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Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)

Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)

Titel: Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dersch
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ließ seine geschundene Seele baumeln. Er tauchte darin ein, wie in einen endlos weiten See aus Honig.
    Doch es dauerte nicht lange, bis die Realität wieder an die Pforten seines Verstandes klopfte. Mit knochigen Fingern und ohne jede Rücksicht erinnerte sie ihn daran, dass sie noch immer nicht in Sicherheit waren.
    Die Sonne geht bald unter …
    Sofort riss Andy die Augen auf und pa ckte seine Mutter am Handgelenk. Dann zerrte er sie in Richtung des Ausgangs.
    „Los, Mom“, schrie er, „wir müssen von hier verschwinden. Es wird bald dunkel.“
    Währenddessen überschlugen sich die Gedanken in seinem Kopf. Unaufhörlich suchten sie nach einer Möglichkeit, um heil aus der Sache zu kommen.
    Zunächst, dachte Andy, mussten sie einen neuen Unterschlupf finden und die kommende Nacht dort verbringen. Denn inzwischen war die Sonne beinahe schon hinter den Hügeln versunken und daher war es bereits zu spät, um aus der Stadt zu verschwinden. Ganz egal wie. Sie mussten sich bis zum nächsten Morgen irgendwo verstecken. Mussten ausharren und dafür beten, dass keines der Monster sie in dieser Zeit fand und dass der Sturm an ihnen vorüberzog, ohne sie für alle Ewigkeiten mit in die Finsternis zu reißen.
    Aber wo, verdammt? Wo?
    Doch auch wenn seine Gedanken stockten, beschleunigte er seinen Schritt. Es würde ihm schon etwas einfallen, dachte er.
    Es musste ihm einfach etwas einfallen, verdammt …
    Andys Hoffnung versiegte erst , als er merkte, dass sich seine Mutter inzwischen kein Stück weit bewegt hatte. Obwohl er an ihrem Arm zog und zerrte, hatte sie sich keinen Millimeter weit gerührt.
    Was zum …?
    „Los, Mom“, sagte Andy und sah zu ihr auf, „wir müssen von hier verschwinden.“
    Doch gleich darauf sagte seine Mutter ein einziges Wort, das auf einen Schlag all seine Hoffnung über den Haufen warf:
    „Nein.“
    Nein?
    „Wir sind hier aber nicht sicher. Wir müssen weg und uns irgendwo verstecken.“
    „Nein“, sagte seine Mutter erneut, „dafür ist es schon zu spät. Es gibt in der ganzen Stadt keinen Ort, an dem er uns nicht finden würde. Wir können uns nicht vor ihm verstecken, Andy. Es ist inzwischen seine Stadt und er hat Augen und Ohren überall.“
    Und seine Klauen und Zähne ebenfalls …
    „Aber was sollen wir dann tun?“, fragt e Andy.
    Seine Stimme klang gequält und schwach und er konnte spüren, wie ihm ein neuer Schwall heißer Tränen in die Augen stieg. Dennoch gab er dem Impuls zu weinen nicht nach, sondern kämpfte dagegen an.
    U nd dieses Mal gewann er.
    Obwohl Andy in diesem Augenblick nicht genau wusste, von wem seine Mutter überhaupt sprach, so hatte er dennoch eine sehr konkrete Ahnung:
    Er , dachte Andy, war bestimmt der Anführer der Vampire. Jener erste Vampir, mit dem das gesamte Übel in Plain Rock erst seinen Anfang genommen hatte. Wenn er genau darüber nachdachte, bestand für ihn daran überhaupt kein Zweifel. Immerhin, dachte er, schließlich musste der Schrecken irgendwo seinen Anfang genommen haben.
    Dass sein vermeintliches Wissen nur aus Fakten bestand, die er aus Comics und Filmen kannte, störte Andy nicht besonders. Immerhin, dachte er, war es auch dieses Wissen gewesen, das ihn so lange am Leben gehalten hatte. Es bestand für ihn schlichtweg kein Grund, nicht weiter darauf zu vertrauen. Ganz im Gegenteil…
    Doch noch ehe er genauer auf diesen Gedanken eingehen konnte, fuhr seine Mutter fort:
    „Du musst dafür sorgen, dass er das bekommt, was er will, Andy. Denn nur dann wird er uns gehen lassen. Und auch nur dann werde ich wieder vollkommen gesund werden, mein Sohn.“
    „Aber was? Was will er, Mom?“
    Seine Mutter ging erneut neben ihm in die Hocke. Dann strich sie ihm sanft durchs Haar.
    Obwohl ihnen die Zeit inzwischen geradezu zwischen den Fingern zerrann, schaffte Andy es nicht, sich von dieser Liebkosung zu lösen. Es war einer der seltenen Augenblicke in seinem jungen Leben, von denen er sich wünschte, sie mögen ewig dauern.
    „Ich bin sehr stolz auf dich“, sagte seine Mutter schließlich, „das war ich schon immer mein Schatz. Nachdem dein Vater abgehauen ist, warst du mir eine sehr große Hilfe und ohne dich hätte ich bestimmt nicht alles so gut auf die Reihe gekriegt. Du warst ein richtiger kleiner Gentleman. Du warst der Mann im Haus und hast dich um alles gekümmert. Du hast mich immer glücklich gemacht und dafür möchte ich dir danken, Andy. Ich möchte dir danken und mich dafür entschuldigen, dass ich es nicht schon viel

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