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Flehende Leidenschaft

Flehende Leidenschaft

Titel: Flehende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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zusammenreißen.
    Glücklicherweise befand sich der Großteil ihres Geldes immer noch in Three Kings, von Redmond bewacht. Wenn Harold Godfrey auch plante, das Ravensby-Vermögen in seinen Besitz zu bringen? Als sie sich im Gasthaus erboten hatte, Johnnie freizukaufen, war ihr das kurze Zögern des Vaters nicht entgangen.
    Sie erhob sich, sank auf den gepolsterten Sitz und wischte den Schmutz von ihrem Cape. Mit allen Fingern strich sie durch ihr zerzaustes Haar, dann zog sie einen Stiefel aus und hämmerte damit gegen das Wagendach, direkt unterhalb des Kutschbocks. Sie hörte, wie der Mann nervös nach ihrem Vater rief, und öffnete das Fenster. Obwohl ihr ein kalter, beißender Wind ins Gesicht wehte, beugte sie sich hinaus. Wenig später ritt Harold Godfrey an ihre Seite.
    »Ich möchte dir einen Vorschlag machen«, begann sie.
    »Spar dir die Mühe, er wird nicht freigelassen.«
    »Aber ich will dich nicht um seine Freiheit bitten, nur um ärztliche Hilfe, die er dringend braucht. Dafür würde ich dich gut bezahlen. Wenn du zu mir in den Wagen steigst, können wir die Bedingungen aushandeln. Ich bin bereit, dich großzügig zu entlohnen. Sicher weißt du, daß Queensberry viel mehr einheimsen wird, als ihm zusteht. Deshalb solltest du dich an mir schadlos halten und mein Geld nehmen.«
    »Also gut, besprechen wir die Einzelheiten.« Er bedeutete dem Fahrer, anzuhalten, übergab sein Pferd einem Reitknecht und setzte sich zu ihr in die Kutsche.
    »Falls Johnnie nicht verarztet wird, dürfte er die Reise nach Edinburgh wohl kaum überleben.«
    Angesichts seiner eisigen Miene konnte sie ihren Haß nur mühsam verbergen. »Und sogar dir sollte es schwerfallen, eine Leiche verurteilen zu lassen, trotz deiner bestochenen Geschworenen. Jedenfalls beabsichtige ich nicht, dir mit einer falschen Zeugenaussage zu helfen, wenn Johnnie stirbt. Dann hätte ich keinen Grund mehr, dein Wohlwollen zu erkaufen. Außerdem würde man dich für den Mörder deines Schwiegersohnes halten, was dir den erbitterten Zorn der Öffentlichkeit zuziehen müßte. Genauso erbost wird man Queensberry anprangern. Ein Jahr lang hat er sich nicht mehr nach Schottland gewagt, weil er weiß, wie abgrundtief die Bevölkerung ihn haßt. Hingegen ist Ravensby in Edinburgh sehr beliebt. Während der Parlamentssitzung hat man ihm auf den Straßen zugejubelt. Deshalb wäre es durchaus möglich, daß man den Herzog und auch dich umbringen wird, bevor die Gerichtsverhandlung beginnt.«
    Weil sie ihn gut genug kannte, ließ sie ihn nicht zu Wort kommen, als er den Mund öffnete. »Mein Baby wird erst in zwei Monaten geboren«, behauptete sie und mogelte ein paar Wochen dazu. »Also kannst du mich nicht zu einer falschen Zeugenaussage zwingen, indem du das Leben meines Kindes bedrohst. Wenn du nach Johnnies Tod zwei Monate lang auf die Niederkunft wartest, wird Robbie inzwischen sein Erbe antreten und dich mit Hilfe seiner einflußreichen Verwandten bekämpfen. Überleg doch, wie ihr dann dastehen würdet, du und Queensberry? Was wollt ihr denn gegen einen Verstorbenen ausrichten, den ihr der Vergewaltigung bezichtigt?«
    »Und des Hochverrats.«
    »Dann solltest du einen lebenden Schwiegersohn, den du anprangern kannst, erst recht vorziehen. Noch etwas wäre zu bedenken. Robbie interessiert sich nicht für Politik. Sicher würde die Öffentlichkeit einen achtzehnjährigen Laird unterstützen, der seines Erbes beraubt werden soll, obwohl er keine politischen Feinde hat. Von dir natürlich abgesehen«, fügte sie lächelnd hinzu.
    »Wieviel?« fragte ihr Vater ohne Umschweife.
    »Innerhalb der nächsten Stunde muß Johnnie von einem Arzt behandelt werden. Wenn du’s hinauszögerst, senke ich den Preis. Und falls er stirbt, bekommst du gar nichts. Solltest du ihn gut versorgen lassen, bezahle ich dich mit Goldstücken. Schick einen Boten nach Three Kings, mit einer Nachricht an Redmond, die ich entsprechend formulieren werde. Wieviel verlangst du?«
    »Zwanzigtausend Guineen.«
    »Fünftausend.«
    »Fünfzehn.«
    »Acht.«
    »Zwölf.«
    »Zwölf – wenn uns der Arzt bis nach Edinburgh begleitet.«
    »Abgemacht. In zehn Minuten erreichen wir Berwick. Dort engagiere ich einen Doktor.«
    »Habe ich erwähnt, daß Redmond dich zur Rechenschaft ziehen wird, wenn Johnnie den Tod findet?«
    »Wie sollte dein wackerer Hauptmann davon erfahren?«
    »Ein Mann in Ravensbys Position stirb nicht unbemerkt, Vater. Übrigens, Redmond ist ein Fachmann. Er weiß sehr gut, wie

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