geliebten des Lairds gesprochen, einer rothaarigen Schönheit, die in Edinburgh lebte. Und nun standen sie sich gegenüber.
    »Tut mir leid«, sagte Elizabeth, aber es klang nicht wie eine Entschuldigung.
    »Als er mich verließ, wußte ich nichts von Ihrem Zustand«, erklärte Roxane kühl, und ihr Blick wanderte zu Elizabeths gewölbtem Bauch hinab.
    »Ich muß nicht mit Ihnen reden. Allerdings kann ich Ihnen nicht verbieten, mich so anzustarren.«
    »Da sehen Sie, wie arrogant sie ist!« rief Christiane und trat näher. »Erzählen Sie ihr doch mal, wie lange Ravensby Ihr Liebhaber war!«
    »Da habe ich noch eine viel bessere Idee, Chrissie. Ich will’s dir zeigen. In meiner Handtasche, die auf dem Sofa liegt, stecken ein paar Liebesbriefe von Johnnie. Wären Sie so freundlich, mein Täschchen zu holen?« Nur zu gut wußte sie, daß Christiane Dunbar dem Reiz einer solchen Szene nicht widerstehen

Weitere Kostenlose Bücher