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Fleisch ist mein Gemüse

Fleisch ist mein Gemüse

Titel: Fleisch ist mein Gemüse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Strunk
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sich zusammen.
Herr Schlüter holt mit aller Kraft aus und streckt mich mit einem einzigen Faustschlag nieder
.
    Es kam natürlich ganz anders. Fips Asmussen zu mir: «Sag mal, warst du gerade beim Friseur?»
    «Äh, wieso, ja, so lange ist es noch nicht her.»
    Der große Fips Asmussen: «Den Prozess gewinnst du!»
    Ein Einstand nach Maß. Da hatte er die Lacher natürlich gleich auf seiner Seite. Na ja, dann entließ der Witzegott auch mich in die Gaststube. Gurki war immer noch auf 180.
    «Das war knapp. Jetzt kannst du nur noch beten, dass niemandem das auffällt. Aber so einfach kommst du diesmal nicht davon.»
    Ich hatte den Bogen eindeutig überspannt.
     
    Die Stimmung blieb in der nächsten Zeit merklich kühl, und die Zahl der Viermannjobs nahm deutlich zu.
    «Wie, nur zwei Jobs im Dezember? Letztes Jahr hatten wir doch sechs!»
    «Tja, Heinzer, die Leute haben nicht mehr so viel Geld. Du weißt doch, wo zuerst gespart wird: am Essen und an der Musik. Da nehmen die lieber nur vier.
Vor allen Dingen
, wenn sich herumspricht, dass der fünfte Mann keinen Bock hat und immer mit den letzten Pennerklamotten aufläuft.»
    Fertig machen wollte Gurki mich! Beim nächsten Bandabend ging meine Demontage weiter: Auf Vorschlag von Jens wurde beschlossen, die Fünfmannjobs zwischen Marek und mir aufzuteilen. Ich sollte die rustikalen Mucken machen und Marek die gediegenen. Das war der Anfang vom Ende.

Jens im Glück
    Um Jens war immer ein großes Geheimnis gewesen: das Pfeifen. Warum pfiff der Mann nur ununterbrochen? Lebensfreude? Harmlose Marotte? Zwangshandlung? In den Jahren zwischen zwanzig und dreißig hatte er sich unter enormen Druck gesetzt: Frau, Haus, Beruf, Mucke und was weiß ich noch. Mucken, mucken, mucken, sparen, sparen sparen, Frau suchen, suchen, suchen, und der Beruf war schließlich auch nicht ohne. Jens wurde zum Oberinspektor befördert, und er zutzelte sich im Kreisamt Lüneburg richtiggehend fest. Nie im Leben würde er sich aus diesem Paradies wieder vertreiben lassen! Das Kreisamt war das Größte.
    «Wo arbeitest du denn?»
    «Natürlich beim Kreis!»
    Das geheime Zeichen der Zugehörigkeit zum Kreisamt war, dass die Mitarbeiter mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis bildeten und sich dabei wissend zuzwinkerten. Von Karnickelzüchtern bis Satanisten haben schließlich alle ihre geheimen Erkennungsmerkmale, warum nicht auch die Mitarbeiter des Kreisamtes Lüneburg? Möglicherweise müssen sich die höherrangigen Mitarbeiter (Amtmann aufwärts) auch einen Kreis auf den Rücken oder die Oberarme tätowieren lassen. Das wäre dann natürlich schon nicht mehr so harmlos!
    Doch die Uhr tickte weiter. Geld fürs Haus war mittlerweile angespart, aber die passende Frau immer noch nicht in Sicht. Jens ließ sich jedoch durch nichts beirren. Als ich ihn kennenlernte, war er Anfang zwanzig und irgendwie schon erwachsen, so fest in seinem Koordinatensystem verankert, dass es für ihn nie eine wirkliche Irritation gegeben hatte. Drogenexperimente, Schlägereien, abenteuerliche Reisen in heiße Länder mit riesigen Insekten, in den Bus kacken oder schmutziger Sex in verdreckten Discotoiletten: Das war für ihn nicht drin! Beneidenswert. Nur die Daddelei in der Spielhalle hatte er sich gegönnt, aber mit der war ja schon lange Schluss. Auch im Winsener Dorfleben hatte er seinen Platz gefunden. In Tippgemeinschaft, Fußballverein und THW war er beliebt als ebenso zuverlässiges wie geselliges Mitglied. Fleiß, Ausdauer und der unerschütterliche Glaube an sich selbst wurden schließlich belohnt. Ein Jahr vor seinem dreißigsten Geburtstag lernte er Marion kennen. Wie er beim O (Kreis) beschäftigt, jedoch im mittleren Dienst. Das passte! Und Jens schaffte es sogar, noch vor seinem dreißigsten Geburtstag unter der Haube zu sein. Er hatte es sich ja so fest vorgenommen. Aber knapp wurde es! Nur wenige Wochen vor seinem Wiegenfest wurde in einem edlen Landgasthof in großem Stil geheiratet. Die Hochzeitsfeier fiel in den heißen Teil der Bauphase. Als fast genau neun Monate später der kleine Sebastian zur Welt kam, lebte das Ehepaar schon längst in den eigenen vier Wänden. Der Stammhalter entwickelte sich genau so, wie der Vater es sich gewünscht hatte. Jens wurde unaufhaltsam dicker und nahm, vielleicht auch durch die blonden Haare und den nahezu unsichtbaren Schnauzbart, der an die Fühler einer Biene erinnerte, etwas sympathisch Insektenhaftes an. Ein liebes Honigbienchen, das emsig Nektar sammelt.

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